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Markus Selg
* 1974 in Singen (D), lebt und arbeitet in Berlin (D)


Part IV_Borrowed Images

Werke in der Ausstellung | Interview



Markus Selg: Diamantenräuber, 1999
Photo: courtesy Sammlung Goetz


Werke in der Ausstellung

Alte Kralle, 2001, Digitaldruck
Gute Holzaugenseele, 2000, verschiedene Materialien
Himmel (Untergang), 2005, Digitaldruck auf Leinwand
Diamantenräuber, 1999, Inkjetprint auf Papier auf Leinwand



Interview

Karsten Löckemann: Lina Launhardt zitiert in ihrem Aufsatz Über die Wesen von Markus Selg(1) den russischen Kunstkritiker Anatoli Lunatscharski, der forderte, Geschichte in Werken nicht nur zu spiegeln, sondern zu verdichten und das mit "maximaler Ansteckungs- und Ausdruckskraft"(2). Ist das auch ein Leitspruch Ihrer künstlerischen Arbeit?
Markus Selg: Ja! Die Welt muss sich in die Werke einschreiben. Geschichte, Gegenwart und Zukunft müssen darin verdichtet werden. Kunstwerke sollten wie ein EKG an die Welt angeschlossen sein. Mir gefällt die Vorstellung eines Bildes, wie zum Beispiel bei dem Roman Das Bildnis des Dorian Gray(3), in das sich das Leben einbrennt und das alle Freuden und Schandtaten sichtbar werden lässt oder die Vorstellung, dass im Augenblick des Todes, das gesamte Leben an einem vorbeirauscht, und dann am Ende kommt das gleißende Licht. Man benötigt diese Dichte und Intensität, um ein Kunstwerk zum Leben zu erwecken. Wenn dieser Punkt nicht erreicht wird, ist es nicht hilfreich für die Menschen. Es ist dann, wie wenn ein Vampir einen Toten beißt: Man kann sich daran vergiften.

(1) Lina Launhardt: Über die Wesen von Markus Selg, in: Amnesia, Ausst.-Kat. Maschenmode Galerie Guido W. Baudach, Berlin 2004, S. 4.
(2) Anatoli Wassiljewitsch Lunatscharski (1875–1933) war im nachrevolutionären Russland Volkskommissar für das Bildungswesen. Er gilt als einer der bedeutendsten marxistischen Kulturpolitiker.
(3) Roman von Oscar Wilde (1854-1900), der 1891 erschienen ist.

Auszug aus dem Text »Der Aufbruch in ein unbekanntes Land« - Ein Gespräch mit Markus Selg, Berlin, März 2006 (Autor: Karsten Löckemann), publiziert im Ausstellungskatalog Imagination Becomes Reality Part IV_Borrowed Images