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Jörg Sasse
* 1962 in Bad Salzuflen (D), lebt und arbeitet in Düsseldorf (D)


Part I_Expanded Paint Tools

Werke in der Ausstellung | Interview


Werke in der Ausstellung

7341, 1996, 1996, C-Print, Acryl
2508, 1997, 1997, C-Print, Acryl
4328, 1995, 1995, C-Print, Acryl
3640, 1999, 1999, C-Print, Acryl
8246, 2000, 2000, C-Print, Acryl
7127, 2003, 2003, C-Print, Acryl
4013, 2002, 2002, C-Print, Acryl
2613, 2004, 2004, C-Print, Acryl



Interview

Jan Seewald: Mit dem Ausstellungszyklus Imagination Becomes Reality versucht sich die Sammlung Goetz dem Bildverständnis aktueller Kunst anzunähern. Sie sind im ersten Teil des Zyklus zusammen mit Künstlern vertreten, die unter dem Titel Expanded Paint Tools ausgestellt werden. Dieser Untertitel deutet ja bereits an, dass Künstler seit vielen Jahren den traditionellen Begriff der Malerei durchbrechen und mit neuen künstlerischen Techniken und Werkzeugen praktizieren. Ihre Werkzeuge sind Kamera und Computer, doch in Ihren Arbeiten vereinen Sie Techniken der Bildhauerei, der Malerei und der Fotografie.(1) Lösen sich Begriffe wie 'Malerei', 'Skulptur' oder 'Fotografie' langsam aber sicher auf und brauchen wir eine neue Terminologie?
Jörg Sasse: Ich bin eigentlich nicht der Meinung, dass wir neue Begriffe brauchen. Ich denke, dass es nicht hilfreich ist, eine Differenzierung nur mit den klassischen Gattungsbegriffen vorzunehmen, da man so zu sehr dem Diktat kategorisierender Begriffe unterworfen ist. Es gibt fast keinen Künstler, der nur in einer Disziplin arbeitet. Für mich ist das eine Frage, die von dem Hang der Kunsthistoriker zum Interpretieren und Sortieren herrührt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, sich einem chaotischen Zustand oder etwas, das man nicht durchschaut, zu nähern. Eine gängige Methode ist, zu überprüfen, wie das Vorhandene sortiert werden kann. Es gibt auch ganz andere Methoden. Etwa das Unfassbare zu reproduzieren, wenn man dazu in der Lage ist. Man schmeißt zum Beispiel 500 Streichhölzer auf einen Schreibtisch und versucht mit 500 weiteren Streichhölzern nachzubauen, was da vor einem liegt. Das führt schnell zu Erkenntnissen, die man nicht findet, wenn man versucht zu sortieren: Bei welchem ist der Kopf klein? Bei welchem ist er lang? Bei welchem gibt es Beschädigungen? Welches ist das perfekte Holz? Gibt es das überhaupt bei 500 Streichhölzern? Wenn man versucht das Chaos nachzubauen, wird man strukturelle Erfahrungen dabei machen. Durch den Versuch zu duplizieren wird man herausfinden, was die Einzigartigkeit des bereits daliegenden Haufens ist. Sie liegt nicht darin, dass er zunächst nicht begreifbar oder überschaubar ist, sondern sie liegt darin, wie die Konstruktion sich ereignet hat, in diesem Fall durch Zufall.

(1) Dazu Annemarie Hürlimann: In der Schwebe, www.c42.de/aharc.html: "[Sasses] Arbeitsweise gleicht im Reduzieren der des Bildhauers, im Manipulieren und Retouchieren der des Fotografen, im Farbmischen der des Malers, doch seine Werkzeuge sind nicht Meißel, Kamera oder Pinsel, sondern Maus und Monitor, die ihm andere künstlerische Möglichkeiten eröffnen. Ein lockerer oder dichter 'geknüpftes' Pixelnetz überzieht die Bildoberfläche und macht sie ungleichmäßig durchlässig und kompakt, lässt Formen und Motive scharf und unscharf, Farben kräftig und flau erscheinen, so dass man meint, das Bild sei gerade im Entstehen oder in der Auflösung begriffen."

Auszug aus dem Text »Streichhölzer, Sperrmüll und van Gogh« - Ein Gespräch mit Jörg Sasse in Düsseldorf, April 2005 (Autor: Jan Seewald), publiziert im Ausstellungskatalog Imagination Becomes Reality Part I_Expanded Paint Tools