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Nigel Cooke
* 1973 in Manchester (GB), lebt und arbeitet in London (GB)


Part III: Talking Pictures

Werke in der Ausstellung | Interview



Nigel Cooke: Cryptoveldt, 2003
Photo: courtesy Sammlung Goetz
Wilfried Petzi, München


Werke in der Ausstellung

Thinking, 2004/2005, Öl auf Leinwand
Silva Diablo, 2005, Öl auf Leinwand
Cryptoveldt, 2003, Handkolorierte Radierung auf Papier



Interview

Stephan Goetz: Mich interessiert die Frage nach deiner Bildersprache, die Frage, worauf sich die Bilder beziehen. Deine Gemälde sind nicht abstrakt, sondern beziehen sich auf bestimmte Dinge, von denen du einige veränderst, so dass sie keine konkreten Objekte mehr sind. Die Frage lautet also: Welche Rolle spielt dieser Bezug zur realen Welt für das, was du tust, oder welche Rolle spielen bestimmte Dinge in deinen Bildern? Die Dinge, die ich wiedererkenne, welche Rolle spielen sie? Denn einige deiner Landschaften kenne ich nicht oder kann sie auch gar nicht kennen, da sie manchmal bizarr oder abstrakt sind. Aber welche Rolle spielen dann plötzlich eine Brille oder eine Frucht oder etwa die Köpfe?
Nigel Cooke: Ich glaube, bei dieser Gruppe von Werken ist genau das der entscheidende Punkt: Bilder wie Thinking, 2004/05, das Bild mit dem großen Gehirn, haben viel mit den alltäglichen Dingen in der Umgebung des Ateliers und der Welt insgesamt zu tun. So sind einige dieser Dinge in Thinking fast so etwas wie Utensilien aus diesem Atelier, wie Bücher hier und dort, wie Sammlungen von naturgeschichtlichen Gegenständen, Totenschädeln, Zähnen, Insekten in Behältern, Glühbirnen, die an einem Draht herabhängen wie in einem Atelier von Philip Guston. Daneben finden sich eine Weinflasche, ein riesiges Buch mit leeren Seiten, eine Schale mit verfaulenden Früchten. Irgendwie sieht es wie ein typisches Atelierbild aus. Beim Malen trage ich eine Brille, und da eines der Brillengläser zerbrochen ist, wurde dieses Motiv ebenfalls ein Teil des Bildes, weil es dieses Gefühl eines intensiven, intimen Arbeitsprozesses festhält. Außerdem ist das zerbrochene Glas Ausdruck einer Art melodramatischen Schmerzes. Das Bild vermittelt das Gefühl der Vertrautheit mit den Gegenständen in meiner Umgebung, während ich an dem Werk arbeite. Ich habe daher immer das Gefühl, dass dieses Gemälde ein Atelier ist, doch das Atelier umschließt die Landschaft, nicht umgekehrt. Es ist in etwa eine Umkehrung, die Landschaft ist die kleinere Sache und das Atelier die größere.

Auszug aus dem Text »Eine andere Autorenstimme im Gemälde« - Ein Gespräch mit Nigel Cooke, London, April 2005 (Autoren: Ingvild und Stephan Goetz), publiziert im Ausstellungskatalog
Imagination Becomes Reality Part III: Talking Pictures