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unangenehm

Author:   Christoph Pingel  
Posted: 29.01.2003; 22:45:41
Topic: unangenehm
Msg #: 35 (Erste Nachricht zum Thema)
Prev/Next: 34/36
Reads: 4992

Warum macht es mich rasend, so etwas zu lesen? Der SPIEGEL zitiert über US-Außenminsiter Powell: »Wir hoffen, dass in den kommenden Tagen, wenn wir das gemeinsam diskutieren, die deutsche Öffentlichkeit und ihre Führer das Ganze in einem anderen Licht betrachten und, so unangenehm wie Krieg auch ist (...) verstehen, dass es manchmal nicht möglich ist, Krieg zu vermeiden, wenn man dem Bösen gegenübersteht, wie es Saddam Hussein verkörpert.«

Was mag er wohl auf Englisch gesagt haben für »unangenehm« - inconvenient? Unangenehm? Krieg ist »unangenehm«? Wovon spricht der Mann? Von den Resten seines Gewissens, die sich hin und wieder doch noch bemerkbar machen? So wie ein leichtes Brennen beim Wasserlassen oder das Gefühl, das man in neu gekauften Schuhen hat, an die man sich noch gewöhnen muß?

Was er sicher nicht meinen kann, ist der Horror, sein Leben, seine Zukunft oder seine Familienangehörigen zu verlieren. Oder sein Augenlicht oder seine Beine oder seine Eingeweide oder seine Gesichtszüge oder seine Augen und Ohren oder sein noch nicht oder gerade geborenes Kind. Oder seinen Verstand. Dafür ist unangenehm das falsche Wort.

George Bush verkündete kürzlich stolz, man könne am ersten Tag der »Kampagne« (solche Euphemismen bringen mich zur Weißglut) dreihundert oder vierhundert Cruise Missiles auf Bagdad abschießen, soundsoviel mal mehr als damals beim ersten Golfkrieg, und, so fügte er stolz hinzu, es werde in ganz Bagdad keinen sicheren Platz geben.

Wie groß dürfte die Wahrscheinlichkeit sein, als Bewohner Bagdads im Falle eines Krieges ums Leben zu kommen? Wenn der Krieg kommt, überlebt einer von zehn den Sommer nicht, grob geschätzt. Was würde ich tun, wenn ich wüßte, daß die Chancen für mein Überleben eins zu zehn stehen? Was würde Herr Powell tun?

Ja, das macht mich rasend, das Wort »unangenehm« für die Ankündigung des willkürlichen Todes für so viele Menschen.

Und daß er so schöne Wörter wie »hoffen« oder »Licht« benutzt, wenn er davon spricht, daß er demnächst irgendwelche Lügen oder Halbwahrheiten auftischen wird, um uns zu Mittätern zu machen. Was sind das für Leute? Reden die so, weil ihr Land vor Waffen starrt? Glauben sie, daß ihre erbärmlichen »Beweise« (die vor einem Gericht wahrscheinlich nicht einmal zur Aufnahme des Verfahrens reichen würden) irgendjemanden deshalb mehr beeindrucken, weil dem Denken mit der Androhung von Gewalt nachgeholfen wird? Oder des Entzugs von Wirtschaftshilfe?

Herr Powell, wenn ich Sie wäre, dann würde ich vor Skrupeln die meiste Zeit über der Kloschüssel hängen und kotzen. Aber ich habe ja nicht Ihren Job.