Blurting in A & L: Art & Language und Kontextinvestigation
von Thomas Dreher
I Art & Language
I. 1 Geschichte einer Künstlergruppe
I.2 »Functional Change«
II »Concept of Alternatives«
II.1 »The Paradigm-Shift«
II.2 »Comparative Models«
II.3 Index-Systeme
III Blurting in A & L
III.1 Entstehung und Form
III.2 »A learning context«: »Proceedings«
III.3 Ontologische Relativität
III.4 Neue Rhetorik
III.5 Innenbrechung für erweiterte Umweltbezüge
III.6 »Problematik der Ideologie«
IV Sozialkritik
IV.1 The Fox
V Quellen
V.1 Literatur
V.2 Anmerkungen
I Art & Language
I. 1 Geschichte einer Künstlergruppe
Am Coventry College of Art (heute: Faculty of Fine Art, Coventry University) lernen sich 1965 Terry Atkinson (*1939) und Michael Baldwin (*1945) kennen. Ende 1966 beginnt die Zusammenarbeit beider:
Es entstehen erste Texte und Zeichnungen in Form von Diagrammen und Landkarten. Baldwin hatte bereits mit Spiegeln und Texten gearbeitet; diese Präsentationsweisen bildeten für die Zusammenarbeit mit Atkinson eine wichtige Basis.
In den Texten von Atkinson und Baldwin werden methodische Fragen behandelt, die überwiegend auf analytischer
Philosophie basieren. November 1967 wird auf Betreiben von Robert Smithson Baldwins
Text »Remarks on Air-Conditioning« im Arts Magazine publiziert. 1
David Bainbridge und Harold Hurrell stellen kybernetische »Models« 1967 in
ihrer »Hardware Show« (in der Londoner »Architectural Association«) aus. Die
Ausstellung führt zur Zusammenarbeit zwischen Atkinson, Baldwin, Bainbridge
und Hurrell. 2 Die vier Künstler gründen im Mai 1968 die Art
& Language Press (Coventry), die Texte - signiert und in
limitierter Auflage - publiziert.
1963/64 treffen sich Ian Burn (1939-1993)
und der Engländer Mel Ramsden (*1944) zum ersten Mal in Melbourne/Australien.
Ende 1964 zieht Ramsden nach London, 1965 folgt Burn. 1966 arbeiten Burn und
Ramsden zum ersten Mal - in »Soft-Tape« - zusammen. 3 1967 ziehen
beide nach New York: Burn im Juli und Ramsden im Oktober.
Mit Roger Cutforth (*1944) bilden Burn
und Ramsden die »Society for Theoretical Art and Analysis«, in deren »Proceedings«
4 1969-70 Fragen, wie der Status von Kunst ohne Rückgriffe
auf Form- und Objekteigenschaften definiert werden kann, erörtert werden.
Im Mai 1969 erscheint die erste Nummer der Zeitschrift »Art-Language«
mit Texten von Atkinson, Bainbridge und Baldwin sowie von Dan Graham, Sol LeWitt
und Lawrence Weiner. Eine Kopie dieser Nummer zeigt der Galerist Seth Siegelaub
Juni 1969 in New York Ian Burn. Ab der zweiten Nummer (Februar 1970) erscheinen
in »Art-Language« auch Texte der New Yorker Künstler/Autoren Burn und Ramsden.
In
der Gruppenausstellung »Language III« zeigt die New Yorker Dwan Gallery im Juni
1969 auch zwei Künstlerbücher, »22 Sentences: The French Army« (1967) von Atkinson
und Baldwin sowie »Six Negatives« (1968/69) von Burn und Ramsden: Eher zufällig
ergibt sich dieser erste öffentliche 'Auftritt' der englischen und amerikanischen
Mitglieder von Art & Language. 5 April 1970 erscheinen im Katalog
zur Ausstellung »Conceptual Art and Conceptual Aspects«, die das New York Cultural
Center organisiert, einige Texte der englischen und amerikanischen Mitglieder
von Art & Language. 6 Diesen ersten gemeinsamen musealen Auftritt
der englischen und amerikanischen Mitglieder der Künstlergruppe veranlassten
Ian Burn und Joseph Kosuth, die an der Ausstellungsorganisation mit kuratorischen Tätigkeiten
beteiligt waren. 7
I.2 »Functional Change«
Ian Burns Artikel »Conceptual Art as Art«
erschien 1970 in »Art and Australia« und lieferte einen frühen Überblick über
die Konzeptuelle Kunst:
Once art ist abstracted from its form of presentation and becomes strictly
the artist's idea of art, it can, like science and philosophy, become serious
and completely concerned with its own problems...one could separate the analytic
or strict Conceptual Art from the work which is of a Conceptual appearance
by stating that the intention of the former is to devise a functional change
in art, whereas the latter is concerned with changes within the appearance
of the art. 8
Allerdings hatte dieser »functional change
in art« doch mehr mit Fragen der Präsentationsform zu tun, als Burn dies 1970
zugestehen wollte - und dies »Soft-Tape« (s. Kap. I.1) 1966
bereits zugestand: Ein Casettenrecorder präsentiert einen Text mit einer gerade
so lauten Stimme, dass sie Besucher aus normaler Distanz erkennen. Die Stimme
ist aber so leise hörbar, dass der Text nur aus geringer Distanz zur Tonquelle
verstehbar ist. So ist unter anderem zu hören:
We suggest that an observer's relation to an art-work cannot be a formal
one; if observation is to be assigned a more active role it must be a functional
one. 9
Beobachtung und Konzeptualisierung sind
nicht trennbare Aspekte eines Prozesses: Durch Konzeptualisierung ist Wahrnehmung
- schrieb Burn 1968 in »Altered Photographs« - in mehrere Beobachtungsebenen
mit unterschiedlichen Abstraktionsstufen ausdifferenzierbar beziehungsweise
Wahrnehmung fand nie anders statt als in Prozessen der Bildung von Wahrnehmungsschemata
(s. Kap. III.3) und eines »grid« aus »levels or stratifications«:
"...it's the grid which structures our perceiving.« 10
Terry
Atkinson stellte 1969 in seiner »Introduction« zur ersten Nummer von »Art-Language«
den Modellfall eines Textes vor, der wie eine Zeichnung auf Papier in einem
Glasrahmen präsentiert wird. 11 Mit der Textarbeit »Print
(2 sections A & B)« (1966) 12 stellte der so ausgestellte
Text selbst Fragen nach seinem Status am Ort seiner Präsentation: Wird er durch
seinen zweidimensionalen Träger - das weiße Papier - zum Kunstwerk oder führt das Werk als Text die Konsequenzen vor, die für die Konzeption/Funktion
von Kunst aus Marcel Duchamps Ready-Mades zu ziehen waren: Nicht nur formale
Gattungskriterien (Malerei, Skulptur, Zeichnung) wurden für die Bestimmung des
Status Kunst problematisch, sondern generell morphologische Kriterien. 13
Fragen der Bestimmung
von Kunst durch Einzigartigkeit, vor allem durch handwerkliche Fertigkeit und
visuelle Erscheinung, sind mit Objektkunst durch Fragen der Wahl von Objekten
ersetzt worden: Die Objekte müssen keine Unikate sein und die Wahl muss nicht
kunstspezifischen Kriterien folgen. In Objektkunst spielen semantische Kriterien
der Auswahl (zum Beispiel von einzigartigen oder reproduzierten Gegenständen
als Relikte oder Waren) sowie die Art und der Ort der Präsentation eine mindestens
ebenso große Rolle wie die visuelle Erscheinung. Nachdem Fragen der Definition
von Kunst und der Selektion von ausstellbaren Objekten mittels morphologischer
Kriterien problematisch wurden, ist künstlerische Arbeit nicht mehr auf einen
mit phänomenalen Kriterien erfassbaren Objektbereich beschränkbar. Setzt ein
Künstler das etablierte »framework« 14, das die Funktion von
Kunst an die Präsentation von Objekten in Ausstellungen bindet, nicht mehr als
gegeben voraus, dann kann er seine Arbeit darin sehen, nach einem alternativen
»framework« für die Funktion von Kunst zu suchen. Diese Suche kann mit einer
Analyse der sozialen und ökonomischen Rahmenbedingungen der »Institution Kunst«
15 inklusive Kunstkritik, Kunsthandel und Museumsorganisation
beginnen.
Die ihre eigenen Voraussetzungen im Kontext Kunst prüfenden
Texte von Art & Language können von ihren Autoren in den Kunstbereich so wieder
eingeführt werden, dass sie als Resulate künstlerischer Arbeit erkennbar werden:
Durch den Werktext wird innerhalb des »framework« Werk in der Ausstellung das
umfassendere »framework« der institutionellen Rahmenbedingungen von Kunst (inklusive
Ausstellungen) hinterfragt. Burn und Ramsden stellen diese Zusammenhänge 1970
so dar:
Our strategy
is to maintain that this work, i.e., the arguments maintained in this paper,
not be simplistically a member of the aggregate art-work, but rather that
it be an inquiry into the mode of these arguments vis a vis their status as
art-work. Such a strategy may hold forward some expanded notion of the function
of art-work. 16
...the operating of art is a network for which galleries, social convention,
art criticism and art theory etc. ought all to be taken into account; all
of which may be open to possible clarification, and all of which operates
as part of the 'hard core' sustainers, which are the prime concern of art.
17
II
»Concept of Alternatives«
II.1 »The Paradigm-Shift«
Terry
Atkinson wertete 1970 in »From an Art & Language Point of View« vor- und konzeptuelle
Werke von seinem Standpunkt aus ab. 18 Atkinson bezog klassische
philosophische Ansichten über materielle Gegensände (George Berkeley, John Locke,
René Descartes) in seine Unterscheidung von materiellen makroskopischen und
theoretisch zu rekonstruierenden mikroskopischen Gegenständen ein. Die von ihm
vorgestellte Ontologie makroskopischer Gegenstände sollte Analogien für die
Rekonstruktion von Eigenschaften nur mikroskopisch wahrnehmbarer Gegenstände
liefern. 19 Diesen Ansatz gab Atkinson als »meta-position«
in Gegenstandsfragen aus, die Art & Language einnehmen. 20
Michael Baldwin kritisiert in »Atkinson and Meaninglessness«
dessen Artikel »From an Art & Language Point of View". Baldwin weist darauf,
dass die Platzanweiser-Position von Atkinson aufzugeben sei, da ihr die Legitimation
fehle, und stellt als Begründung die grundsätzlichen Probleme vor, die die Anforderung
der Widerspruchsfreiheit von Systemen nach wie vor stellt:
It is fairly clear that Atkinson moves with logical orthodoxy.
This is associated with a formalist programme. But formalism doesn't work
either[.] Godel's theorem, has shown that for 'wider' systems, completeness implies
contradiction. 21
Aus theoretischen Gründen wird das Programm eines Denkrahmens
aufgegeben, der widerspruchsfrei sein soll:
The problem shifts from one of 'refutation' or 'prohibition'
to a problem of admitting or resolving inconsistencies between associated
'theories'. 22
Damit fällt auch Atkinsons Anspruch auf eine »meta-position«
von Art & Language in kunsttheoretischen Fragen.
Aus
diesem 1970 erreichten Diskussionsstand ziehen 1971/72 die englischen und amerikanischen
Mitglieder von Art & Language folgende Konsequenzen: Thomas Samuel Kuhns Unterscheidung
zwischen »normal science« und »philosopher of science« 23
wird in die Unterscheidung zwischen »normal criticism« 24
einer »normal art« 25 einerseits und einer Kunsttheorie andererseits
übersetzt, die sich an erkenntnistheoretischen Möglichkeiten orientiert. Der
erkenntnistheoretisch orientierte Diskurs ersetzt Paradigmen des »normal criticism«
durch Alternativen, die im Vergleich durch bessere Argumente nicht eliminierbar
sind. Eine Geschichte der Fortsetzung eines Wechsels der Kunstparadigmen - zum
Beispiel von Malerei zur Objektkunst, von abstraktem Expressionismus zur Pop
Art, und schließlich zur Konzeptuellen Kunst 26 - wird von
den Mitgliedern von Art & Language abgelöst durch eine Kritik der von einem
»normal criticism« gestützten »normal art«. Die Kritik des »normal criticism«
führt zur Problematisierung der Rahmenbedingungen, die eine Kunstgeschichte
des Wechsels der Kunstparadigmen in der Nachkriegskunst unterstützten.
Die Problematisierung der Rahmenbedingungen setzt im Diskurs
von Art & Language eine Anhebung der Kritik auf das Niveau des »philosopher
of science« voraus. Die Anhebung des Reflexionsniveaus auf »theory-trying« soll
verhindern, dass die Diskussion von Alternativen in neue Paradigmenwechsel münden
kann: Der Stilisierung zum allein maßgeblichen System, zum Paradigma, wirkt
die Spannung zwischen Alternativen entgegen, da sie den Diskurs über methodologische
Fragen offen hält. 27
Thomas
Samuel Kuhn, Karl Raimund Popper und Imre Lakatos stellen Prozesse der Ersetzung
einer Theorie durch eine neue verschieden dar: Nach Popper ist Falsifikation
die Voraussetzung für eine Ablösung 28, während nach Lakatos
ein nur teilweise bewährter »Gehaltsüberschuß« bereits ausreicht. 29
Kuhn dagegen stellt den Prozess der Ablösung einer Anomalien aufweisenden Theorie
durch eine neue als irrationalen Prozess vor, der von der Entscheidung von Wissenschaftlern
abhängt, im Stadium einer noch unvollständigen Beweisführung auf die neue, besser
erscheinende Theorie umzusteigen. 30 Die Versionen von Popper
und Lakatos werden von Mitgliedern von Art & Language mehrfach erwähnt, während
Kuhns Konzept des Paradigmenwechsels eher für die Rekonstruktion eines Zustands
des Kunstbetriebs eingesetzt wird, den es zu beenden gilt. 31
Zur Begründung des »concept of alternatives« verhilft Lakatos' und Paul Karl
Feyerabends Aufforderung, mit Gegenkonzepten in »a pluralistic methodology«
verschwenderisch umzugehen:
We must...proceed dialectically, i. e.,
by an interaction of concept and fact (observation, experiment, basic
statement, etc.) that affects both elements...Do not work with stable
concepts. 32
Die amerikanischen
Mitglieder von Art & Language stellen in »Comparative Models, Version 2« (1972)
(s. Kap. II.2) »the interplay of alternatives« als entscheidendes
Kriterium einer Veränderung des zeitgenössischen Kunstbetriebs vor 33,
dessen von Atkinson und Baldwin skizziertes »materialist-character/physical-object
paradigm« 34 abgelöst werden soll.
II.2 »Comparative Models«
Ian Burn und Mel
Ramsden kritisieren in »Comparative Models« zwei Nummern der Zeitschrift Artforum:
In »Version 1« die Ausgabe von December 1971 und in »Version 2« die Ausgabe
vom September 1972. 35 In »Version 1« präsentieren Burn und
Ramsden ihre Kommentarseiten zwischen den (z. B. in drei Zeilen angeordneten)
Seiten des Artforum. Orange Klarsichtfolien bedecken Kommentare und kommentierte
Textteile. In »Version 2« werden die Seiten des Artforum in einer Linie aufgehängt,
die sich nach Hängeplan auf drei Seiten eines Ausstellungsraumes erstrecken
können. Abweichend von diesem Idealfall können die Seiten aber auch auf Wände
mehrerer Räume verteilt werden. 36 Die kommentierenden 11
Textseiten erscheinen - so zeigt dies der Hängeplan - über oder unter den kommentierten
Seiten. Die Kommentare werden im Hängeplan als »Annotation« bezeichnet.
In »Version 1« steht Artforum als Medium
für Kritiker des »modernism« - besonders prominent waren Clement Greenberg,
Michael Fried und Rosalind Krauss - im Zentrum der Kritik. Das Artforum wird
als Instanz einer monoparadigmatischen Kunsttheorie ausgewiesen. Diese Kunsttheorie
verteilt, indem sie materielle Gegenstände als Resultat künstlerischer Arbeit
vorschreibt, auch die Plätze zwischen Kritikern und Künstlern. 37
Die Kunsttheorie des »modernism« verteidigt ihren Platzanweiseranspruch, indem
sie sich als Expertenkultur ausweist. Diese Expertenkultur vertritt eine normative
formalistische Ästhetik, die Pop Art, Minimal Art und andere Richtungen ausgrenzt. 38
Burn und Ramsden kritisieren die durch Artforum etablierte,
andere Konzeptionen künstlerischer Arbeit ausschließende Funktion des »modernism«
im Kunstbetrieb. Artforum und das »concept of alternatives« (s. Kap. II.1)
werden in »Comparative Models« als Gegenmodelle des Kunstbetriebs vorgestellt.
Mit der 'Kritik der Kunstkritik' mittels Annotation von Künstlern
widerspricht »Comparative Models« der Rollenverteilung zwischen Kritikern und
Künstlern, die die modernistische Kunsttheorie festzuschreiben versucht. Indem
das »model of a possible art-world« das »established model« als zu kritisierenden
Gegenstand enthält, haben Burn und Ramsden die Rollen zwischen Kritisierendem
und Kritisiertem vertauscht. Wird dieser Rollentausch zwischen Künstler
und Kritiker im Kunstkontext ausgestellt, so wird im etablierten institutionellen
Rahmen dessen mögliche Veränderung antizipiert: Die Praxis der Dekonstruktion
normativer Geltungansprüche und mit ihnen verbundener sozialer Prozesse beginnt
mit der künstlerischen Einbettung der kritischen Argumentation in den zu
verändernden Kontext.
In »Version 2« wird
die Artforum-Ausgabe zum zehnjährigen Jubiläum kommentiert. In dieser Ausgabe
sind unter anderem Rosalind Krauss' »A View of Modernism« - eine Weiterentwicklung
von Auffassungen des »modernism« zu dem (von Greenberg und Fried exkludierten)
'filmischen Sehen' 39 - , Max Kozloffs Kritik Konzeptueller
Kunst (»The Trouble with Art-as-Idea«), Lawrence Alloways »Network: the Art
World described as a System« und Francis V. O'Connors »Notes on Patronage: the
1960s« erschienen. Ian Burn und Mel Ramsden haben diese Texte mit Annotationen versehen. Außerdem haben Michael Corris (*1948) und Terry Smith (*1948) mitgearbeitet.
Krauss'
und Kozloffs Beiträge werden mit Thesen über die "'theory-ladenness' of experience«
40 annotiert. Die Annotierenden können die Theoriebeladenheit
von Erfahrung sowohl mit ihrer eigenen reizorientierten, an Bertrand Russell
und Willard van Orman Quine (s. Kap. III.3) ausgerichteten
Referenztheorie belegen, als auch mit Thomas Samuel Kuhns Erörterung der Relationen
zwischen Wahrnehmungsprozessen und Paradigmen. 41 Die Annotierenden
setzen die Theoriebeladenheit der Wahrnehmung gegen die These einer angeblich
theoretisch nicht vorbelasteten Erfahrung, wie sie von Kritikern des »modernism«
wie Greenberg vertreten wurde - und in Krauss' Weiterentwicklung schon ihre
Abhängigkeit von Konzeptionen der Wahrnehmungsprozesse zeigt - , und wie sie
von Max Kozloff in seinem Vorwurf, dass sich Konzeptuelle Kunst mittels beliebiger
theoretischer Statements indifferent gegenüber Erfahrung verhalte, erneut vertreten
wird 42:
There is exemplified through Artforum an overt appeal
to 'experience', an appeal which assumes that experience is a 'fact of nature'
rather than a relatively localized means of knowing. Experience is not a thing-in-itself
but depends on being 'known by us'. In short, it is dependent on some means
(paradigms, theories) of interpretation. 43
Die Beiträge in Artforum werden als »one
set of monolithic categorical paradigms« 44 charakterisiert,
der einen Dialog zwischen Alternativen verhindere:
An Art & Language 'programme' may be developed
non-paradigmatically - issuing from open pluralistic and alternate generating
procedures. 45
Alternative unhintergehbare Sehweisen
können nach Quine nicht in der gleichen Weise nebeneinander existieren wie verschiedene
Kunsttheorien. Die Sehweisen sind in einem sozialen Kontext erlernt und nur
bedingt diskursfähig. Es ist aber über Modelle der Wahrnehmungsprozesse diskutierbar,
wie Sehweisen und Gesehenes zusammenhängen (s. Kap. III.3).
Nach Kuhn sind Paradigmen und Sehweisen eng miteinander verbunden und ändern
sich mit dem Paradigmenwechsel: Dies sind Sehweisen im Rahmen der Forschung,
die von den vorwissenschaftlichen, unhintergehbaren und früh in einem sozialen
Umfeld erlernten Sehweisen darin zu unterscheiden sind, dass sich aus neuen
Theorien neue Sehweisen ergeben: Beide sind auf ihre Weise 'theoriebeladen'.
46
II.3 Index-Systeme
Eine Übersicht über die Arbeiten der
Mitglieder von Art & Language präsentieren die acht Karteikästen des »Index
01« von 1972, der auf der documenta 5 in Kassel zum ersten Mal präsentiert wurde.
47 Die Metallkästen mit sechs Auszügen enthalten Karteikarten
mit Texten der Mitglieder von Art & Language, die in »Art-Language«, »Analytical
Art«, Kunstzeitschriften und Katalogen publiziert wurden. Außerdem sind Manuskripte
aufgenommen worden.
Für den »Index 01« wurden alle Texte in Textabschnitte zerlegt
und jeder Abschnitt mit Indices versehen. Auf den die vordere Außenfront der
Karteikästen bildenden Schmalseiten der Auszüge sind die Indices verzeichnet,
die auf den Texten der Karteikarten in den Auszügen wiederkehren. Gruppenin-
und -externe Leser haben die Relationen zwischen Indices mit den drei Werten
"+", "-" und »T« versehen, die für »kompatibel«, »inkompatibel« und 'nicht vergleichbar'
stehen. Diese Bewertungen befinden sich auf Fotoabzügen an den Wänden. Für jeden
Index (erste Spalte) sind dort die Bewertungen (dritte Spalte) von mit Nummern
versehenen Lesern (zweite Spalte) zu finden. Über das Bewertungssystem gibt
ein »Key« Auskunft, der sich im obersten Auszug jeden Metallkastens befindet.
Die Verknüpfung zweier Indices oder Konstituenten,
die beide den Wert "+" haben, hat ebenfalls den Wert "+". Haben die beiden zu
verknüpfenden Indices die Werte "+" und "-", dann hat auch die Verknüpfung den
Wert "-". Die Verknüpfung von Indices, die mit »T« bewertet sind, mit Indices,
die nicht mit »T« (sondern mit "+" oder "-") bewertet sind, nimmt den Wert an,
der nicht »T« ist. Dies wurde allerdings von Mitgliedern von Art & Language
kontrovers diskutiert. 48
Besucher können die Textstellen in den Auszügen und ihre
Bewertungen an den Wänden aufeinander beziehen. »Index 01« stellt zwischen den
Texten der Gruppe Bezüge her und provoziert Leser, diese Bezüge auf die im »Key«
vorgeschlagene Weise zu bewerten, wie das die Modellleser für die Notationen
der Fotoabzüge getan hatten, und Alternativen zu diesen Notationen herzustellen. Leser werden aufgefordert, Pfade durch die Texte in den Karteikarten zu finden und eigene Wertungen vorzunehmen. Zwischen Modellleser-Wertungen sowie zwischen eigenen
und Modellleser-Wertungen können ebenfalls Bezüge hergestellt werden.
Im
»Index 02«, der wenig später in der Gruppenausstellung »The New [British] Art«
in der Londoner Hayward Gallery zum ersten Mal gezeigt wurde 49,
wird das Präsentationssystem des »Index 01« systematisiert. Das System des Wall-Display
basiert auf sechs Matrix-Blättern, die Wertungen von sechs Lesern auflisten.
Die Indices aller kompatiblen Abschnitte sind unter "(+)" aufgeführt, die Indices
aller inkompatiblen Abschnitte unter "(-)" und die Indices der Abschnitte, deren
Wertung dahin gestellt bleibt, unter "(T)". Die sechs Matrix-Blätter werden
so oft reproduziert, bis genügend Blätter vorhanden sind, dass jeder Index,
der in einer der "(+)"-Indicesgruppen aufgeführt wird, als Überschrift über
den Blättern erscheinen kann. In der "(+)«-Gruppe ist der Index, der in der
Überschrift erscheint, mit Tipp-Ex ausgestrichen worden.
Die Wertzuteilungen des »Index 02« achten auf formallogische
Kriterien der Symmetrie und der Transitivität:
Symmetrie: Wenn n mit n + 1 kompatibel ist, dann ist
auch n + 1 mit n kompatibel. Transitivität (Beispiel): Wenn n und n + 1 kompatibel
sowie n + 1 und n + 2 inkompatibel sind, dann ist auch n + 2 inkompatibel
mit n. 50
Relationen zwischen Bewertungen von Relationen auf den sechs
Matrix-Blättern werden beim »Index 02« interessant: Vergleiche zwischen Wertungen,
die von verschiedenen Lesern stammen, erlauben Rückschlüsse auf miteinander
nicht verträgliche Wertungen. So kann auch jeder folgende Leser seine Wertungen
auf Verträglichkeit mit den Wertungen der Modellleser überprüfen. 51
III
Blurting in A & L
III.1
Entstehung und Form
Bei der Ausführung der Kasseler Installation des "Index
01" (s. Kap. II.3) arbeitete Mel Ramsden zusammen mit
Michael Baldwin und Joseph Kosuth. Das Projekt "Blurting in A & L"
wurde 1973 von allen Mitgliedern von Art & Language, ob sie nun in New York
oder England lebten, als Konsequenz aus Implikationen der ersten beiden Index-Systeme
(s. Kap. II.3) verstanden. Mitglieder von Art & Language
betrachteten "Index 01" und "Index 02" wurden als Konversationsmaschinen,
die sich zugleich auf sich selbst wie auf die Welt bezogen. Die Index-Systeme
wurden als Modelle für reflexive und nicht-reflexive Erweiterungen der
Gespräche aufgefasst. "Index 01" und "Index 02" wurde
von den Mitgliedern, die sie erstellten, als Modelle für "a place
to work" betrachtet - als Ort, der "production-as-reflection"
enthält. Die Index-Systeme wurden als "home for homeless art"
52 beschrieben. Die Folgen des Documenta Index (01) und des
Hayward Index (02) waren, dass die Mitglieder von Art & Language ihre Diskussionsformen
zu hinterfragen begannen. Die New Yorker Mitglieder von Art & Language wollten
die Diskussionsbasis erweitern.
Am Manuskript für
»Version 2« von »Comparative Models« (s. Kap. II.2) waren
bereits Michael Corris 52 und der aus Australien stammende
Kunsthistoriker Terry Smith beteiligt. Preston Heller und Andrew Menard, beide
1972 Studenten am Pratt Institute in Brooklyn 53, rechtfertigten
Februar 1973 im Artforum die Ausgangspunkte von Art & Language gegen Max Kozloffs
»The Trouble with Art-as-Idea« (s. Kap. II.2). In »Blurting
in A & L« erschienen 1973 Corris, Heller, Menard und Smith als Koautoren neben
Burn und Ramsden. 54 Joseph Kosuth lieferte in fünf Monaten
drei Zitate als Annotations. 55
"Blurting in A & L" wurde als Zusammenarbeit
zwischen amerikanischen und englischen Mitgliedern ausgeführt, wobei das
Projekt der Index-Systeme aufgegriffen und erweitert wurde. Es gab zwei Initiativen,
die den Begriff "Blurting" verfolgten, wobei die New Yorker Initiative
zum Thema dieses Abschnitts führte, während die andere das Projekt
Blurting
x (index al) als "Going-on" in Großbritannien verfolgte.
Beide Initiativen waren für alle Mitglieder von Art & Language für
Kritik und Veränderungen offen.
Die Mitglieder von A & LNY
antworteten auf die Index-Systeme (s. Kap. II.3) mit einer Praxis der Annotation statt eines Diagramms mit
»Annotations«. Die »Annotations« entstanden zwischen
Januar und Juli 1973 als Kommentare zu einem »set of short statements or remarks«
(s. S.1). Corris und Ramsden
ordneten den 408 »annotations« oder »blurts« 56 »subject-headings«
zu. Diese »user oriented landmarks« (S.2)
wurden alphabetisch sortiert und nummeriert. Dank der Ziffern sind auch »blurts«
mit identischen »landmarks« unterscheidbar.
Unter jedem »blurt« erscheinen Verweise zu anderen »blurts«
in zwei Gruppen: Die mit einem Pfeil gekennzeichnete Gruppe verweist auf die
»blurts«, deren Bezug als »implication« (s. u.) bezeichnet wird und die »a strong
context« (s. S.2,10)
bilden, weil ihre Zusammenhänge den eintragenden Modelllesern schlüssig erschienen.
Unter "&" sind »blurts« aufgelistet, welche nur lose mit dem »landmark« verbunden
sind, und den Leser auch aus dem »strong context« herausführen können. Kein
Verweis erscheint gleichzeitig in der Pfeil- und "&"-Gruppe einer »annotation«.
In der Einleitung wird dies als Angelegenheit einer »Wahl«/»choice«, nicht als
»dialectical negation between '&' and '[arrow]'« vorgestellt (s. S.5).
»Comparative Models«
(s. Kap. II.2) präsentieren die Relation Artforum/Art &
Language als Dialog, den der Leser als 'Dialog mit der Präsentation eines Dialoges'
fortsetzen kann. Die Index-Systeme von 1972 (s. Kap. II.3)
präsentieren den Diskurs von Art & Language als von Modelllesern bewerteter
'Dialog' und versetzen weitere Leser in die Situation, zwischen Modelllesern-Notationen
und dem 'Dialog' zwischen Abschnitten des Diskurses von Art & Language Bezüge
herstellen zu können. »Blurting in A & L« versucht, die Inhalte der Karteikästen zu einem (teilweise) selbstbezüglichen und reflexiven Diskurs zu erweitern, der eine informelle Version des Wall-Display enthält. Es versetzt den Leser in die Situation,
den 'Dialog mit der Präsentation eines Dialoges' 57 'gegen'
oder 'neben' oder 'mit' offerierten »pathways« fortzusetzen. Kompatibilitätskriterien
für Relationen zwischen Relationen des »Index (02) II« (s. Kap.
II.3) werden durch Kriterien der Semantischen Implikatur für die Interpretation
der mit Pfeil und "&«-Zeichen notierten Pfade ersetzt. Transitivität ist als
Leserkriterium möglich (s. S.3),
Kriterien der Symmetrie entfallen (s. S.9).
58
Die Index-Systeme und die folgenden Projekte, darunter »Blurting in A & L«, spielten nach Mel Ramsden eine entscheidende
Rolle, die 1971 begonnene Transformation der Bausteine des Diskurses von Art & Language, die in Anlehnung an die analytische
Philosophie ausgearbeitet wurden, durch
einige der »Philosophy of Science« entlehnte Ansätze fortzusetzen. Einige Ansätze
der »Philosophy of Science« (Paul Karl Feyerabend, Thomas Samuel Kuhn, Imre
Lakatos, Karl Raimund Popper) offerierten zugleich Wege, mit dem unübersichtlich
gewordenen Art & Language-Diskurs umzugehen:
...I do see the handbook as a necessary
catalyst...The internal pandemonium/contradictions of the Annotations were
one way of ridding ourselves of the objectivist/atomist model of discovery.
59
III.2 »A learning context«:
»Proceedings«
In »Blurting in A & L« kehren folgende Ansätze als Theoriebausteine
wieder, die bereits aus den »Annotations« der »Comparative Models« und dem die
»Version 2« enthaltenden Manuskript »A Dithering Device« bekannt sind (s. Kap.
II.2):
- Die These der "'theory-ladenness' of experience«
(s. Ann. 3,195)
60 dient wieder als Ansatz zur Kritik der »experience« in
Kunstkritiken von Clement Greenberg und Max Kozloff (s. Ann. 123,127,130).
- Imre Lakatos' Auseinandersetzung
mit Karl Poppers »methodischem Falsifikationismus« (s. Kap. II.1)
61 (s. S.9,
Ann.131,132,190)
62 liefert wieder einen wichtigen Baustein der Argumentation.
- Die Unterscheidung zwischen einer
an ein kunsttheoretisches Paradigma gebundenen und einer theoretische Alternativen
(s. Kap. II.1) 63 reflektierenden Kunst
(s. Ann. 1,2,3,131,216,246)
64 dient erneut zur Charakterisierung der Differenz zwischen
gängiger und eigener Kunstpraxis.
- Imre Lakatos' Begriff der »Heuristik«
und dessen Begriff des »Modells« 65 kehren wieder
(s. Ann. 135,136,137,138,139,190,191,253,261,373).
66
- Pragmatik wird wieder - und jetzt ausführlicher
- in einer Weise thematisiert, die verdeutlicht, dass es um mehr als nur eine
Erweiterung der Fragen der Syntax und der Semantik geht, und dass sich damit
das Problem stellt, ob nicht Sprachphilosophie (inklusive der eigenen bisherigen
Ansätze) via Pragmatik de- und rekonstruiert werden muss (s. Kap. III.4)
(s. Ann. 80,95,96,102,107,276,277,337).
67
- Edmund
Husserls Begriff der »Lebenswelt« 68 wird in weiteren
theoretischen Zusammenhängen als Bezeichnung für eine soziale Praxis verwendet,
die auf Intersubjektivität beruht (s. Ann. 45,58,60,217,218,250,263).
69
- Der Dialog zwischen gleichberechtigt argumentierenden und Alternativen
vorschlagenden Partnern wird wieder als Lernumfeld und Lernprozess
70 bezeichnet (s. Ann. 9,28,84,108,110,117,196,205-216,272,377).
71
Vorläufer für folgende Theorie-Bausteine der »Annotations«
in »Blurting in A & L« lassen sich nicht (auch) in den »Comparative Models«,
sondern (nur) in anderen Arbeiten der Mitglieder von Art & Language finden:
- Die reizorientierte Referenztheorie von Willard
van Orman Quine kehrt mit explizitem Bezug auf dessen Begriff »stimulus meaning«/»Reizbedeutung«
(s. Kap. III.3) wieder (s. Ann. 176,196,327,355,357,361).
72
- Die Philosophy of Ordinary Language
kehrt vor allem in Bezügen auf Äußerungen Ludwig Wittgensteins, die »Sprachspiele«
und Fragen der Erlangung von »Gewißheit« 73 thematisieren,
wieder (s. Ann. 83,88,90,103,198,203,204).
74
- Chaim Perelmans Neue Rhetorik
(s. Kap. III.4) wird erneut als Ansatz vorgestellt, der
die Pragmatik und den Dialog in der Argumentation 75 als
eigenständigen Problembereich neben Semantik und Syntax ausweist (s. S.10,15).
76
- Der Begriff
»blik« für nicht rationalisierbare Aussagen wurde bereits von Richard
Mervyn Hares Appendix zu Anthony G. N. Flews »Theology and Falsification«
77 übernommen (s. Ann. 74,75).
78
Neue und für das »Going-On« des Art & Language-Diskurses brisante Bausteine
sind:
- Reflexionen über »Annotating« (s. Ann.17,18,19),
»Blurting« (s. Ann.76,77,78,79,80)
79 und »Information Retrieval Systems« (s. Ann.179-186);
- die »konversationelle Implikatur«
von H. Paul Grice in der kritischen Rezeption von L. Jonathan Cohen 80
(s. S.2,6,15,
Ann. 391.
Vgl. Ann. 76)
81;
- die Problematik der »concatenation« (Verkettung/Konkatenation)
von »blurts« (s. S.2,6,8,13,
Ann.117)
in Relation zu Fragen des »proceeding«, des »going-on« (s. S.6ff.,
Ann. 292,293,294)
82 ;
- der Begriff der »Problematik«, zum ersten Mal
mit explizitem Bezug auf Louis Althusser 83 (s. Ann. 282).
III.3 Ontologische Relativität
"Am Grunde des begründeten
Glaubens liegt der unbegründete Glaube.« 84 (s. Ann. 90,
vgl. Ann.83,266)
Willard Van Orman Quine hat die
»Unbestimmtheit der Übersetzung« 85 (s. Ann. 38,176,300,365)
aus folgender Rekonstruktion der Zusammenhänge zwischen Wahrnehmung und Wortgebrauch
abgeleitet:
»Reizungsschemata«/»stimulus
patterns« 86 reduzieren Stimuli auf Muster. An Hand der Muster
lassen sich sie auslösende Stimuli nicht rekonstruieren. Der Zusammenhang zwischen
Wortgebrauch und »Reizungsschemata« ist kontextbedingt erlernt und hängt davon
ab, wie Akteure auf Gegenstände zeigen und von ihnen sprechen. 87
»Ontologische Relativität" verhindert bedutungslgeiche Übersetzungen. Quine hat die Gründe für die »ontologische Relativität" am Beispiel
eines Forschers aufgezeigt, der eine bislang unbekannte Sprache von Eingeborenen
erlernen will. Nach Quine kann der Forscher aus der Relation zwischen Wortgebrauch
und »Reizungsschemata«, die er mit seiner Muttersprache erlernt hat, nicht in
eine zweite Sprache so wechseln, als wäre diese eine zweite Muttersprache. Deshalb
muss der Forscher zum Erlernen der neuen Sprache die mit der eigenen Muttersprache
erlernte Art übertragen, die Außenwelt über »Reizungsschemata« wahr zu nehmen
und sich über Außenwelt zu verständigen. Die Übersetzung des Forschers kann
die Folgen dieser Übertragung nicht mehr abschütteln:
Der
Sprachforscher muss zunächst die mit seiner Muttersprache erlernten »Reizbedeutungen«/»stimulus
meanings« 88 (s. Ann. 327,355,357)
aus »Klassen von Reizungsschemata« 89 dem Sprachgebrauch des
Eingeborenen unterstellen und erproben, wie weit er seine Realitätsauffassung
variieren muss, um mit den Eingeborenen so kommunizieren zu können, dass sie
auf seine Äußerungen in erwarteter Weise reagieren. Wenn ein Forscher mit einem
weiteren Forscher aus einer anderen Sprachgemeinschaft über Erfahrungen mit
demselben Eingeborenenstamm sprechen will, so können beide feststellen, dass
ihre Hypothesen über die Bedeutungen der von den Eingeborenen verwendeten Begriffe
zwar abweichen können. Dennoch können beide Hypothesen zu den erwarteten Relationen
der Eingeborenen führen. Weitere Möglichkeiten der Überprüfung ihrer Hypothesen
gibt es für die Forscher nicht. Nach Quine verweist die Unmöglichkeit, fremde
Kulturen ohne Bezug auf die eigene Lernumwelt der Kindheit zu erfahren, auf
eine unhintergehbare »ontologische Relativität". 90
Bezüge
auf Quines »ontologische Relativität" werden in »Blurting in A & L« ergänzt
um Zitate aus und Bezüge auf Ludwig Wittgensteins "Über Gewißheit« (s. Ann.
83,90,266).
Gewissheit im Sinne von Unmittelbarkeit und Evidenz 91 lässt
sich bei konsequentem Zweifel nicht erreichen. Gewissheit erweist sich als abhängig
von Wissen, das in Sprechakten in Gemeinschaften überliefert wird. Gewissheit
ist also von »Weltbildern« abhängig. 92 »Weltbilder« wiederum
sind erkennbar an »Lebensformen« 93 und diese variieren je
nach sozialem Kontext. Wittgenstein und Quine lösen also Fragen der Erfahrung
94 nicht im Rekurs auf unmittelbare Primärerfahrung, sondern
im Rekurs auf soziale Kontexte, in denen Vorstellungen von Welt ausgebildet
werden konnten.
Die
Problematisierung von Erfahrung durch Wittgenstein 95 und
Quine dient in »Blurting in A & L« der Infragestellung von kunstkritischen Grundannahmen
des »modernism« von Clement Greenberg (s. Ann. 130)
und der sozialkritisch ausgerichteten Beiträge von Max Kozloff (s. Ann. 123,127,130)
über die Beobachtung von (Kunst-)Objekten. Die »Kunstbeobachtung« 96
wird von Art & Language durch Beobachtungen über die »Unbeobachtbarkeit von
Beobachtung« 97 und von einem 'Modell (von Arten) der Weltbeobachtung'
98 (s. Kap. III.5) ersetzt.
III.4 Neue Rhetorik
In »Blurting in A & L« thematisiert ein
grösserer Teil der »annotations« Prozesse des Reflektierens, die »surface-clusters«
(s. Ann. 338.
Vgl. Ann. 390)
aus »blurts« auslösen sollen (s. Ann.17,18,19,74,76,77,78,79,80).
Die Reflexion über »blurt«-Relationen ist selbst als »blurt« eingelagert in
die »blurt«-Pfade. Aus einer »meta-art« 99 (s. Ann. 292)
mit lebensweltexternen Reflexionsweisen ist ein »language environment« (s. Ann.
201,202)
geworden, das wechselseitige Bezüge zwischen Annotationen konstituieren. In
diesem »language environment« werden Selbsteinbettungsmöglichkeiten in den Kunstbetrieb
vorgestellt, die ihn als »theoretische Praxis« von innen verändern sollen: Einbettung
des eigenen »language environment« in den Kontext Kunst wird nicht verstanden
im Sinne einer Unterordnung unter dessen Bedingungen als eine von dessen »instances«
(s. Ann. 33,34).
Gesucht werden Präsentationsformen, die den Dialog zwischen sich Art & Language-intern
widersprechenden Alternativen in den Kunstbetrieb so einführen, dass die reflektierten
Alternativen für Beobachter als Ausblicke auf eine andere Praxis erkennbar werden.
Aus der Erprobung durch interne Selbstbefragung wird ein Muster für die Möglichkeiten
der Fremdbefragung: Der interne Dialog-»test« (s. Ann. 111)
wird externalisiert als Testfall für den Kunstbetrieb (s. Ann. 34).
Das Fremde ist bei Selbsteinbettung in den Kunstbetrieb die
zwar selbst gewählte, aber nicht kritiklos zu akzeptierende Umgebung: »Why leave
the club, why not change it?« (s. Ann. 32).
Die Umgebung erfordert Kritik als Kritik des Kunstbetriebs, nicht nur als Kritik
der Werke oder der etablierten Werkfunktion, denn sonst würden entscheidende
Kontextbedingungen der Kunst unhinterfragt akzeptiert werden. Die Konzeption des Diskurses von Art & Language als Dialog zwischen alternativen "frameworks" führt zu einem Anstieg des
Ziels des kritischen Ansatzes vom Werk und seiner Funktionen zu dem diese
garantierenden »art framework« (s. Ann. 33).
In »Blurting in
A & L« werden Fragen der Beziehungen zwischen Inhalt und Argumentationsweise
im Rekurs auf die Neue Rhetorik von Charles Perelman expliziert. 100
Nach Perelman wendet sich ein Redner an ein ideales Publikum (s. S.10), das
heißt, er stimmt seine Art zu reden mit seiner Konzeption von Zuhörerreaktionen
auf Redeformen ab. 101 Im Verlauf seiner Rede sollte ein
Vortragender auf bestimmte Folgen achten, wie: Führt er seine Argumentation
an einigen Stellen zu detailliert oder kompliziert aus, so kann dies bei Zuhörern
auch die Wirkung des vorher Gesagten und Verstandenen wegen des Gesamteindrucks,
der sich später einstellt, rückwirkend schwächen. Redeform, Inhalt und
Einstellungen der Zuhörer zum Redeverlauf sind nicht voneinander trennbar.
Antike und Neue Rhetorik führen die Untrennbarkeit
von Satzaussage und Stilfiguren/Rhetorik vor: Sprechmodi sind wichtige Bestandteile
eines Arguments, also mehr als nur Applikationen an Satzteile, die Mitteilungen
übermitteln. An die Stelle von Beweisketten der Naturwissenschaft, in der beliebig
lange das additive Verfahren von einem verifizierten Stück zum nächsten verifizierten
Stück angewandt wird, treten rückverweisende und antizipierende Argumentationssequenzen,
die ein Publikum nicht irritieren oder ermüden dürfen, wenn die 'Rede' ihren
Zweck erfüllen soll. 102 Stilfiguren bestimmen auch die Dialektik
(s. S.10f.) von Rede und Gegenrede
im Dialog. 103
Perelmans Neue Rhetorik
steht im Diskurs von Art & Language von 1973-74 im Gegensatz zum Programm der
Disambiguierung von Richard Montague. Montague setzt eine Kanonisierung von
Sätzen als Vorstufe zur Übersetzung in eine logisch-semantische Sprache voraus
104 und behandelt somit Stilfiguren nicht als Bestandteil
der Satzaussage 105:
Pragmatics isn't an approach where you start from an
ideal set-up and then put it out in the world - willy-nilly - in order to
'pragmatize' it. - Montague probably went as far as anyone in respect to formalizing
pragmatics, but, you can still say all Montague did was give a slightly pragmatized
semantic framework...106
In »Blurting in A & L« spielen Pragmatik als Dialog im Sinne
einer Dialektik von Rede und Gegenrede auf folgenden Ebenen eine Rolle:
- als Prozess der »Blurt«-Produktion, in der »blurts« auf »blurts« reagieren
(s. Ann.17,18,19),
- als Inhalt von »annotations«, in denen der Dialog zwischen Mitgliedern
der Gruppe als Modell für eine Dialektik zwischen Alternativen (s. Ann. 2,4,38,65,80,95,131)
vorgestellt wird,
- als Form der Präsentation der »blurts«, die eine Situation schaffen sollen,
in der Widersprüche sowie Übereinstimmungen und Spannungen zwischen Ansätzen
Leser dazu führen, weitere Ansätze zu entwickeln: Der Dialog zwischen Lesern
und Text wird als Antizipation zukünftiger Dialoge zwischen Lesern vorgestellt:
It might be good to present users with a situation where they
can make constructs themselves; programs are out. You are offering the reader
a range of choices, he's got several pathways to choose from...'making tracks'
is problematic in the same way as our own problem of how-to-go-on is problematic.
You make choices between items in a list. You have to reflect on how you want
to go on. (S.7)
Dem Diskurs von Kunstkritikern über Erfahrung,
der sich als monologische Setzung in Textform mit nicht relativierbarem Geltungsanspruch
ausweist, wird ein von Rede und Gegenrede bestimmter, sich am »interplay« (s.
Kap. II.1) zwischen Alternativen entzündender Diskurs entgegen
gehalten (s. Ann. 376):
Bereits die etablierte Diskursform, das Wie der Argumentation, wird als falsch
ausgewiesen, bevor es um das Was der Argumentation geht. Die Künstlergruppe
Art & Language exponiert ihre Diskurspraxis als Modell für eine prozessuale,
laufend Selbstrevisionen durchführende Form der Begründung von Kunst (s. Ann.
39,78,104,108,110,111,385)!
107 Die Begründungsweise wird zur entscheidenden Konstitutionsform,
während das Resultat offen bleibt.
III.5 Innenbrechung für erweiterte
Umweltbezüge
In »Blurting in A & L« fragen einige »blurts« nach der Pragmatik
des »annotating« als Spannung zwischen der Dialektik von Rede und Gegenrede
einerseits und als Oberfläche, als Schrift andererseits (s. Ann. 18,19,78,91,259,333,382).
Das Problem wird expliziert, ob es beim »blurting« nur bei »surface-structures«
bleibt (s. Ann. 18),
oder ob durch das Angebot der »pathways« zwischen »blurts« nicht »set[s] of
contexts« (s. Ann. 10,102,103,236,275)
entstehen, deren Multireferentialität (s. Ann. 202)
sich auf bestimmte Tiefenstrukturen - »(deep) belief-structure[s]« (s. Ann.19)
bzw. »intensional beliefs« (s. Ann. 71)
- eingrenzen läßt.
Diese Frage führt wiederum zur Frage
nach 'internal frameworks', nach reflexiven Innenbrechungen, in denen Relationen
zwischen Oberflächen- und Tiefenstrukturen thematisiert werden. Auf die Frage
nach der Relation zwischen Umweltoffenheit und Selbstbezüglichkeit wird geantwortet,
dass Fremdbezüge nicht ohne Möglichkeiten für Rekursionen auf hinreichend komplexe
Innenbrechungen in (Reflexions-)Ebenen zustande kommen können. Innen-Außenbrechungen
werden durch »multivariate recursive operations« (s. Ann. 146)
an die Innenbrechungen rückkoppelbar, sofern diese hinreichend komplex ausdifferenziert
sind. So wird der Wiedereintritt der Umwelt in »an internal model of its environment«
(s. Ann. 243)
organisiert: Die Nähe zur Systemtheorie von Niklas Luhmann - siehe Innen-Außen-
bzw. System-Umwelt-Brechung, Rekursion und Wiedereintritt - lässt sich nicht
übersehen. 108
Mitglieder von Art & Language stellen Fragen bei der Vermittlung
von »Philosophy of Science« (s. Kap. II.1) mit kunsttheoretischen
und kunstsoziologischen Problemen, die erkennen lassen, dass es hier um das
Problem geht, 'Modelle für (Arten der) Weltbeobachtung' zu schaffen, bevor Antworten
auf Fragen der »Kunstbeobachtung« (s. Kap. III.3) gesucht
werden (s. Ann. 52,150,190).
Die Denkrahmen der Theorie/Methodologie, institutioneller Rahmenbedingungen
und der Intersubjektivität werden zwar in verschiedenen Kombinationen am Testfall
Kunstbetrieb ausprobiert. Zugleich werden in der Ausdifferenzierung der Theorieebenen,
in der Komplexierung der theorieinternen Relationen beziehungsweise Selbstbezugsmöglichkeiten,
auch Möglichkeiten für neue, unvorhersehbare Umwelt-/Fremdbezüge geschaffen:
Because we don't have a specific extensional
range we can point at, it doesn't mean our extensional range is empty. What
it does mean is we don't have a set of references to work from. The
strategy is therefore to deal with an intensional context in order to see
what happens to extensions...By giving intensions purpose, our conversations
may have observational and practical consequences without these being specified...Our
conversations may therefore have their reference or extension in a learning
situation, even though our locus of articulation is one of 'sense' or 'intension'.
109
Im Vergleich zu Burns (Selbst-)Charakterisierung von »the
analytic or strict Conceptual Art« von 1970 (s. Kap. I.2)
zeigt sich Art & Language 1973 zugleich um reflexive Innenbrechungen erweitert
und 'pragmatisiert' auf drei Ebenen:
- der Ebene der Selbstpräsentation als Diskurs im Prozess,
als nur behelfsweise Textresultate offerierender fortlaufender Dialog zwischen
Gruppenmitgliedern, während 1970 noch »the artist's idea of art« »abstracted
from its own form of presentation« (s. Kap. I.2) im Zentrum
stand 110;
- der Anwendung der eigenen Theorieansätze in einer Kritik des Kontextes
Kunst, die dessen theoretische Prämissen und soziale Rahmenbedingungen aufeinander
bezieht;
- die generelle Offenheit für Anwendungsmöglichkeiten, die auch Fragen nach
sozialen Rahmenbedingungen zur Folge hat, die bislang nicht als relevant für
die Investigation der institutionellen Rahmenbedingung von Kunst galten (s.
Kap. III.6, IV.1).
III.6 »Problematik der Ideologie«
Einige »blurts«
reflektieren eine »Lebenswelt« (s. Kap. III.2), die auf
Intersubjektivität in Lernumgebungen basiert (s. Ann.78,110,187,188,210,215,218,337,381).
Von Interaktionsbereichen wird 1974 in »Draft for an Anti-Textbook« eine kapitalistisch
organisierte Kultur unterschieden, die von ihren Rezipienten eine »passivity
of contemplation« 111 erwartet, welche zum Verzicht auf die
Reflexion der sozialen und ideologischen Faktoren führt, die diese Kultur
stützen: Der Akteur wird Konsument, Interaktionsbereiche werden von Spektakel-Organisationen
auf- und abgelöst. 112
Die
Ideologiekritik von Art & Language basiert auf der »Them/Us«-Unterscheidung
113 und der Feststellung, dass Kunst vom »ideological framework«
der sie tragenden sozialen Faktoren nicht getrennt werden kann. 114
Carl Andrés Auffassung »Art is what we do, culture is what is done to us« 115
wird von Burn und Ramsden nicht wirklichkeitskonform in »Art and culture is
done to us«, sondern kontrafaktisch in »Art is what we do, culture is what we
do to other artists« 116 gewendet. Mit der Illusion von Künstlern,
über die eigene Kunst entscheiden zu können (»Art is what we do«), während die
ökonomischen Bedingungen der Distribution aller Kulturgüter solcher Verfügungsmacht
von Produzenten widersprechen, brechen kritische Künstler in den siebziger Jahren
durch erweiterte Arten der reflexiven Selbstorientierung im Kunstbetrieb (s.
Kap. IV.1).
Die Mitglieder von
Art & Language verwenden seit 1972 Willard Van Orman Quines Unterscheidung zwischen
(1) »Ideologie« und (2) »Ontologie« 117 häufig im Sinne eines
Unterschiedes zwischen (1) »epistemology (reflection on the constitution of
communicable knowledge)« 118 und (2) ihrer Anwendung auf
Gegenstandsbereiche. Die Festlegung des Kunstbetriebs auf ein Paradigma erscheint
im Diskurs der Mitglieder von Art & Language als 'falsche Ideologie' in einem
zweifachen Sinne:
- als kunsttheoretische Festlegung auf eine Erkenntnistheorie (»epistemology«),
die - analog zur »normal science« (s. Kap. II.1) - jede
weitere Auseinandersetzung mit Kunst auf eine Frage der Interpretation im
institutionalisierten Denkrahmen reduziert;
- als Festlegung auf soziale und ökonomische Faktoren, die Kultur in Entscheidungsträger
mit Interessen auf der einen Seite und Zuschauer (sowie Künstler s. Kap. IV.1)
mit stark reduzierten Entscheidungsmöglichkeiten auf der anderen Seite teilen.
Der Begriff der »Problematik« wird im Kontext von Art & Language gebraucht
- zum einen im Sinne der »Philosophy of Science« (s.
Kap. II.1) als Problematik der Reflexion von Erkenntnistheorien,
ohne von ihren historischen Vorbelastungen abzusehen 119,
- zum anderen mit Louis Althusser marxistisch im Sinne
einer Unterscheidung zwischen »ideologischer« und »wissenschaftlicher Problematik«
als Frage des Wechsels von der »Problematik irgendeiner Ideologie« zur »Problematik
der Ideologie« 120 (s. Ann. 282):
...we attribute primacy to ideology (what
we are committed to as a part of our ways of dealing with the world conceptually,
committed to as part of our conceptual system) and not ontology (what we are
committed to in the sense that we believe it to exist in the actual world
or in some other possible world). It's no longer enough to simply 'discover'
problems in the world, we have also to admit that the realization of those
problems is itself problematic, i. e., an ideological problem. 121
Vom Standpunkt dieses Wechsels zur »Problematik der Ideologie«
erscheinen die »annotations« zu »art« und »painting« in »Blurting in A & L«
als eine Angelegenheit des Wechsels von der kunstkritischen Rhetorik zu Fragen
der die Kunstgattung Malerei tragenden zeitgenössischen institutionellen Rahmenbedingungen,
ihrer impliziten Geltungsansprüche, ihrer kunsttheoretischen Legitimationen
und ihrer Distanz zum Standpunkt von Art & Language (s. Ann. 32,252-258,359,366).
Zugleich widmen
sich die Mitglieder der Problematisierung der Implikationen der eigenen »theoretischen
Praxis« (s. Kap. III.4) von einem der »Problematik der
Ideologie« internen Standpunkt (s. Ann. 289),
um den Eindruck des Wachtmeisters für die 'richtige' Kunstpraxis zu vermeiden
(s. Ann. 256,265).
Der 'interne Beobachter' 122, der Theorien nicht als ein
ihm externes Problem behandeln kann, da sie seine Selbstkonzeptualisierung betreffen
und er sich ohne sie nicht in (s)einer (Um-)Welt verorten könnte 123,
ist nicht nur ein akademisches Diskursproblem. Die Auseinandersetzung mit der
»Problematik der Ideologie« ist eine Frage der Gewinnung von Entscheidungsmöglichkeiten
zwischen alternativen Arten der Beobachtung von Welt (als Arten der reflexiven
Selbstverortung in Welt) und zwischen alternativen Handlungsweisen in der Welt.
IV
Sozialkritik
IV.1 The Fox
Der
Ansatz der selbstbezüglichen und reflexiven Brechung in 'internal frameworks'
(s. Kap. III.5) wird 1975-76 vor allem in den Beiträgen
von Ian Burn, Michael Corris, Andrew Menard und Mel Ramsden in »The Fox« 124
ausdifferenziert. Die Internalisierung von zeitgenössischen Bedingungen der
Rezeption von Kultur verbietet eine Gesellschaftskritik als Kritik ausschließlich
externer Bedingungen 125: "...either you see your own status
as problematic or shut up.« 126 Einer zum Bestandteil des
international und korporativ organisierten Massenkonsums gewordenen »spectacularly
elitist art« für »a privileged middle class« entspricht auch auf Seiten der
Künstler ein an Oberflächenreizen orientiertes, verinnerlichtes Konsumverhalten
und ein seine Karriere verwaltender »artist-as-bureaucrat«. 127
Diesen Verhaltensweisen zeitgenössischer Künstler konnten nach eigenen Beschreibungen
auch die Mitglieder von Art & Language nicht entgehen: Also fängt Sozialkritik
mit einer Kritik des »panoptical prison of our own making« 128
an.
Die
Sozialkritik der amerikanischen Mitglieder von Art & Language orientiert sich
an Daniel Bells »The Coming of Post-Industrial Society« 129
ebenso wie an Guy Debords »La société du spectacle«. 130
Bells Beschreibung der Zusammenhänge zwischen Organisation, Forschung, Produktion
und Ökonomie in international operierenden Korporationen 131
dient als Folie für Zustandsbeschreibungen zeitgenössischer Rahmenbedingungen.
Debord liefert Einsichten in Zusammenhänge zwischen Arbeit, Distribution von
Erarbeitetem und Konsum in Spektakel-Organisationen. 132
Nach Debord führen Spektakel-Organisationen zu von den Betroffenen selbst betriebener
und in ihrer Eigendynamik zunehmender Entfremdung, zum »pan-optical prison of
our own making« (s. o.): »...the products of our labor are separated from what
we do and become something what is done to us.« 133
Die
Anwendung der Ansätze von Bell und Debord auf die Analyse der Rolle des Künstlers
in der Gesellschaft der siebziger Jahre führt zu einem um allgemeine ökonomische
Bedingungen 'erweiterten' Konzept des Kunstkontextes. Den Kunstbetrieb prägt
der Gegensatz zwischen künstlerischem Rollenbild und Kunstwerken als Handelsprodukt:
Künstler wähnen sich als Erzeuger in einer produkt- und leistungsorientierten
Gesellschaft, während die Werke Teil eines internationalen Distributionssystems
von kulturellen Gütern, einer »bureaucratic corporate industry«, geworden sind.
Diese hat sich von einer produktorientierten Distribution mittels Organisationsweisen
von Spektakeln in Medienverbünden gelöst. Kunstwerke werden als (bei gleichem
Preis) substituierbare Elemente dieses Systems der Spektakel-Organisation behandelt.
134 Die Analyse der Zusammenhänge zwischen künstlerischen
Präsentationsformen und musealen Präsentationsweisen, die Kontemplation fördern
135, sowie der »bureaucratization and new corporate marketing
techniques (involving art criticism, the trade [art] journals, galleries and
museums, art schools and all)« wird von den Mitgliedern von Art & Language in
ihrer Kritik der zeitgenössischen Rahmenbedingungen von Kunst, besonders der
Zentralisierung der Distributionssysteme für Nachkriegskunst in New York, ausdifferenziert.
136 Außerdem stören die Mitglieder diese Zentralisierung
sowohl durch Aufklärung über versteckte Interessen von Entscheidungsträgern
137 als auch mittels Diskussionsveranstaltungen im kritisierten
Kontext. 138
Bis auf zwei New
Yorker Mitglieder von Art & Language verliessen alle das Projekt und äußern
sich heute darüber nur von einem retrospektiven Standpunkt. 1976 wurde
"The Fox" mit der Zustimmung der Mehrheit der Beteiligten eingestellt
und in "Art-Language" integriert ("The Fox", No.4 = "Art-Language",
Vol.3/Nr.4, October 1976). 139 Ian Burn kehrte nach Australien
zurück und gründete "Union Media Services". Mel Ramsden
und Mayo Thompson zogen nach England und setzten den Dialog wie gehabt fort,
jetzt in Zusammenarbeit mit Michael Baldwin, Philip Pilkington und Charles Harrison.
"Das Index-Projekt wurde fortgesetzt und wird heute in verschiedenen Formen
weiter entwickelt." 140
Thomas Dreher, Juli 2001/April 2002
V Quellen
V.1 Literatur
Alle in den Anmerkungen verwendeten Abkürzungen nennen die Nachnamen von Autoren und Herausgebern und nach einem Doppelpunkt folgt das erste Substantiv des Titels sowie das Jahr, in dem die in der Literaturliste aufgeführte Ausgabe publiziert oder das Manuskript geschrieben wurde.
In der Literaturliste erwähnte
englische Autoren von Art & Language: Terry Atkinson, David Bainbridge,
Michael Baldwin, Charels Harrison, Graham Howard, Harold Hurrell, Kevin Lole,
Philip Pilkington, David Rushton, Paul Wood.
In der Literaturliste erwähnte amerikanische Autoren von Art & Language:
Ian Burn, Michael Corris, Roger Cutforth, Preston Heller, Andrew Menard, Mel
Ramsden, Terry Smith, Mayo Thompson.
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1947-49] Frankfurt a. M. 1971/3. Auflage 1982.
V.2 Anmerkungen
Alle in den Anmerkungen
verwendeten Abkürzungen bestehen aus einer Verfasserangabe (Autor oder Herausgeber
ohne Vornamen) sowie - nach einem Doppelpunkt - der Aufführung des ersten Substantivs
des Titels und des Jahres, in dem die bibliographierte Druckfassung erschien
oder das aufgeführte Manuskript verfasst wurde.
i.O.m.d.T.=im Original mit dem Titel.
1 Dreher: Art & LanguageUK 2000, S.184ff.
zurück
2 Harrison/Orton: History 1982, S.15ff.
zurück
3 Burn, Ian/Ramsden, Mel: Soft-Tape,
Casettenrecorder, Casette, Texttafel, in: Burn: Dialogue 1991, S.XVf.,191ff.;
Burn: Work 1992, S.6,11f.,30; Burn/Ramsden: Soft-Tape 1980. zurück
4 Burn/Cutforth/Ramsden: Proceedings
1970 a-c. zurück
5 Harrison/Orton: History 1982, S.24.
Atkinson, Terry/Baldwin, Michael: 22 Sentences: The French Army, Precinct Publications,
Coventry 1968, Künstlerbuch, 24 Seiten, signiert, datiert 1967 (Daten des Impressum
und der Signatur widersprüchlich) und nummeriert, Auflage: 200. Burn, Ian/Ramsden,
Mel: Six Negatives, o. O., 1968-69, Künstlerbuch, 15 Seiten, signiert und nummeriert,
Auflage: 50. zurück
6 Karshan: Conceptual Art 1970, S.10-28,62ff.,72-75,95f.
Allerdings präsentierten sich die englischen Mitglieder unter »The Art & Language
Press« und die amerikanischen Mitglieder unter »The Society for Theoretical
Art and Analyses«. zurück
7 Burn: Work 1992, S.16,97. zurück
8 Burn: Conceptual Art 1970, S.168,170.
zurück
9 Burn/Ramsden: Soft-Tape 1980, S.18.
zurück
10 Burn, Ian: Altered Photographs,
1968, vier Blätter, Offset auf Karton, signiert, datiert und nummeriert, Auflage:
25 (Text auf einem der vier Blätter in überarbeiteter Fassung in: Burn: Role
1991. Vgl. Dreher: Art & Language 2000, Kap. 2.2; Dreher: Art & Language
2001, IV/Abb.1,2,3,3b;
Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992, S.78, o. P. (Abb.5)). zurück
11 Atkinson: Introduction 1969, S.3f.
zurück
12 Atkinson, Terry/Baldwin, Michael:
Print (2 sections A and B), 1966, Offset, in: Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992,
S.295-302. Abbildung in: Dreher: Art & Language 2001, II/Abb.1.
zurück
13 Vgl. Burn/Ramsden: Grammarian 1970,
S.5; Burn/Ramsden: Question 1971, S.132f. zurück
14 Atkinson/Baldwin: Show 1967, Kap.
»Frameworks«, o. P. zurück
15 »Institution Kunst«: Die Vernetzung
der Systeme/Subsysteme Handel/Kunsthandel, Universität/Fakultät Kunstgeschichte,
Presse/Kunstkritik und Museen/Kunstabteilungen (und Kunstmuseen) im Kunstbetrieb
(»the artworld«). (Vgl. Bürger: Theorie 1974, S.29). zurück
16 Burn/Ramsden: Grammarian 1970, S.2.
zurück
17 Ramsden: Notes 1970, S.88. zurück
18 Atkinson: Art & Language 1970, S.26-44,50,53.
Atkinson kritisiert Werke und Auffassungen vor allem von Robert Barry, Sol LeWitt,
Robert Morris, Pulsa und Ian Wilson. zurück
19 Atkinson: Art & Language 1970, S.45-53.
Mikroskopische Gegenstände sind nur sichtbar, nicht tastbar. Atkinson behandelte
Fragen ihrer Qualitäten (S.46f.) analog zu makroskopischen Gegenständen: »Unobservables
doubly presuppose observables as essential to both their conceivability and
their confirmation...« (S.49) zurück
20 Atkinson: Art & Language 1970, S.36.
zurück
21 Baldwin: Atkinson 1970, S.30. Vgl.
Nagel/Newman: Beweis 1992, S.12: Gödel beweist 1931, »daß es unmöglich ist,
die logische Widerspruchsfreiheit einer sehr großen Klasse deduktiver Systeme
- z. B. der elementaren Arithmetik - nachzuweisen, außer wenn man Argumentationen
benützt, die so komplex sind, daß ihre innere Widerspruchsfreiheit ebenso anzweifelbar
ist wie die der Systeme selbst.« zurück
22 Baldwin: Atkinson 1970, S.33. zurück
23 Burn/Ramsden: Questions 1972, S.8;
Burn/Ramsden: Problems 1973, S.54; Lole: Progress 1971, S.22,24. Vgl. Kuhn:
Struktur 1976, bes. S.25,47,50,148,155. zurück
24 Atkinson/Baldwin: Pensée 1971, S.59.
zurück
25 Atkinson/Baldwin: Post-War 1972,
S.165. zurück
26 Spätestens in der Kunstgeschichte
seit Ende der fünfziger Jahre enthält eine Geschichte der Abfolge von Kunstparadigmen
eine Unterdrückung von Alternativen, wenn sie nicht zu einer Rekonzeptualisierung
von Intermedia Art führt (Dreher: Aktionskunst 2001; Dreher: Performance Art
2001, bes. S.20-67,407-447). Der Pluralismus künstlerischer Strategien der (Re-)Kombination
von Medien zwingt eine Kunstgeschichte zu grundlegenderen Fragestellungen. Kunstgeschichte
kann sich nicht damit begnügen, nur nachzuvollziehen, wie es im Kunstbetrieb
mittels spektakulärer Gruppenausstellungen und Kunstkritik gelang, die Öffentlichkeit
auf bestimmte Entwicklungslinien zu fixieren. zurück
27 Atkinson/Baldwin: Paradigms 1969,
Part II, S.1ff.; Atkinson/Baldwin: Post-War 1972, S.167. Vgl. Burn/Ramsden:
Models 1972, erste Textseite: »The possible model is intent on revealing a change
in paradigms. As a consequence of this it will introduce the concept of a paradigm
shift and not necessarily characterize the form of a new paradigm.« zurück
28 Popper: Gesellschaft 1992, S.20,305,308f.,451,466ff.;
Popper: Logik 1994, S.8,44-59,66,77-85,425f. zurück
29 Lakatos: Falsifikation 1982, bes.
S.31-35; Lakatos: Popper 1982, bes. S.160f. zurück
30 Kuhn: Struktur 1976, S.162-169.
Vgl. Lakatos: Falsifikation 1982, S.89f. zurück
31 Imre Lakatos: Art & Language: Blurting
1973, Ann. 2,131
(vgl. Burn/Ramsden: Device 1972, S.16); Johnson/Tate: Alienation 1972, S.23f.
Karl R. Popper: Art & Language: Blurting 1973, Ann.190,295;
Burn/Ramsden: Device 1972, S.23 mit Anm.6. zurück
32 Feyerabend: Method 1970, S.36. Vgl.
Feyerabend: Method 1970, S.26f. über »a pluralistic methodology« mittels »a
principle of proliferation«. Auch: Lakatos: Falsifikation 1982, S.34ff. Vgl.
Burn/Ramsden: Device 1972, S.31f. zurück
33 Über »concept of alternatives« und
»interplay of alternatives« mit identischen Formulierungen: Art & Language:
Blurting 1973, Ann.2;
Burn/Ramsden: Device 1972, S.16. Vgl. Burn/Ramsden: Art 1973, o. P. (Punkt 14).
zurück
34 Atkinson/Baldwin: Material-Character
1972. zurück
35 Burn, Ian/Ramsden, Mel: Comparative
Models, 1972:
Version 1: 57 Seiten (maschinengeschriebene Seiten mit Annotations von Burn und
Ramsden (Burn/Ramsden: Models 1972) sowie Seiten des Artforum vom December 1971),
orange Klarsichtfolien, Plexigläser, Sammlung Vicky Remy, Musée d'Art Moderne
de Saint-Etienne. Abbildung in: Dreher: Art & Language 2001, I/Abb.6-7.
Version 2: 11 maschinengeschriebene Textseiten mit Annotations, die Burn, Corris,
Ramsden und Smith September bis Oktober 1972 präpariert haben (Burn/Ramsden: Device
1972), 96 Seiten des Artforum vom September 1972 (Tenth Anniversary), Hängeplan,
Sammlung Sol LeWitt, Wadsworth Atheneum, Wesleyan University, Hartford/Connecticut.
zurück
36 Vgl. Abbildung in: Maenz: Jahresbericht
1973, S.12. zurück
37 Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992,
S.116f.,157. zurück
38 Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992,
S.127-135,137f.,143ff.,150f.; Dreher: Performance Art 2001, S.23-26,462f. zurück
39 Filmisches Sehen nicht im Sinne
eines Verarbeitens von filmischen Codes beim Beobachten von Spielfilmen, sondern
im Sinne eines vorher Gesehenes memorierenden und auf neue Blickpunkte beziehenden
sequentiellen Sehens (Krauss: View 1972. Vgl. Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992,
S.134f.; Dreher: Performance Art 2001, S.23ff.,462). zurück
40 Burn/Ramsden: Device 1972, S.22
mit Anm.3, S.51f. Auch in der Kritik von O'Connors Bemerkungen zur Wahrnehmung
spielt dieser Problembereich eine Rolle (Burn/Ramsden: Device 1972, S.57-61).
zurück
41 Kuhn: Struktur 1976, S.123-141.
Vgl. Feyerabend: Method 1970, Section 4, S.36-45. zurück
42 Kozloff: Trouble 1972, S.36: "...it
seems a matter of indifference whether any experience takes place at all..."
(Kozloffs Indifferenz gegenüber den verschiedenen künstlerischen Strategien,
die teilweise bereits unter dem Begriff Konzeptueller Kunst subsumiert wurden,
und teilweise neu von ihm dazu gezählt werden, erst erzeugt den Gesamteindruck,
den er kritisiert.) Dagegen: Heller/Menard: Kozloff 1973, S.32,35: "...empirical
criticism [einschließlich Max Kozloffs Kritik der Konzeptuellen Kunst] is, by
definition, incapable of determining the explicitness or accountability - in
the end, the art-status - of nonreistic [f. e. conceptual] work.« zurück
43 Burn/Ramsden: Device 1972, S.35f.
zurück
44 Burn/Ramsden: Device 1972, S.39,
vgl. S.50. zurück
45 Burn/Ramsden: Device 1972, S.39.
zurück
46 Burn/Ramsden: Device 1972, S.35f.,
51f. Vgl. Kuhn: Struktur 1976, Kap. X, S.123-146 (Beide beziehen sich auf Hanson:
Patterns 1958, ebenso Atkinson/Bainbridge/Baldwin/Hurrell: Status 1970, S.28).
Außerdem: Feyerabend: Method 1970, bes. S.47,50. zurück
47 Art & Language: Index 01, 1972,
8 Karteikästen mit je sechs Auszügen, Karteikarten mit Texten von Mitgliedern
von Art & Language, Fotoabzüge für Wandinstallation, Privatsammlung Zürich (Konzeption:
Michael Baldwin). Abbildung in: Dreher: Art & Language 2001, II/Abb.2,3,4.
zurück
48 Michael Baldwin, Brief an d. A.,
4.12.1986: »There was some debate concerning the behavior of 'T' in this connection,
and I'm still not entirely clear.« zurück
49 Art & Language: Index (02) I, 1972,
6 Karteikästen mit 8 Auszügen (jeder Auszug enthält 64 Karteikarten), 42 Fotoabzüge
auf Träger, Galerie Bruno Bischofberger, Zürich.
Art & Language: Index (02) II, 1972, 4 Karteikästen mit je drei Auszügen, Karteikarten
mit Texten von Mitgliedern der Gruppe Art & Language, 320 Fotoabzüge für Wandinstallation
(mit Tipp-Ex-Ausstreichungen) auf Kartons, Sammlung Annick und Anton Herbert,
Gent.
Für die Wandinstallation wurden beim »Index (02) I« zuerst Texte gewählt und
dann wurden die Matrix-Blätter erstellt. »Index (02) II« »was compiled the other
way round«: »The game was, therefore, with Index (02) II to find texts which
exemplify the relations indicated in the matrix.« (Michael Baldwin, e-Mail an
d. A., 8.8.2001). »The original paste-up of the wall-display« enthält der Index
(02) II": »The Hayward (2) [=(02) I] wall display was a photostat of these.«
(Michael Baldwin, e-Mail an d. A., 13.8.2001). »Index (02) I« war in »The New
Art«, Hayward Gallery, London 1972 zu sehen.
Abbildungen beider Versionen von Index (02) in: Dreher: Art & Language 2001,
II/Abb.5,6,7,8,9,10.
zurück
50 Brief Michael Baldwin an d. A.,
4.12.1986; Harrison: Art & Language 2001, S.128; Harrison/Orton: History 1982,
S.33. Vgl. Michael Baldwin, e-Mail an d. A., 8.2.2001: »The (+), (-), (T) relations
are transitive, symmetrical and commutative in 02....if (a) [arrow] (b) is (+),
then (b) [arrow] (a) is (+); if (a) [arrow] (z) is (+), then (b) [arrow] (z)
is (+) and vice versa. This symmetry/commutation is (occasionally) interrupted
by (T): if (a) [arrow] (b) is (+), (b) [arrow] (a) is [+], (a) [arrow] (z) is
(+), in some cases (z) can be (T).« zurück
51 Atkinson/Baldwin: Index 1972, S.17:
"...an index-searched item belongs to the class of things 'a' such that for
distinct x and y it is possible that x learns a from y; i. e. [the cultural
item=] a (E[xistential quantor] x) (E[xistential quantor] y) (x [not the same
as] y and [modal operator for possibility] (x learns a from y))..." Nach Atkinson/Baldwin/Harrison/Pilkington:
Handbook(s) 1974, S.40,44, Anm.1 ist Anderson/Moore: Analysis 1963, S.130-142
die Quelle dieser Formalisierung von Lernprozessen. »X« und »y« können die Modellleser
(bzw. deren Eintragungen auf Matrix-Blättern) sein, die verschiedene Indices
als kompatibel mit einem Index betrachten. Ein Modellleser (bzw. ein Autor eines
Matrix-Blattes) sowie ein Rezipient »x« kann die Wertungen »a« von einem Modellleser
»y« »lernen« (bzw. ein Modellleser »x« könnte von einem Modellleser »y« lernen,
wenn das Denken der Modellleser mitgeteilt werden würde. Die Eintragungen
von Werten sind jedoch nur Spuren der mentalen Aktivitäten der Modellleser:
Ein Rezipient »x« kann die von einem Modellleser »y« getroffenen Entscheidungen
partiell rekonstruieren). zurück
52 Michael Corris lernte Mel Ramsden
1970 und Ian Burn 1971 kennen. zurück
53 Harrison/Orton: History 1982, S.38.
zurück
54 Art & Language: Blurting 1973, S.14
(Abb. von "Blurting In A & L": Dreher: Art & Language 2001,
II/Abb.12).
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55 Harrison/Orton: History 1982, S.39.
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56 »to blurt = to utter a statement
without any syntactic & semantic limits on what constitutes the statement. The
notion of blurting goes back (to 1972) to a problem about the production and
generation of discourse in AL, the 'proceedings' [s. Kap. III.2].«
(Philip Pilkington, Brief an d. A., 19.7.1987) "...the idea of a blurt originated
in the operation of 'breaking up' the texts for Index 01, 02 [s. Kap. II.3],
etc. It was never possible in this operation to know what the limits of text
fragmentation were. We asked questions like, 'What is the smallest feasible
unit for treatment in the index?' The answer eventually was 'Some blurted phrase
or sentence, perhaps', 'Why would we not include something you blurted yesterday'...and
so on.« (Michael Baldwin, e-Mail-Attachement an d. A., 9.8.2001) zurück
57 Dialog ist hier als Quasidialog
durch wechselseitige Bezüge zwischen präsentierten Teilen und Lesern zu verstehen,
nicht als Rede und Gegenrede. zurück
58 Der in der Einleitung erwähnte L.
Jonathan Cohen (s. S.2,6,15)
stellt bei der Analyse der »logischen Partikel der natürlichen Sprache wie 'nicht',
'und', 'wenn, dann', und 'oder'" der »Konversationalistischen Hypothese« von
H. Paul Grice die Alternative eine »Semantischen Hypothese« gegenüber, die die
»Partikel« »ohne Rekurs auf eine Theorie konversationeller Vorerwartungen« erklärt.
Grice ergänzt die von ihm auch in natürlichen Sprachen rein wahrheitslogisch
verstandenen »logischen Partikel« um konversationelle Vorerwartungen, während
Cohen die wahrheitsfunktionale Bedeutung als eine lexikalische Bedeutung unter
anderen vorstellt: »und« (und damit auch die "&"-Relationen in »Blurting in
A & L«) hat nicht nur »eine konjunktive« (im Sinne der Junktoren der Wahrheitslogik),
sondern auch »eine konnexive [Funktion]« (Cohen: Partikel 1993, S.395f.,404f.).
Für die Interpretation der "&"-Relationen und der »Pfeil«-Relationen in »Blurting
in A & L« (als logische Implikation oder lexikalische 'wenn, dann'-Semantik)
ist die Frage, ob konversationelle oder semantische Implikatur relevant ist,
von Bedeutung. Cohen zeigt, dass sich "&" nicht auf die »wahrheitsfunktionale
Konstante '[Konjunktion]'« reduzieren lässt, da in Sätzen die Reihenfolge des
vor und nach dem Partikel »und« Erwähnten auch für die Bedeutung Folgen hat
(s. S.6; Cohen: Partikel 1993,
S.401-407), während die »Symmetrie« (s. Kap. II.3) diesem
Kriterium der bedeutungsrelevanten Reihenfolge widersprechen würde.
Die »wahrheitsfunktionale Konstante« »Implikation« kann bei einigen »Blurt«-Kombinationen
als Interpretation der »[arrow]«-Relation sinnvoll sein (s. S.2).
Dann sollte auch das Kriterium der »Transitivität« (s. S.3)
gelten.
Mel Ramsden bestätigt in einem e-Mail an d. A. am 18.8.2001: »The combination
of '& ' with symmetry and 'arrow' with transitivity certainly made some problems."
Er fügt aber auch hinzu: »There were nothing but problems.« ...und verweist
auf die Offenheit des »Blurting in A & L«-Projektes: "...the 408 blurts are
only a fragment of the possible blurts. So there could be many more versions
of 'Blurting in AL'." Zwischen der logischen Stringenz einer plausiblen Theorie
für Implikaturen und dem Gruppenprozess, in dem »Blurting in A & L« entstand,
sind Relationen denkbar, die auch für Ramsden offensichtlich nur teilweise in
selbstbezüglichen »blurts« reflektiert sein können. Die Möglichkeiten der online-Fassung,
über diese Fragen erneut zu diskutieren, erlauben »many more« »possible blurts«.
Implikation wahrheitsfunktional: p [Pfeil] q = wenn p, so q; kein p ohne q.
Die Implikation ist dann und nur dann falsch, wenn p wahr und q falsch ist.
zurück
59 Ramsden: Annotations 1973, S.1f.
zurück
60 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.22 mit Anm.3, S.51f.; s. Kap. II.2. zurück
61 Lakatos: Falsifikation 1982. zurück
62 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.68f. zurück
63 Feyerabend: Method 1970, S.26f.,36.
zurück
64 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.4f.,16,68ff.,72,79f. Außerdem: Atkinson/Baldwin: Post-War 1972, S.167; Burn,
Ian/Ramsden, Mel: Index (Model(...))), 1970, in: Burn: Work 1992, S.96. zurück
65 Lakatos: Falsifikation 1982, S.46-52.
zurück
66 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.5,10,15,18ff.,37,68. Außerdem: Johnson/Tate: Alienation 1972, S.23f.; Lole/Pilkington/Rushton:
Aspects 1972, S.40. zurück
67 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.36f.,79. zurück
68 Husserl: Problem 1986, S.220-292.
Den Begriff der »Lebenswelt« in Schriften von Edmund Husserl und Alfred Schütz
diskutiert Jürgen Habermas im Kontext der Begriffe Interaktion, Kommunikation
und Wittgensteins »Lebensform«, in: Habermas: Literaturbericht 1970, bes. S.188-259.
zurück
69 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.20f.,56. Außerdem: Atkinson/Baldwin: Art 1971, S.25; Johnston/Tate: Alienation
1972, S.21f. zurück
70 Vgl. z. B. Lakatos: Falsifikation
1982, S.37,46; Lakatos: Popper 1982, S.167f.,173 mit Anm.102. zurück
71 Vgl. Burn/Ramsden: Device 1972,
S.1,21,27,37,73f. Außerdem: Art & Language Institute: Suggestions 1972, S.17.16
(i); Atkinson/Baldwin: Art 1971, S.31; Atkinson/Baldwin: Index 1972, S.17; Burn/Ramsden:
Questions 1972, S.9. zurück
72 Vgl. frühere, noch an Bertrand Russell
orientierte Fassungen einer reizorientierten Referenztheorie: Burn: Role 1991,
S.120; Burn/Ramsden: Question 1971, S.132. S. Kap. III.3.
Vgl. Dreher: Art & Language 2000, Kap. 2.2. zurück
73 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.125,
Nr.30, S.160f., Nr.203f., S.193, Nr.370f., S.193f., Nr.374f., S.197, Nr.391f.,
S.210, Nr.455. zurück
74 Vgl. Pilkington: Delinquency 1971,
S.15,17; Pilkington/Rushton: Aspects 1972, S.39,41f.; Pilkington/Rushton: Introduction
1971, S.4; Rushton: Asserting 1971, S.7-11. zurück
75 Perelman: Pragmatics 1971; Perelman/Olbrechts-Tyteca:
Traité 1970. zurück
76 Vgl. Lole/Pilkington/Rushton: Models
1973. zurück
77 Hare: Appendix 1998. zurück
78 Baldwin: Problem 1973, S.21; Lole/Pilkington/Rushton:
Aspects 1972, S.38ff. zurück
79 Vgl. Atkinson/Baldwin/Harrison/Pilkington:
Handbook(s) 1974, S.11,26,41 (Nach Michael Baldwin (Telefongespräch mit d. A.
am 29.6.2001) enthält »Handbook(s) to Going-On« älteres Textmaterial und Mel
Ramsden waren vor der Realisation von »Blurting in A & L« die Begriffe »blurts«
(s. Anm.56)
und »concatenation« (s. u.) der englischen Mitglieder bekannt. Michael Baldwin,
e-Mail-Attachement, 8.8.2001: »Mel spent some time in England in 1972-1973,
and he took these terms back to New York.«). zurück
80 Siehe Anm. 58. zurück
81 Vgl. Baldwin/Pilkington: Art-Language
1973, S.261f.,265. Im Umfeld dieser Probleme und mit Bezug auf H. Paul Grice,
aber nicht explizit auf Konversationsimplikatur: Rushton: Asserting 1971, S.7,12.
zurück
82 Vgl. Art & Language: o. T. 1973,
S.102f.; Atkinson/Baldwin/Harrison/Pilkington: Handbook(s) 1974, S.10,12f.,29,35,38,42f.,45ff.,50,53,71,88,105f.;
Baldwin/Pilkington: Art-Language 1973, S.262ff.,266. »Concatenation« noch als
nur linear geordnete »surface-structure«: Atkinson/Baldwin: Rules 1972, S.15.
»Concatenation«, Michael Baldwin, e-Mail-Attachement an d. A., 8.8.2001: »It
has its origins in the so-called 'Polish notation of [Jan] Lukasiewicz used
extensively by Arthur [Norman] Prior [f. e. Papers on Time and Tense. Oxford
1968]. It was a concatenating modal logic: 'C' is 'if', 'P' is 'it is possible',
'N' is 'it is necessary'. You can write CPx,y = 'if it's possible that x, then
y'. You might write CPPPNPx,y= 'if it's possible that it's possible that...it's
necessarily possible that x, then y'. It also comes from the writing of Leo
Apostel who seemed to suggest that language can work from a to b (or c or...)
- that we make meaning as a practical act of going-on...Another influence was
Donald Davidson's 'Bob+Carol+Ted+Alice' (not the film!). This is concerned with
the question how indexing a sentence might bear upon its meaning.« Ders., e-Mail-Attachement
an d. A., 9.8.2001: »And what is going-on made of? Some form of concatenation
- x is 'next to' y and has a 'temporal aspect' (only an aspect): x [arrow] y
(Bxal).« zurück
83 Althusser: Marx 1968, S.136. zurück
84 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.170,
Nr.253. zurück
85 Quine: Erkenntnistheorie 1975, S.111-114;
Quine: Relativität 1975, S.45ff.; Quine: Wort 1980, S.61,105,135-147,355,381.
Vgl. Lauener: Quine 1982, S.87-97. zurück
86 Quine: Gegenstände 1975, S.212ff.;
Quine: Wort 1980, S.66-100. zurück
87 Quine: Wort 1980, S.30: »Menschen,
die mit derselben Sprache aufwachsen, sind wie Büsche, die man so zurechtstutzt
und formt, daß sie alle die gleiche Gestalt eines Elefanten annehmen. Wie sich
die anatomischen Einzelheiten der Zweige und Äste zur Elefantenform fügen, ist
von Busch zu Busch jeweils verschieden, aber das äußere Ergebnis ist bei allen
in etwa das gleiche.« zurück
88 Quine: Gegenstände 1975, S.212ff.;
Quine: Wort 1980, S.69-83,89-92,109f. zurück
89 Quine: Gegenstände 1975, S.212.
zurück
90 Quine: Relativität 1975, S.70f.,76-79;
Quine: Wort 1980, S.66-73,90f. zurück
91 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.160f.,
Nr. 204. zurück
92 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.139,
Nr.93ff., S.154, Nr.167, S.171, Nr.262f. zurück
93 Wittgenstein: Untersuchungen 1982,
S.24,28,139 (I, § 19,23,241). Vgl. Habermas: Literaturbericht 1970, S.231,241.
zurück
94 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.173,
Nr.274. zurück
95 Wittgenstein: Gewißheit 1994, S.146,
Nr.130, S.162, Nr.213. zurück
96 Luhmann: Weltkunst 1990, S.7ff.,20f.,40,42.
zurück
97 Dreher: Art & LanguageUK 2000, S.196f.
zurück
98 »Modell (von Arten/Weisen) der Weltbeobachtung«:
Dreher: Art & Language 2000, Kap.4; Dreher: Performance Art 2001, S.407-419,423f.,437f.
»Weltbeobachtung«: Luhmann: Gesellschaft 1997, S.1114,1118. zurück
99 Burn/Ramsden: Grammarian 1970, S.4.
zurück
100 Vgl. Burn/Ramsden/Smith: Draft
1974, S.6,21,45; Lole/Pilkington/Rushton: Models 1973, S.31 mit Anm.11; Pilkington/Rushton:
Bibliotherapy 1973, S.32. zurück
101 Perelman: Rhetoric 1971, S.146;
Perelman/Olbrechts-Tyteca: Traité 1970, S.22-30. Vgl. Burn/Ramsden/Smith: Draft
1974, S.21,24. Der Begriff 'Konzeption' steht hier für eine Rekonstruktion,
die Erfahrungen mit - auch eigenen - Reaktionen auf Redeformen resystematisiert.
zurück
102 Perelman: Rhetoric 1971, S.146f.;
Perelman/Olbrechts-Tyteca: Traité 1970, S.23ff.,34-39,229. zurück
103 Perelman: Rhetoric 1971, S.145;
Perelman/Olbrechts-Tyteca: Traité 1970, S.6f.,46ff.,64,71. zurück
104 Link: Montague-Grammatik 1979,
S.17f. Vgl. Art & Language: Proceedings 1974, o. P. (Proceedings I); Baldwin/Pilkington:
Art-Language 1973, S.263,265. zurück
105 Perelman: Rhetoric 1971, S.148;
Perelman/Olbrechts-Tyteca: Traité 1970, S.561-580. zurück
106 Burn/Ramsden/Smith: Draft 1974,
S.14, vgl. S.6f. Vgl. dagegen Baldwin/Pilkington: Art-Language 1973, S.263,265.
zurück
107 Vgl. Corris/Ramsden: Frameworks
1973, S.50: »The community infrastructure - specifically within Art & Language
- is important enough for us to be more concerned with each other's behaviour
than with evaluating each other's results. The aim is an adequate programme
of sharing and learning without presupposing that we will someday all turn into
almightly frontiersman artists. This notion of formulating adequate grounds
for conversing has a heuristic role in the art community, assuming, that is,
we can change the members of that community from tourists to students.« zurück
108 Luhmann: Systeme 1987, S.22-27,230,604-607,617,619,640f.,660.
zurück
109 Burn/Ramsden: Problems 1973, S.70.
zurück
110 Burn präsentierte allerdings in
mehrteiligen Werken seit 1968 Textteile, die mit dem Werkkonzept auch Probleme
der Konzeptualisierung und ihre Folgen für Werkpräsentationen vorstellten. Im
Werkkonzept von »Four Sheets of Glass and Three Sheets of Acetate (a description)«
explizierte er auch das Problem des Dialogs (Burn: Work 1992, S.76). Die Explikation
beschränkte sich aber zunächst auf den mental aktivierten Zuschauer als möglichen
Teilnehmer weiterer Konversationen über Konzeptionen und Realisationen. Konversation
wird als Wechsel von der Ein-Weg-Kommunikation des isolierten, unveränderbaren
Werkes zur Zwei-Weg-Kommunikation vorgestellt, die aus dem Zuschauer einen Dialog-Teilnehmer
macht. zurück
111 Burn/Ramsden/Smith: Draft 1974,
S.99. zurück
112 Burn/Ramsden/Smith: Draft 1974,
S.91-97. zurück
113 s. »Index 002(Bxal)«, 1973 (Hinweis Michael Baldwin/Mel Ramsden, e-Mail-Attachement 13.4.2002); Ramsden: Annotations 1974, S.3.
Vgl. u. a.: Burn: Dependency 1975, S.143; Ramsden: Practice 1975, S.68,70. zurück
114 Burn/Ramsden: Art 1973, o. P.
(4.). zurück
115 Rose/Sandler: Sensibility 1967,
S.49. zurück
116 Burn/Ramsden: Art 1973, o. P.
(Titel). zurück
117 Quine: Anmerkungen 1979, S.125f.
(Allerdings meint Quine auch - und darin folgen ihm die Mitglieder von Art &
Language explizit nicht (s. u.): »In der Ideologie scheint es also um die Idee
der Idee zu gehen. Doch diese Formulierung können wir getrost fallen lassen
und den Term 'Ideologie' ebenfalls." Feyerabend: Method 1970, S.47 verweist
wiederum auf die Relevanz des Problems der Ideologie für die »Philosophy of
Science« (vgl. ebda, S.80f.))
Die Begriffe »ontology« und »ideology« im Diskurs von Art & Language: Atkinson/Baldwin:
Material-Character 1972, S.55; Atkinson/Baldwin: Post-War 1972, S.164; Atkinson/Baldwin:
Rules 1972, S.9,26; Baldwin/Pilkington: Art-Language 1973, S.262,266; Burn/Ramsden:
Device 1972, S.24,38,79; Burn/Ramsden: Wages 1972, S.35; Burn/Ramsden/Smith:
Draft 1974, S.93; Howard: Relativity 1972, S.56f.; Johnston/Tate: Alienation
1972, S.21; Lole/Pilkington/Rushton: Models 1973; Pilkington/Rushton: Relations
1972, S.20 mit Anm.1. Vgl. Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992, S.143,366f. mit
Anm.135. zurück
118 Art & Language Institute: Suggestions
1972, S.17.17 (i). zurück
119 Art & Language Institute: Suggestions
1972, S.17.17 (i), (vii). Vgl. z. B. Lakatos: Falsifikation 1982, S.46. zurück
120 Althusser: Marx 1968, S.136f.
zurück
121 Burn/Ramsden: Device 1972, S.79f.
zurück
122 Dreher: Performance Art 2001,
S.20-23,403ff. zurück
123 Vgl. Dreher: Performance Art 2001,
S.20-26,428-438. zurück
124 »The Fox« wurde in New York herausgegeben. Die erste Ausgabe wurde von Joseph Kosuth finanziert. 1975 bis 1976
erschienen drei Ausgaben. Die Redaktionsarbeit erledigten amerikanische Mitglieder
von Art & Language: Ian Burn, Mel und Paula Ramsden (Art & Language: Method 1977, S.50ff.; Harrison/Orton: History
1982, S.40-49). Außerdem stammte ein großer Teil
der Texte von Mitgliedern von Art & Language (Terry Atkinson, Michel Baldwin,
Karl Beveridge, Kathryn Bigelow, Ian Burn, Carole Conde, Michael Corris, Sandra
Harrison, Preston Heller, Joseph Kosuth, Christine Kozlov, Lynn Lemaster (Baldwin),
Nigel Lendon, Andrew Menard, Philip Pilkington; Mel Ramsden, David Rushton, Terry Smith, Mayo Thompson,
Paul Wood), aber auch von Künstlerinnen wie Sarah Charlesworth, Adrian Piper,
Martha Rosler und Carolee Schneeman. Zur zeitgleichen Entwicklung von Art &
LanguageUK: Dreher: Art & Language 1997, S.50-56. zurück
125 Burn: Art 1975, S.34ff.; Burn:
Works 1975, S.55,58; Ramsden: Practice 1975, S.66f.,71,78,83. zurück
126 Ramsden: Practice 1975, S.71.
zurück
127 Burn: Art 1975, S.36. Vgl. Ramsden:
Practice 1975, S.73. zurück
128 Burn: Art 1975, S.34. zurück
129 Burn: Works 1975, S.58f. zurück
130 Ramsden: Practice 1975, S.66,70,72.
zurück
131 Bell: Gesellschaft 1979. zurück
132 Debord: Société 1992, bes. Kap.
I: La séparation achevée, S.13-32. Vgl. S.22: »Le spectacle se soumet les hommes
vivants dans la mesure où l'économie les a totalement soumis. Il n'est rien
que l'économie se développant pour elle-même.« (Vgl. Dreher: Konzeptuelle Kunst
1992, S.212f.,225) zurück
133 Menard/White: Media 1975, S.112.
zurück
134 Burn: Art 1975, S.34ff.; Burn:
Works 1975, S.54f. Zur Rolle des Künstlers vgl. Burn/Ramsden: Device 1972, S.61-67.
zurück
135 Menard/White: Media 1975, bes.
S.105 über »an Architecture of Contemplation: neutered white walls, neutered
white space; works hung in a line, separated, rather than ganged up vertically.
In other words, instead of being an integrated part of a whole (the period room),
each individual art work became an autonomous, self-contained world of its own.«
Vgl. Corris: Palace 1975, S.152f.; Smith: Art 1975, S.100f.; Kap. III.6
über »passivity of contemplation«. zurück
136 Burn: Art 1975, S.35. Der Kunsthandel
und seine Zentralisierung in New York wird kritisiert in: Burn: Art 1975, S.35;
Menard: Are 1975, S.38ff.; Menard/White: Media 1975, S.110f.; Ramsden: Practice
1975, S.68,73,77. Das »MOMA [=Museum of Modern Art, New York] International
Program« für »travelling shows« wird kritisiert in: Burn: Art 1975, S.36; Burn/Ramsden/Smith:
Draft 1974, S.90-97; Ramsden: Practice 1975, S.78,80. zurück
137 Dies fand seinen Ausdruck zum
einen in der Zusammenarbeit vieler Mitglieder von Art & Language in der Künstlerorganisation
Artists Meeting for Cultural Change (1975-77/78; Burn/Thompson: Art-Work 1976;
Thompson: Method 1977), zum Beispiel in deren Kritik der Ausstellungspolitik
des Whitney Museum of American Art (Artists Meeting for Cultural Change: Art
1976; Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992, S.219f.), und zum anderen in publizistischen
Aktionen in Australien: So schrieb Terry Smith am 18.1.1974 in »Nation Review«
über die Zusammenhänge zwischen amerikanischem Kunsthandel und der Direktion
der National Gallery of Australia in Canberra. Den Anlass lieferte der Ankauf
von Jackson Pollocks »Blue Poles« zu einem 800.000 Dollar über dem geschätzten
Wert liegenden Preis. Smith wurde von dem »Blue Poles« verkaufenden Kunsthändler
Max Hutchinson angeklagt, obwohl die geschilderten Zusammenhänge bereits bekannt
waren. Diesen Versuch, Terry Smith als Kritiker der Amerikanisierung des australischen
Kunstbetriebs auszuschalten, und die Resultate des eingesetzten Kommittees des
australischen Parlaments, das die Ankäufe der Direktion untersuchte, schildert
und interpretiert Ian Burn in »The Fox« (Burn: Dependency 1975). zurück
138 Terry Smith organisierte 1975
Diskussionsveranstaltungen parallel zu den australischen Stationen der von der
amerikanischen Alcoa-Foundation unterstützten Reiseausstellung »Modern Masters:
From Manet to Matisse«, die zahlreiche Leihgaben aus amerikanischen Sammlungen
enthielt. Der »Director of the Department of Drawing« des MoMA William S. Lieberman
war Katalogherausgeber und Ausstellungsarchitekt von »Modern Masters«. Er versuchte
Terry Smiths, wie das Veranstaltungsplakat von Art & Language offenbarte, auch
gegen die Amerikanisierung des australischen Kunstbetriebs gerichtete Diskussionsveranstaltungen
in den ausstellenden Instituten zu verhindern und hatte teilweise Erfolg (Burn/Lendon/Merewether/Stephen: Necessity 1988, S.118f.; Burn/Ramsden/Smith:
Australia 1976; Corris: Look 2001; Dreher: Konzeptuelle Kunst 1992, S.220ff.; Smith: Review 1975).
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139 Art & Language: Method 1977; Harrison: Essays 1991,
S.123f.; Harrison/Orton: History 1982, S.47-50. zurück
140 Michael Baldwin/Mel Ramsden, e-Mail-Attachement, 12.4.2002.
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