SAMMLUNG LANDESBANK BADEN-WÜRTTEMBERG
⁄⁄THOMAS DEMAND (*1964)

Demands Methode ist bekannt: Der Künstler fertigt Modelle an, fotografiert diese ab und vernichtet das Modell, sodass am Schluss nur das Foto existiert als ein durch Lichtinformation gesättigter Speicher. Attempt, also Versuch, liegt der historische Vorfall des vereitelten Anschlages auf die Karlsruher Bundesanwaltschaft im Jahr 1977 zugrunde. Demand orientierte sich an einem Pressefoto jenes Zimmers, in dem der Raketenwerfer von RAF-Terroristen aufgebaut wurde. Auf den ersten Blick wirkt das Bild frappierend echt, doch gleichzeitig eine Spur zu glatt. So offenbaren beispielsweise die Bücher oder auch die Steckdose sehr schnell, dass sie nur eine Attrappe sein können. Es ist die Scheinwelt, die Demand interessiert, und konsequenterweise sind es oft aktuelle, politische Bilder aus Zeitungen, Zeitschriften oder dem Fernsehen, die er in Papiermodellen nachbildet und ablichtet. Seine Fotografien vermitteln dem Betrachter, auf einer metaphysischen Ebene wahr zu sein, denn wenn die manipulierten Fotos der Massenmedien aus echten Dokumenten falsche machen, so kehrt Demand das Verhältnis um. Seine "falschen" Bilder dokumentieren nichts anderes als Realität; sie sind wahr.

 
Als Meisterschüler von Fritz Schwegler an der Kunstakademie Düsseldorf zu Beginn der 1990er Jahre sind Thomas Demand die dokumentarfotografischen Ansätze von Bernd und Hilla Becher natürlich bestens bekannt, und die frühe Arbeit Fabrik (ohne Namen) wirkt wie eine ironische Replik auf die Serien funktionaler Architekturfotografien, denn auch die dokumentarische Aufnahme eines Pappmodells ist, so gesehen, nichts anderes als das karge Zeugnis eines Konstruktionsentwurfs.
BK