SAMMLUNG GRÄSSLIN
⁄⁄MEUSER, OHNE TITEL, 1988


Meuser (*1947)

Ohne Titel, 1988
Eisen, Mattlack
150 x 130 x 100 cm


Archiv Sammlung Grässlin, St. Georgen
 
Meusers Arbeiten verleugnen die Herkunft ihrer Materialien - den Schrottplatz - nicht. Aus Stahlträgern, Metallblechen und Eisengestängen fertigt der Künstler Skulpturen: bildhafte, meist mehrteilige Konstellationen, skulptural und tableauartig zugleich. Der Schlichtheit ihrer konstruktiv-tektonischen Formensprache entspricht die Farbigkeit, die geprägt ist von einem gleichmäßigen Anstrich mit Lack oder Rostschutzmittel, ebenso wie von der vorhandenen Farbigkeit patinierter Oberflächen. Die Relikte vergangener Funktionalität werden so zur abstrakten, autonomen Komposition. Meusers Wandarbeit Ohne Titel besteht aus gelb lackierten Eisenprofilen, die zu einem Rahmen gefügt und mit weiteren Profilen, gleich einer Reling, aufgedoppelt wurden. Dieses Konstrukt ist um 90° gedreht an einer Wand angebracht, sodass es als Bild-Objekt weit in den Raum hineinragt - die traditionellen Begrifflichkeiten von Bild und Skulptur verwischen. An der oberen Seite sind die Verstrebungen unterbrochen. Sie bilden gleichsam einen Auslass für das, was von der Reling ursprünglich eingezäunt, beziehungsweise vom Rahmen eingerahmt gewesen sein könnte - und so ist die "Bildfläche" konsequenterweise leer. In der drei Meter breiten Wandarbeit Pommes Schranke hat Meuser ebenfalls Fundstücke zu einer Arbeit zusammengesetzt: Auf der linken Seite durchbricht ein ehemals der Befestigung dienender Winkel das ansonsten kubisch-strenge Wandstück, das an die geometrischen Variationen der Minimal Art erinnert. Ganz im Gegenteil zu ihnen ist hier die Oberfläche jedoch bewusst unterschiedlich gehalten, einerseits in glattem Rot, andererseits in mackenhaftem Weiß - passend zum Titel. Denn "Pommes-Schranke" meint im schnoddrigen Ruhrpott-Slang nichts anderes als Pommes frites mit Ketchup und Mayonnaise, die Signalfarben Weiß und Rot einer Bahnschranke.
AD/AB