SAMMLUNG GRÄSSLIN
⁄⁄ISA GENZKEN, Ellipsoid, rot-grau offen, 1979


Isa Genzken (*1948)

Ellipsoid, rot-grau offen, 1979
Holz, Lack
18 x 1180 x 26 cm


Archiv Sammlung Grässlin, St. Georgen
 
Isa Genzkens Werk steht in starkem Bezug zum Raum und umfasst Skulptur, Fotografie, Film, Video, Arbeiten auf Papier und Leinwand, Collagen und Bücher. Ihr Skulpturbegriff bezieht Architektur ebenso ein wie Werbung, Design, Alltagsgegenstände und die Medien, wobei es um das gesellschaftliche Feld geht, welches diese Kategorien bestimmt. Die Skulpturen selbst und ihre symbolischen Formen und Räume greifen auf die gebaute Umgebung zurück und verdichten sich höchst artifiziell zu skulpturalen Fragestellungen wie in der Minimal Art.
Bekannt wurde Genzken in den 1970er Jahren mit ihren ungewöhnlichen, meterlangen, speerartigen und bunten Holzplastiken. Die Ellipsoid oder Hyperbolo genannten Arbeiten durchspannen den Raum, sind präzise gefertigt und zwischen Design-Spiel ohne Funktion und schnittiger Stomlinie interpretierbar, als offene und zugleich geschlossene Form. Entwickelt wurden diese mit Hilfe des Computers; Linien im Raum, die selbst Raum formen. Eine in die Unbestimmtheit gelegte Positionierung ihnen gegenüber, beziehungsweise mit ihnen, wird gefordert - ein Raumbezug zwischen Verbergen und Offenlegen trägt das Objekt.
Genzkens Arbeitsweise erinnert an das Vorgehen eines Architekten oder Designers: Sie konzipiert und plant ihre Arbeiten, bei denen unterschiedlichen Materialien wie Holz, Beton und Epoxydharz zum Einsatz kommen, führt sie aber nicht selbst aus, sondern lässt sie von professionellen Werkstätten fertigen. Weitere Materialien sind Gips, Spiegel, gefundene Gegenstände, Textilien und Plastik, sowie Zeitschriften und Magazine für ihre Fotoserien, Collagen und Bücher. Ihr analytischer Umgang mit den Dingen ist von Maßstabverschiebung, Montage und Fragmentierung bestimmt. Die hohen Stahlgerüstgestelle tragen Raummodelle aus Beton und vermitteln eine Ästhetik der Brüche, die das aus funktionalen Zusammenhängen Gewohnte neu sicht- und lesbar macht. Dabei legt Genzken keine Deutungen vor, sondern fordert physischen Umgang als Resultat einer passiven Perspektive, die als Weltsicht gebauter Lebensräume stupend auf den Strukturwandel des sozialen, öffentlichen Raumes hinweist.
GJ