SAMMLUNG GRÄSSLIN
⁄⁄JÜRGEN DRESCHER/REINHARD MUCHA,
MODELL. KONRAD FISCHERS BAR, 1981



Jürgen Drescher/Reinhard Mucha (*1955 / *1950)

MODELL. Konrad Fischers Bar, 1981
Verschiedene Materialien
280 x 224 x 224 cm


Wolfgang Günzel, Offenbach
 
Ein bemerkenswertes Beispiel für die "funktionale Nutzung" von Alltagsgegenständen in der Kunst ist MODELL. Konrad Fischers Bar von Jürgen Drescher und Reinhard Mucha. Leuchtstoffröhren strukturieren die seitlichen Außenwände des Modells eben jener Bar, die dem Galeristen Konrad Fischer in Düsseldorf ironisch zugedacht war. Die architektonische Umsetzung, wie bei solchen Unternehmungen üblich, wurde im maßstabsgerechten Raummodell durchgespielt - übrigens ohne das Wissen des Initiators der Bar. Als stimmige Ergänzung sowie als integraler Bestandteil des künstlerisches Werkes wurde die komplette Infrastruktur gleich mitgeliefert: die "Verkehrsanbindung" durch eine Modelleisenbahn, Kühlung und Heizung dank eines Kühlschranks, Musikbeschallung mittels eines Transistorradios, eine Digitaluhr und eben die indirekte Beleuchtung. Die das Modell tragenden Hocker und Böcke, die Schraubzwingen, Steckdosen und Verkabelungen wurden von Drescher/Mucha als zusammengezimmerte Komponenten der Inszenierung des penibel mit vielen Details ausstaffierten Kernmodells ungeschönt eingesetzt. Die Innenseite des Modells ist ebenso wie die Außenseite mithin wörtlich genommene Situation mit allen Konsequenzen von Funktionalität, wobei die Außenseite zugleich die auf Distanz gesetzte Schauseite der Installation ist. Denn ein umschließender, aufgebockter Rahmen mit Glasscheiben fungiert gleichzeitig als Stellage und Vitrine - eine Modellarchitektur im Modell der Kunst. Das Ausstellungs-, Set- und Lichtdesign von Drescher/Mucha war mittels dieses Umkehrprozesses skulptural-räumlichen, nicht zuletzt sozialen Denkens eine Pioniertat im noch nicht geschriebenen Betriebssystem Kunst.
GJ