SAMMLUNG FROEHLICH
⁄⁄ANDY WARHOL, DIAMOND DUST SHOES, 1980


Andy Warhol (1928-1987)

Diamond Dust Shoes, 1980
178 x 228 cm
Siebdruck, Diamantstaub auf Acryl
auf grundierter Leinwand
178 x 228 cm


© Artists Rights Society New York
Archiv Sammlung Froehlich, Stuttgart
 
Wie Marcel Duchamp eignete sich Andy Warhol scheinbar beliebig Dinge der Alltagswelt an und erklärte Banales zur Kunst. Zunächst einzeln auf Leinwände projiziert und nachgemalt oder mit Hilfe von Schablonen angefertigt, ab 1962 in Serie und per Siebfarbdruck gearbeitet, vervielfältigte Warhol Comic-Szenen, Zeitungsbilder, Starfotos und dergleichen. Die Bilder der Massenmedien werden wiederum durch Warhol massenhaft vervielfältigt. Durch die Auswahl emblematischer Motive, die Konzentration auf eine Person respektive einen Gegenstand und die Aussparung eines kontextuell verweisenden Bildhintergrunds, erhalten insbesondere die Starbilder den Status einer Ikone. In ihnen sind Schmerz, Trauer und Tod als negative Kehrseite des Ruhmes enthalten. Sie sind Spiegelbilder von Warhols eigenem, zwiespältigen Selbst- und Lebensgefühl.
Eine Kritik an der spätkapitalistischen Transformation von Kunstwerken zu käuflicher Ware sowie an der Gier nach Geld und Macht wird bei Warhols Arbeit 40 Two Dollar Bills deutlich, die tautologisch das Genannte zeigt: 40 Zwei-Dollar-Noten. Die serielle Darstellung macht die unendliche Wiederholbarkeit des Reproduktionsvorgangs anschaulich. Eine deutliche Gesellschaftskritik artikulierend, sind die auf Zeitungsbildern basierenden Arbeiten Five Deaths, Most wanted Men No. 6, Thomas Francis C. (front View), Tunafish Disaster und Little Race Riot zu verstehen. Sie geben Beispiele der Auswüchse und Destruktivität der amerikanischen Zivilisation wieder: Lebensmittelvergiftung, Verkehrsunfälle, Rassenunruhen und Kriminalität.
Nach einem Attentat auf Warhol im Jahre 1968 entstanden Portraits von Künstlern, Sammlern und anderen Persönlichkeiten, die in der Nachfolge der großen Hollywood-Stars von ihm dargestellt werden wollten. Hierzu zählen die Portraits von Dennis Hopper und Joseph Beuys. In den 1980er Jahren knüpfte Warhol an seine Ursprünge als Werbegrafiker an. Insbesondere mit ausgefallenem Schuhdesign machte er damals Furore; für Diamond Dust Shoes experimentierte er mit Diamantstaub. Auch bezog er sich auf kunsthistorische Meisterwerke wie etwa Tischbeins Gemälde Goethe in der Campagna und Leonardos Abendmahl. Sowohl bei Warhols Goethe als auch Last Supper ist das Original nur als Ausschnitt wiedergegeben - letzteres nach einer Malvorlage für Kinder. Der Kopf des Dichters, die narrative Gestik der Jünger und die in sich gekehrte Haltung Christi stehen im Fokus. Beide, Genie und Gottessohn, verweisen stellvertretend auf den Typus des leidenden Künstlers.
YZ