SAMMLUNG FROEHLICH
⁄⁄ROSEMARIE TROCKEL

Mit dem "Heimchen am Herd" scheint in Rosemarie Trockels Werken so einiges durcheinander gekommen zu sein. Seit den 1980er Jahren dekonstruiert sie mit einer Haltung ironischer Distanz Vorurteile gegenüber weiblich konnotierten Materialien, Eigenschaften, Fertigkeiten sowie Rollenklischees. Da steht etwa ein als Ofen (1990) betiteltes Herdobjekt, das erstens zu hoch und zweitens ohne Stromanschluss ist: ein zum Kochen höchst dysfunktionaler Herd, der vielmehr Sockel der beiden Herdplatten zu sein scheint und darüber hinaus ironisierend auf die strenge geometrische Objektform der Minimal Art rekurriert. Trockels Endlosstrümpfe (1987) erinnern in ihrem flachen Rahmen daran, dass wärmende Wolle ehemals unermüdlich, endlos und quasi-automatisiert von Frauen verstrickt wurde. Gleichzeitig deutet die extreme Länge auf die Absurdität eines durch die Mode konstruierten Schönheitsideals langer, dünner Frauenbeine hin. Mehr noch: Das intime und oft fetischisierte Kleidungsstück wird zur grotesken Verpackung, die mit der Ambivalenz zwischen der Betonung wohlgeformter Beine und dem schamhaften Bedecken und Verbergen spielt. Unendliche Produktion, Nacktheit und Voyeurismus sind darin gleichermaßen aufgehoben.

 
Trockels feministische Analyse des Kunstsystems wird insbesondere in Cogito ergo sum (1988) deutlich. Weder malte noch strickte die Künstlerin das Strickbild, sondern ließ es wie einst Andy Warhol maschinell nach ihrem Entwurf anfertigen. Ohne Malerei zu sein, thematisiert das Bild Kasimir Malewitschs Ikone der gegenstandlosen Malerei: Das 1913 gemalte schwarze Quadrat des männlichen Künstlers weicht dem gestrickten Quadrat der Künstlerin. Und mit dem ungelenk geschriebenen Schriftzug René Descartes "Cogito, ergo sum" ironisiert Trockel den vermeintlichen Unfehlbarkeitscharakter und männlich konnotierten Machtanspruch von Vernunft und Logik.
YZ