SAMMLUNG FROEHLICH
⁄⁄GERHARD RICHTER, ABSTRAKTES BILD, 1987


Gerhard Richter (*1932)

Abstraktes Bild, 1987
Öl auf Leinwand
300 x 300 cm


© Gerhard Richter
Archiv Sammlung Froehlich, Stuttgart
 
Zusammen mit Künstlerkollegen wie Sigmar Polke und Georg Baselitz gelang es Gerhard Richter in den 1960er Jahren, die gegenständliche Malerei wieder in der deutschen Gegenwartskunst zu etablieren. Um den abbildhaften Charakter der Malerei zu hinterfragen, verwischt und verfremdet Richter jedoch seine figurativen Bildmotive. So beispielsweise bei dem Bild Schwimmerinnen, für das er als Vorlage eine banale Schwarzweißfotografie als Dia auf die Leinwand projizierte und abmalte – farblich manipuliert durch die pinkfarbige Lasur. Der Fundus des Alltäglichen dient ihm dazu, schnappschussartige Bildausschnitte in Malerei umzusetzen – das simple Motiv und die Farbigkeit als Reaktion auf die dominierende amerikanische Pop Art. In Stadtbild Paris treibt Richter den Verfremdungsgrad in der malerischen Darstellung dreidimensionaler Wirklichkeit weiter: Was sich nah an der Leinwand als Schlachtfeld aus Schwarz, Weiß und Grau darbietet, gerinnt aus der Distanz betrachtet zu einer nahezu realistischen Malerei; Häuser und Straßenfluchten werden erkennbar. Das von Richter entwickelte Stilmittel der "Unschärfe" in der Darstellung seiner Motive ist besonders in Seestück nachvollziehbar. Auch hier bearbeitet er eine fotografische Vorlage aus dem Atlas, seinem reichhaltigen Bilderfundus. Über der unendlichen Weite eines Meeres verschmelzen am Horizont Wasser und Himmel zu einer nebulösen, fast abstrakten Komposition: Darstellung und doch nicht Abbild der Realität. Als Ausweg aus der für Richter zunächst an einen Endpunkt angelangten gegenständlichen Malerei, entsteht als Synthese aus Rezeption und Analyse von Wirklichkeit seit 1976 seine abstrakte Malerei: "Stilbruch als Stilprinzip" (Klaus Honnef) kennzeichnet daher die Kunst Gerhard Richters, der selbst nie zwischen Abstraktion und Figuration unterschieden hat. Mit anarchistischem Gestus verarbeitet er seine modellhaften, subjektiven Ideen von Wirklichkeit. Es entstehen - wie bei Abstraktes Bild - vielschichtige Strukturen, die als Metapher für das Ungreifbare im Leben gelesen werden können.
AB/AD