SAMMLUNG BOROS
⁄⁄ANSELM REYLE, OHNE TITEL, 2004


Anselm Reyle (*1970)

Ohne Titel, 2004
Mischtechnik auf Leinwand
67,5 x 56,5 cm


Archiv Sammlung Boros, Wuppertal
 
Anselm Reyle als Maler zu bezeichnen würde zu kurz greifen, obwohl grelle Farben, vorzugsweise Neonfarben ein bestimmendes Element seiner Arbeiten sind. Es wäre ebenso falsch, Reyles Bilder und Skulpturen als reine Formalismen, abstrakten Expressionismus oder Minimal Art hinzustellen, eher sind sie ein virtuoses Spiel mit diesen Stilen und deren Techniken.
Reyles künstlerische Ausdruckweise umfasst Gemälde, Materialbilder, Skulpturen, Fundstücke und Rauminstallationen aus ebendiesen Elementen. Natürliches wie künstliches Licht sind essentiell, um die bevorzugten Materialien wie Silberfolien, Chrom, Spiegel, Neonröhren und fluoreszierende Tagesleuchtfarben zur Wirkung zu bringen. Mittels Rückgriff auf abstrakte Maltechniken und Ästhetiken der Moderne, aber auch als bewusster Bruch mit geometrischer Abstraktion hat Reyle seine eigenen formalen Kompositionsmuster und materiellen Variationen entwickelt. Insbesondere an seinen Streifenbildern wie Ohne Titel lässt sich sein Umgang mit Harmonien und Dissonanzen beobachten. Denn die Komposition bleibt bewusst schlampig: Selbst das auf den ersten Blick einheitliche Grün zweier Streifen wird durch schwarze Farbkleckse gebrochen. Neben Wandbildern und Skulpturen spielt die Beschäftigung mit Fundstücken eine wichtige Rolle. Reyle interessiert sich dabei besonders für Gegenstände, die ihren Gebrauchswert verloren haben, wie alte Wagenräder oder ein Spinnrad aus Holz. Diese objets trouvés werden vor der Präsentation im Kunstkontext überarbeitet, indem sie silbern besprüht (Strohballen) oder bemalt (Heuwagen) werden und damit eine neue Oberfläche bekommen. Die Objekte erfahren so eine zweifache Aufwertung als Kunst und als Gegenstand.
TT