SAMMLUNG T-B A21
⁄⁄MIKE KELLEY, LIGHT (TIME)-SPACE
MODULATOR, 2003



Mike Kelley (*1954)

Light (Time)-Space Modulator, 2003
Wendeltreppe, Glühlampen, 3 DVD-Player, 3 Video-Projektoren, Zement, Plexiglas, Aluminium, 5 Tonurnen, Elektromotor und andere Materialien, Installationsmaße variabel (Wendeltreppe 353 x 789 x 193 cm)


Florian Holzherr/T-B A21
 
Zeit ist das unveränderliche Nacheinander von Ereignissen. 1919/20 entwarf der konstruktivistische Künstler Vladimir Tatlin sein Monument der Dritten Internationale, zwischen 1922 und 1930 schuf der Bauhausmeister Laszlo Moholy-Nagy seinen legendären Licht-Raum-Modulator. Der in der US-amerikanischen Punk-Revolution und Noise-Art aufgewachsene Mike Kelley baute 2003 seinen Light (Time)-Space Modulator als ironischen Kommentar auf die Bestrebungen seiner Vorgänger, wobei der Zeit bei Kelley eine besondere Bedeutung zukommt: Von der Achse einer sich horizontal drehenden Wendeltreppe werfen drei Video-Projektoren Fotos an Wände, Boden und Decke. Der erste zeigt Bilder einer hispanischen Familie, die in den 1970er Jahren in dem Haus wohnte, in dem Kelley heute sein Atelier hat. Der zweite Projektor zeigt den gegenwärtigen Zustand des Hauses, der dritte verschmilzt durch Überblendung der verschiedenen Fotos der anderen Projektoren die unterschiedlichen Zeitebenen, wodurch das normative Zeitkontinuum medial verändert wird. Durch die Abgüsse des ursprünglich im Erdreich verankerten Sockels der Treppe und ihr Umfunktionieren in Urnen bekommt die Installation darüber hinaus einen eschatologischen Aspekt. Kelleys Installation ist eine Auftragsarbeit, die in einer Zeit entstanden ist, als er sich für dekonstruktivistische Architektur und für Repressed Memory Syndromes interessiert hat. Wie ein riesiges archäologisches Instrument windet sich die Treppe durch die sedimentierten Dimensionen von Zeit und Raum der angeeigneten Umgebung des Künstlers.
AB