SAMMLUNG VAF-Stiftung/MART
⁄⁄PIERO FOGLIATI, MACCHINA CHE RESPIRA, 1990


Piero Fogliati (*1930)

Macchina che respira, 1990
Metallgestell, Elektromotor, Zylinder mit
Pumpmechanismus, Gummischläuche, hölzerne Hörmuscheln
50 x 60 x 62 cm


© Piero Fogliati
Emanuele Riccio, Turin
 
Piero Fogliati ist Künstler wie auch Ingenieur, Physiker, Konstrukteur, Techniker und Mechaniker, der seine Maschinen selbst herstellt. Licht und Bewegung sind zwar wichtige Komponenten seines künstlerischen Programms, doch bei ihm haben diese Phänomene eher den Charakter einer physikalischen Demonstration oder einer verblüffenden illusionistischen Vorführung. Das Charakteristische Fogliatis besteht nicht zuletzt darin, dass seine Apparaturen konstruktive Präzision und handwerkliche Perfektion besitzen, die sie tatsächlichen Industriemaschinen ähnlich machen. Ein Vergleich mit der Maschinenästhetik und den multisensorischen Experimenten der italienischen Futuristen liegt nahe.
Bei Prisma Meccanico werden vier weiße Aluminiumscheiben, die senkrecht auf Stäben befestigt sind, in schnelle Rotation versetzt. Ein Projektor, in dem eine Gelatinescheibe sich mit gleicher Geschwindigkeit vor einer Lichtquelle dreht, strahlt intensives Licht auf die rotierenden Scheiben, wodurch das Licht prismatisch zerlegt wird und zugleich als farbige Projektion auf der Wand dahinter zu sehen ist.
Fotostruttura ist eine Lichtskulptur, die wie eine immateriell leuchtende, geisterhafte Fantasmagorie in der Dunkelheit des Raumes auftaucht. Erzeugt wird dieses Phänomen durch eine weiße Aluminiumscheibe, die wie ein Teller waagrecht auf einer Stange befestigt ist. Die Scheibe wird durch eine spezielle Mechanik in eine äußerst schnelle, oszillierende, sich vertikal auf und ab bewegende Schwingung gebracht und zugleich von einem starken Lichtstrahl beleuchtet, wodurch eine hüpfende und tanzende dreidimensionale Lichterscheinung generiert wird.
Reale/Virtuale hat der Künstler selbst als eine alchemistische Überraschung bezeichnet. Es handelt sich dabei um einen birnenförmigen Glaskolben, welcher über einem Strahler montiert ist, der von unten nach oben einen speziellen Lichtstrahl durch den Glaskörper schickt. Hängt man in das Zentrum der Birne ein Objekt, hier eine kleine Spirale, so erscheint diese daneben wie eine Luftspiegelung als virtuelle Kopie.
Die Macchina che respira, die atmende Maschine, ist ein Beispiel für die neodadaistische Komponente Fogliatis. Es handelt sich gleichsam um eine mechanisch betriebene Luftpumpe: In einem Zylinder führt ein Kolben eine permanente Saug- und Druckbewegung aus, die dem Vorgang des Ein- und Ausatmens entspricht. Die physisch nachvollziehbare Motorik des Atmens ist akustisch über zwei Hörmuscheln wahrzunehmen.
KW