In der Arbeit Again and Again (The Borderer) setzt sich Bjørn
Melhus mit der Horrorvision des geklonten Menschen und der unendlichen
Multiplizierbarkeit des Individuums auseinander. Wie alle handelnden
Figuren in seinen Filmen und Videos wird auch diese vom Künstler
selbst verkörpert. Im Herzschlagrhythmus der Hintergrundmusik
vervielfältigt sich die Figur eines geschlechtslos erscheinenden
jungen Mannes. Selbstverliebt und begeistert von den Abbildern
des eigenen Ich gebiert die Figur immer neue Doppelgänger.
Die dabei entstehenden Klone sind mehr als nur perfekt. Im Vergleich
zu identischen Klonen unterscheiden sie sich vom Original, werden
zu einer neuen, scheinbar verbesserten Spezies, die aus der reinen
Oberfläche besteht. Vorder- und Rückseite der neuen
Körper sind völlig identisch. Die totale Auflösung
der Identität durch die Kreation eines flachen Abziehbildes
wird im Video kommentiert mit "its fabulous".
Verflachung wird zur Verbesserung, Identität löst sich
auf in multiple Gestalten. Damit hat das Original ausgedient,
wird überflüssig und von den neuen verbesserten Kopien
schließlich verdrängt.
Ein wichtiger Aspekt der Arbeit wird über
den Soundtrack vermittelt. Melhus verwendet in seinen Arbeiten
vorhandenes Material, welches er in Film und Fernsehen vorfindet.
Für Again and Again dienten ihm die Tonspur und die Dialoge
einer amerikanischen Werbesendung für Schmuck als Ausgangsmaterial.
Deren für den Verkauf bestimmte Schlagworte und Anpreisungen
verknüpft er ironisch mit dem Horrorszenario des identitätslosen
Menschen der Zukunft. Das vorhandene Tonmaterial wird neu kombiniert,
Sätze, Satzfragmente und Worte werden aus dem Zusammenhang
gerissen und neu arrangiert, die narrative Struktur wird aufgelöst,
bis letztlich kein Sinnzusammenhang mehr vorhanden ist. Zwischen
den handelnden Figuren findet keine wirkliche Kommunikation mehr
statt, sie tauschen nur noch nichtssagende Phrasen aus.
Melhus gehört einer Generation an, die
mit dem Medium Fernsehen aufgewachsen ist, ihm entnimmt er seine
Quellen, Vorbilder und Modelle. In seinen Arbeiten kopiert er
Ikonen der Massenmedien und setzt sich mit dem Einfluss der medialen
Welt auf unsere Realität auseinander.
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geboren 1966 in Kirchheim/Teck, lebt und arbeitet in Hannover
und Berlin; Einzelausstellungen: 2001 Primetime Kunstverein Hannover,
Limboland (Film-Video-Retrospektive) u.a. Goethe Institut Los
Angeles, Goethe Institut Toronto, Babylon Berlin, Caligari Wiesbaden;
2000 Again & Again (The Borderer) Galerie Birner & Wittmann,
Nürnberg, Gute Freunde (Good Friends) Museum Schloss Hardenberg,
Velbert, Kunstverein Wolfenbüttel; 1999 ich bin du (me is
you) Skulpturenmuseum Glaskasten, Marl, Primetime vol.1, Galerie
Anita Beckers, Frankfurt; Gruppenausstellungen (Auswahl): 2000
reality checkpoint - körperszenarien/body scenarios Edith-Ruß-Haus,
Oldenburg; 1998/99 8. Marler-Video-Kunstpreis u.a. Neuer Berliner
Kunstverein, Neues Museum Weserburg, Kunstverein Braunschweig;
1996 German Video Art, Metropolitan Museum of Contemporary Photography,
Tokio
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