Peter Weibel
[* 1944, Odessa]

Über Peter Weibel | Biografie | Werke in der Ausstellung

Peter Weibel war in den 1960er Jahren wesentlich an drei Avantgarde-Bewegungen beteiligt: an der Entwicklung der visuellen Poesie, des Wiener Formalfilms und des Wiener Aktionismus, wofür er den Begriff prägte. Ab Mitte der 1960er Jahre entwickelte er eine selbstständige Erweiterung der Filmform durch Filmaktionen und Filminstallationen. Gleichzeitig produzierte er eine Reihe von konzeptuellen Foto- und Spracharbeiten.
1969 entstanden seine ersten Videos. Mit seinen körper- und medienzentrierten Performances erregte er in den späten 1960er Jahren eine Publizität. In seinen Medienwerken verband er Sprachkritik mit Gesellschaftskritik und versuchte, mit Hilfe der Medien sich von den Grenzen des Körpers zu befreien und die Wirklichkeit zu erweitern. In den 1970er Jahren realisierte er parallel zu einem umfangreichen Werk von Videobändern, Videoinstallationen, Videoperformances und weiteren Avantgarde- Filmen die Spielfilme Unsichtbare Gegner [1976-77] und Menschenfrauen [1980], zusammen mit Valie Export.
In den 1980er Jahren begann er mit digitalen Medien zu arbeiten. 1974 publizierte er Studien zur Automatentheorie und wurde damit zu einem der wenigen Medienkünstler, die für das digitale Zeitalter gerüstet waren, was dazu führte, dass er nach zahlreichen Lehrtätigkeiten als Gastprofessor und Professor in Kanada, Deutschland und Österreich und nach der Teilnahme an zahlreichen Medienfestivals, 1984 als Nachfolger von Hollis Frampton an das Digital Arts Laboratory am Department of Media Study der State University of New York at Buffalo [SUNY, Buffalo] berufen wurde, wo er bis 1989 unterrichtete.
In dieser Zeit produzierte er mehrere Medienopern, von Der künstliche Wille [1984] bis zu Stimmen aus dem Innenraum [1988] und sein videografisches Hauptwerk Gesänge des Pluriversums [1986-88] - eine Narration der Technotransformation der Welt seit 1800 mit den Mitteln audiovisueller Spezialeffekte. Zusätzlich zu seiner künstlerischen Tätigkeit hat Weibel von Anfang an umfassend theoretisch publiziert. In den späten 1980er-Jahren nahm seine kuratorische Tätigkeit zu, die in den 1990er-Jahren zur Leitung kultureller Einrichtungen führte. Seit 1999 ist er Vorstand des ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe.