Dan Flavin

Biografie
Werke in der Ausstellung


Ohne Titel [Monument to V. Tatlin], 1967/1993-96
Sektion F Minimal Art

Dan Flavins Entdeckung der Fluoreszenzlichtröhre als künstlerisches Element markiert die Geburtsstunde der Minimal Art, zu deren Wegbereitern der US-Amerikaner gemeinsam mit Carl Andre, Donald Judd und Sol Lewitt zählt. 1961 gewährte eine Einzelausstellung in der New Yorker Judson Gallery einen ersten Überblick über sein Frühwerk – Assemblagen und Aquarelle, Vorläufer seiner späteren Lichtkunst. Nur wenig später folgten Flavins erste »Icons«, Bilder, an deren Rändern er elektronische Lampen befestigte. Hier wurde bereits seine Absicht deutlich, die Begrenzungen des Bildfelds zu erweitern und den umgebenden Raum durch den Einsatz von Licht aufzulösen. Sein (Marken)Zeichen setzte Flavin 1963 mit der inzwischen legendären »The Diagonal of Personal Ecstasy (The Diagonal of May 25,1963)«, einer handelsüblichen Leuchtstoffröhre, die Flavin in einem Winkel von 45° an einer Wand seines Ateliers anbrachte. Im folgenden Jahrzehnt entwickelte Flavin mehrere Lichtkunstserien, mit denen er die Raumwahrnehmung modellierte: Eckinstallationen, Barrieren und Korridore. Viele dieser Werke waren bestimmten Personen gewidmet, eine der bekanntesten und umfangreichsten dieser Werkgruppen, die ab 1964 entstanden, ist sicherlich jene, in der der russische Konstruktivist Wladimir Tatlin eine zentrale Rolle spielt. Seine Arbeit »Monument to V. Tatlin« ist eine liebevoll-lakonische Hommage an den Avantgarde-Künstler, der 1920 das Konzept für den berühmten, jedoch nie realisierten 400 Meter hohen »Tatlin-Turm« veröffentlichte.
Flavin löst scheinbar statische Raumbegrenzungen auf und verändert vorgegebene Proportionen, indem er mit einem Alltagsgegenstand, einem technisch neutralen Element - Leuchtstoffröhre und deren Leuchtkraft - den Raum entgrenzt und dem Betrachter eine zusätzliche Wahrnehmungsebene eröffnet. Wenn auch Flavin häufig betont hat, dass seinen Arbeiten nichts Mystisches anhaftet, eröffnen sie doch Räume der Kontemplation. Die Lichtinstallationen, die in verschiedenen Anordnungen - diagonal, horizontal oder vertikal, zu Blöcken oder Reihen, plan an der Wand oder in den Raum ausgreifend - auftreten, schaffen illusionäre Raumsituationen, die auf eine spirituelle Lichtästhetik und -metaphorik verweisen.
hb