Fred Eerdekens

Biografie
Werke in der Ausstellung


Blind Spot, 2002
Sektion H Licht und Schatten

Das skulpturale Werk des Belgiers Fred Eerdekens untersucht seit über 10 Jahren das diffizile Zusammenspiel von Licht, Material und Sprache, das er mit unterschiedlichen Ansätzen der Verwendung von Zeichen als Bedeutungssystem in eine diskrete Poesie überführt. Eerdekens erweist sich als Meister der subtilen Manipulation seiner Werkstoffe, mittels derer Schatten kreiert werden, die sich zu Formen, häufig einem Wort oder ganzen Texten mit suggestiver Kraft bilden, jedoch nicht selten trügerische Absicht haben. Stets finden in seinen Arbeiten alltägliche, oft beliebig wirkende Formen oder Gegenstände des täglichen Gebrauchs Einsatz, denen unter der faszinierenden Wirkung des Einsatzes von Licht eine weitere Bedeutung oder gar eine völlig neue Sinnebene zufällt. Prominente Beispiele hierfür sind Eerdekens Rauminstallation »mhmmmhm« aus dem Jahr 2002, bei der sechs künstliche Bäume so angestrahlt werden, dass ihre Schatten an der Wand das Wort »mhmmmhm« formen, oder seine Installation »Passage« von 2003, bei der an Telegrafenmasten erinnernde Aluminiumkonstruktionen sich im Schatten an der Wand fortsetzen, der dort das Wort »Passage« schreibt.
Mit »Blind Spot« [2003] lässt uns der Künstler vor eine im 90°-Winkel an die Wand montierte, kreisrunde Scheibe von 50 cm Durchmesser treten, die von der dem Besucher abgewandten Seite angeleuchtet wird. Doch nicht die Scheibe lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, es ist ihr Schatten, oder vielmehr der Halbschatten, der durch die diffuse Beleuchtung an der Wand daneben erzeugt wird und in seiner Rundheit so einfach und gleichzeitig perfekt und vollkommen wirkt, dass es mit dem Schatten einer Scheibe nichts mehr zu hat. Stellt es einen Planeten dar? Eine Sonnenfinsternis? Eerdekens erhebt jenes Produkt in das Zentrum der Aufmerksamt, welches beim Auftreten von Helligkeit unweigerlich entsteht, der Schatten, eine eher beiläufige Erscheinung, nicht wirklich beabsichtigt, manchmal lästig. Versatzstücke des Alltagsgebrauchs sind es auch, mit denen der Künstler seine phantasie- und humorvollen Schattenvisionen entwirft, die stets von der diffusen Präsenz einer immateriellen Bedeutungsebene begleitet sind.
hb