Author:   Heike Borowski  
Posted: 15.11.2005; 11:40:56
Topic: Ausgewählte Werke | Appelt
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  Siegrun Appelt

Biografie
Werke in der Ausstellung


8.388.608, 2005
Lichtinstallation
Gebäude der EnBW, Durlacher Allee, Karlsruhe

Größe variabel
23 Entladungslampen à 2000 Watt/ 380 Volt, Transformatoren, Verteilerkasten, Kabel, Lichtsteuerungssystem nach Zufallsprinzip
Siegrun Appelt/ Zumtobel Staff

Aus der Beobachtung beleuchteter öffentlicher und urbaner Bereiche hat Siegrun Appelt raumgreifende Lichtinstallationen entwickelt, die über die Funktion der bloßen Beleuchtung hinausweisen.
Vor dem EnBW-Gebäude befinden sich 23 Fassadenstüzen, die die Künstlerin als Grundstruktur in ihre Installation integriert. Siegrun Appelt befestigt an diesen Stützen in unterschiedlicher Höhe 23 Scheinwerfer zu je 2000 Watt, insgesamt 46 KW. Die Höhe ist unterschiedlich, damit nicht der Eindruck entsteht, die Scheinwerfer wären Teil der Architektur, stattdessen soll die Anordnung der Leuchten und das sich ständig ändernde Licht-Spiel zur klassischen Strenge des Gebäudes kontrastieren. Dieser Idee der visuellen Bespielung eines Gebäudes durch Licht dient auch das Schaltprogramm der 23 Scheinwerfer in Form einer computergenerierten Dramaturgie. Das Licht schaltet sich in variablen Kombinationen nach der Monte-Carlo-Methode ein und aus, d.h. nach einem Zufallsprinzip, das dennoch berechenbar ist. Die 23 Leuchten können nämlich 2 hoch 23 Mal in ihrer Schaltsequenz kombiniert werden, aber auch im Rhythmus von ungefähr einer halben Stunde in ihrer gesamten Leuchtkraft erstrahlen. Die sich daraus ergebende Millionenziffer an Kombinationen weist auf die einerseits scheinbar unendlichen, in Wirklichkeit aber endlichen Energie-Ressourcen hin. Ähnlich wie die Musik oder die Sprache aus einer endlichen Menge von Elementen besteht, z.B. aus den 26 Buchstaben des Alphabets, ermöglichen die 23 Lampen eine Lichtmusik des Zufalls. Die Scheinwerfer wirken dabei wie die Tasten eines Pianos des Lichts, die angeschlagen werden, glimmen und wieder verlöschen.
Die nach unten gerichteten Strahler bilden auch einen Vorhang aus Licht, der in Richtung des Fahrradwegs und der Hecke vor dem EnBW-Gebäude leuchtet, nicht aber auf die Fassade. Bei feuchtem Wetter oder Schneefall verdichtet sich dieser Vorhang durch die Regentropfen und Schneeflocken in den Lichtkegeln. Die Wärme der Lichtstrahlen sorgt dafür, daß die angestrahlten Bodenbereiche schnell wieder trocknen, so daß das Licht auf seiner Wanderung räumlichen Spuren hinterläßt.
Die 8.388.608 Lichtsituationen visualisieren mit ihren ständigen Veränderungen und Bewegungen die energetischen Prinzipien des Lebens. Das Licht als Energiespender, lebensnotwendig für das Leben, verweist auf die Bedeutung von EnBW in künstlerischer Form.
pw

Die Installation »8.388.608« wird anläßlich der ZKM-Ausstellung »Lichtkunst aus Kunstlicht«, die die EnBW als Hauptsponsor unterstützt, präsentiert. Zu der Arbeit am EnBW-Gebäude wird die komplementäre Licht-Installation von Siegrun Appelt vor dem ZKM-Gebäude gezeigt. Beide Installationen werden realisiert in enger Zusammenarbeit mit Zumtobel Staff, Dornbirn/Österreich.