Author:   Heike Borowski  
Posted: 14.11.2005; 23:08:04
Topic: Ausgewählte Werke | Kowanz
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  Brigitte Kowanz

Biografie
Werke in der Ausstellung


Lichtgeschwindigkeit 10 m/sek, 1989/90
Installation
Sektion O Lichtgrafiken

Brigitte Kowanz' künstlerischer Fokus gilt der Kontextualisierung von Licht, Raum und Zeit. Immer wieder neu reflektiert, entstehen Werke von spannungsreicher Intensität, die sich durch eine naturwissenschaftliche Fragestellung einerseits, andererseits durch ihr großes Interesse an den Wahrnehmungsprozessen des Betrachters ergeben. Auffallend ist ein ausgeprägter Hang zur Materialtreue sowie die geringe Scheu, das Arbeitswerkzeug - Lichtröhren, Glühbirnen, Trafos oder Projektoren - in ihrer bloßen Präsenz und wie selbstverständlich als zentrale Elemente der künstlerischen Installation zu integrieren. Das Material selbst wird zum Teil der Botschaft des Werkes, die im Bestreben liegt, das Licht nicht nur »scheinen« zu lassen, sondern vielmehr es in Bahnen zu lenken, ihm eine Form zu verleihen oder eine gegenständliche Bedeutung zuzuweisen. Licht, so meint Brigitte Kowanz, sei für sie ein »ideales Material«, weil sie immer auf der Suche sei nach »Zwischenräumen, Überlagerungen und verbindenden Elementen«. Konsequent hat Brigitte Kowanz an der Einführung von Licht als elementaren Bestandteil der Bildenden Kunst gearbeitet, ein Ansatz, der sich als roter Faden durch ihr gesamtes Œuvre zieht und den Betrachter immer wieder auf die Tatsache zurückwirft, dass die Welt erst durch Licht wahrgenommen werden kann und Licht als elementares Medium, etwa gleich bedeutend mit der Sprache, Kommunikation erst möglich macht. Brigitte Kowanz' Arbeit »Lichtgeschwindigkeit 10 m/sek« aus dem Jahr 1989/90 besteht aus einer 10 m langen Leuchtstoffröhre, in die eine Zweiergruppe von je neun Neonziffern integriert ist. Ruhig, kontinuierlich über die Fläche gleitendes Licht steht im Gegensatz zu dem punktuellen Aufleuchten der Zahlenreihe, die wie im Rhythmus einer imaginären Uhr pulsierend, verdeutlicht in welchem Zeitraum Licht die kurze Strecke von 10 Metern durchmisst. Der streng wirkende, funktionale Charakter der Arbeit lenkt für einen Moment ab von der augenzwinkernden, fast spielerischen Frage, die bei näherer Betrachtung gewahr wird: Ist es wirklich so wichtig, die unverrückbare Größe von einer 299792458stel Sekunde - die Zeit, die das Licht benötigt, um einen Meter zurückzulegen - zu visualisieren? Trotz des Wissens um diese Einheit wird die Dimension für das menschliche Vorstellungsvermögen kaum fassbarer, im Gegenteil, es scheint den Mythos des Unbegreiflichen eher zu verstärken und den Betrachter mit der unspezifischen Bestätigung darüber zurück zu lassen, zu wissen, was das Licht ist: ein Phänomen.
hb