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inactiveTopic ARCHIV - DAS TIER IN MIR - AUSBLICK topic started 10.04.2002; 11:09:47
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user Kevin Wells - ARCHIV - DAS TIER IN MIR - AUSBLICK  blueArrow
10.04.2002; 11:09:47 (reads: 2971, responses: 0)
AUSSTELLUNGEN AUSBLICK

MaoMarylin


PROHPETS OF BOOM
WERKE AUS DER SAMMLUNG SCHÜRMANN


13. APRIL - 16. JUNI 2002

Eröffnung am Freitag, den 12. April, 19 Uhr
Pressekonferenz am Freitag, den 12. April, 11 Uhr

In einer Zeit, in der Zweifel an der alltäglich weltweit in den Medien vermittelten Realität sichtbar werden, wirken Bilder unmittelbarer als Texte, um kollektive Vorstellungen zu schaffen. Bilder wirken komplex, sinnlich, emotional, rational, aufklärend, verführerisch und verschleiernd. Sie schaffen kollektives Bewusstsein von Realität, sind aber - auch im Schein - Realität mit eigener Macht und Wirksamkeit. 'Kunst gibt nichts Sichtbares wieder; sie macht sichtbar.' (Kirilov in 'La Chinoise', 1967 von Jean Luc Godard)
Zwischen Kunst oder Seifenoper, Reklame oder Nachrichtensendung: die Grenzen scheinen fließend, oft aufgehoben zwischen virtuell und real, zwischen warenbezogener, merkantil wie politisch gewinnträchtiger Absicht und zweckfreier Autonomie. Im globalen Dorf medialer und digitaler Bildwelten ist der Aachener Sammler Wilhelm Schürmann ein Flaneur wie die großen Essayisten in den anwachsenden Großstädten des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Zu Beginn des Jahrtausends, in der Flut der mittlerweile nicht mehr ganz 'neuen Unübersichtlichkeit' (Jürgen Habermas 1977), ist er wie ein Cicerone unterwegs, der die Höhen und Tiefen der täglichen Bildergegenwart auslotet.

Die Ausstellung 'Prophets of Boom' ist als visuelles Netzwerk von Bildern angelegt. Zum einen stehen Gemälde, Grafiken, Plakate und Installationen für sich. Zugleich schaffen sie Situationen, dienen als Querverweise auf andere Bilder in der Ausstellung und im kollektiven Bewußtsein. Der gedankliche Weg entspricht dem physisch realen Gang des Besuchers durch die Räume. Die modetaugliche Stilisierung politischer Moral und radikaler Zuspitzung in erhabener Pose auf einem politischen Plakat trägt, popularisiert, immer schon ihre Relativierung in sich, ihre eigene, unvermeidliche Lächerlichkeit und ihre tragische Dimension. Personen der Zeitgeschichte können zu politischen Ikonen werden, weil sie attraktiv oder eindrucksvoll aussehen, weil sie bildtauglich sind, vollkommen unabhängig von ihrer politischen oder moralischen †berzeugung.

In der Ausstellung entsteht eine vielschichtige Archäologie von Bildern politischen Heroentums, von Medienbildern und kollektiven Vorstellungen. Künstler entkoppeln die Bilderflut von ihren vorgeblichen 'Inhalten', sie reflektieren das außermoralische, nicht verwaltbare Eigenleben von Bildern, Bilderketten, Bildernetzen. Doch zeigt sich auch ein wesentlicher Aspekt der visuellen Präsenz der Bilder in der alltäglichen Realität. Weder sind künstlerische Bilder unantastbar und unkorrumpierbar, noch sind kommerzielle Bilder a priori verwerflich. Am wichtigsten sind Wissen und Information im Umgang mit den Bildern.

Die Ausstellung umfasst Werke u. a. von Edgar Arceneaux, Jessica Diamond, Sam Durant, Silvie Fleury, General Idea, Renée Green, Guerilla Girls, Richard Hamilton, Philippe Halsman, Richard Hawkins, Hans Niehus, Cady Noland, Zoe Leonard, Albert Oehlen, Raymond Pettibon, Mike Stevenson und Johannes Wohnseifer, kombiniert mit rund 100 Zeitdokumenten (Plakate, Zeitschriften, Anzeigen, Modelle, etc.; Änderungen vorbehalten).

Es ist ein Begleitprogramm mit Kinofilmen und ein Symposium geplant. Es erscheint ein von Wilhelm Schürmann gestalteter Katalog mit Texten von Matthias Winzen und Ingrid Schaffner.


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