Author:   Kevin Wells  
Posted: 20.01.2002; 13:14:08
Topic: AUSSTELLUNGEN - KÜNSTLER 38
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BIG NOTHING << zurückweiter >>
Andy Warhol

geboren 1928 in Pittsburgh, gestorben 1987 in New York

Nachdem sich Andy Warhol , der seine Karriere als Werbegrafiker begonnen hatte, Anfang der 1960er Jahre in der New Yorker Kunstszene etabliert hatte, liebte er es, Kritikerinterpretationen seiner Werke und seiner Person zu kommentieren und zu konterkarieren. Sein Leben fand in der konsumorientierten, latent hysterisierten Medienöffentlichkeit Amerikas statt, die er in seinen Bildern thematisierte. Der Frage, ob er mit seinen Bildern elektrischer Stühle, Autounfälle und verstorbener Filmschauspielerinnen Leere und Tod unter der Oberfläche materiellen Wohlstands zeigen wollte, hat er in seinen Antworten meistens neue Fragen hinzugefügt. 1985 schuf Warhol in einem New Yorker Nachtclub eine »unsichtbare Skulptur«, die durch eine entsprechende Hinweistafel gekennzeichnet war: Er stellte sich auf ein Podest und ging fort.
»Wenn ihr alles über Andy Warhol wissen wollt, braucht ihr bloß auf die Oberfläche meiner Bilder und Filme und meiner Person zu sehen: Das bin ich. Dahinter versteckt sich nichts.« (1967)
»Ich male in dieser Art, weil ich eine Maschine sein möchte, und wenn ich wie eine Maschine arbeite, spüre ich, daß ich genau das, was ich gerade mache, auch tun möchte.« (1963)
Zu seiner »Todesserie«: »Ich glaube, es war das große Flugzeugabsturzfoto, die Titelseite einer Zeitung: 129 DIE (129 Tote). Zur gleichen Zeit malte ich auch die Marilyns. Ich erkannte, daß alles, was ich machte, mit dem Tod zusammenhing.« (1963)
»Bevor ich angeschossen wurde, dachte ich immer, ich wäre mehr halb anwesend als ganz anwesend – ich hatte immer den Verdacht, vor dem Fernseher zu sitzen statt das Leben zu leben. Die Leute sagen manchmal, daß das, was in den Filmen passiert, unwirklich sei, aber tatsächlich ist es so, daß das, was einem im Leben passiert, unwirklich ist. Im Film sehen die Gefühle so stark und wirklich aus, wenn die Dinge einem aber tatsächlich passieren, ist es wie vor dem Fernseher – man fühlt nichts. Seit genau dem Moment, als mich der Schuß traf, war mir klar, daß ich vor dem Fernseher saß. Die Sender wechseln sich ab, aber alles ist Fernsehen.« (1975)
»Ich habe nie verstanden, warum man nicht einfach verschwindet, wenn man stirbt, und alles könnte ohne Unterbrechung genauso weitergehen, wie es war, nur daß man selbst nicht mehr da wäre. Meinen eigenen Grabstein habe ich mir immer gerne unbeschriftet vorgestellt. Kein Epitaph, kein Name. Na, eigentlich wäre es schön, wenn auf meinem Grabstein &Mac221;Trugbild&Mac220; stünde.«