Author:   Kevin Wells  
Posted: 20.01.2002; 13:06:24
Topic: AUSSTELLUNGEN - KÜNSTLER 27
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BIG NOTHING << zurückweiter >>
Piet Mondrian

geboren 1872 in Amersfoort, gestorben 1944 in New York

Piet Mondrian gehört wie Kasimir Malewitsch und Wassily Kandinsky zu den bahnbrechenden Avantgardisten der abstrakten Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Malerei des Neoplastizis-mus, die programmatisch auf alles Figurative und zufällig Erscheinungshafte verzichtete, sollte nicht nur für die Kunst, sondern auch für das gesellschaftliche Leben eine neue Grundordnung entwerfen. Mondrian, der philosophisch und theosophisch interessiert war, hat seine Ansichten in zahlreichen Texten dargelegt.
»Das Leben des heutigen Kulturmenschen wendet sich mehr und mehr vom Natürlichen ab; es wird immer mehr abstraktes Leben.« (1917)
»Die Maschine ersetzt immer mehr die natürliche Kraft. In der Mode sehen wir die typisierende Straffung der Form und Verinnerlichung der Farbe, Zeichen einer Entfremdung von der Natur. Im modernen Tanz (Step, Boston, Tango usw. ) finden wir dieselbe Straffung: Die runde Linie des alten Tanzes (Walzer usw.) weicht der geraden Linie, während jede Bewegung sofort durch eine Gegenbewegung aufgehoben wird – ein Zeichen für das Verlangen nach Gleichgewicht.« (1918)
»Es gibt ein altes und ein neues Zeitbewußtsein. Das alte richtet sich auf das Individuelle. Das neue richtet sich auf das Universelle. Der Streit des Individuellen gegen das Universelle zeigt sich sowohl in dem Weltkrieg wie in der heutigen Kunst.« (1918)
»Das Tragische kann nur durch die Herstellung einer (endlichen) Einheit aufgehoben werden; das ist im äußeren Leben viel schwieriger als im abstrakten. In der Kunst ist die Einheit des Einen und des Anderen abstrakt zu realisieren: Daher läuft die Kunst dem Leben voraus.« (1917/18)
»Die reine plastische (bewußte) Sicht muß eine neue Gesellschaft aufbauen, wie sie in der Kunst eine neue Gestaltung aufgebaut hat – eine Gesellschaft, in der der Dualismus von Materie und Geist beseitigt ist, eine Gesellschaft von Gleichgewichtsbeziehungen.« (1918/19)
»Mit etwas gutem Willen wird es nicht unmöglich sein, ein irdisches Paradies zu schaffen.« (1918)