Author:   Kevin Wells  
Posted: 20.01.2002; 13:04:26
Topic: AUSSTELLUNGEN - KÜNSTLER 24
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BIG NOTHING << zurückweiter >>
Allan McCollum

geboren 1944 in Los Angeles, lebt und arbeitet in New York

Allan McCollums erster Stellvertreter für ein Gemälde entstand 1978. Er sollte Malerei auf ein universelles Zeichen reduzieren und bestand wie eine Vielzahl folgender »Surrogate Paintings« aus monochrom bemalter Pappe auf Holz. Auch bei den »Plaster Surrogates« (seit 1982), gerahmten dreidimensionalen Gipsobjekten, bleibt der Bildcharakter erkennbar, alle Individua-lität aber ist ausgelöscht. Sie unterscheiden sich voneinander nur noch durch variierende Formate, wechselnde Farbtöne der Rahmen sowie die abschließende Bearbeitung von Hand des Künstlers, der alles Anderes an seine Assistenten delegiert. Die Präsentation läßt an eine Galeriehän-gung des 17. Jahrhunderts denken, eher noch an den mit Serienware gefüllten Rahmenladen.
Mit ihrem schwarzen Zentrum erinnern die nach 1979 entstandenen Surrogate an das »Schwarze Quadrat« von Malewitsch. Nochmals profitiert der Amerikaner von dem Effekt, daß die schwarze Leerstelle, sobald sie gerahmt ist, die Augen bannt, daß die Durchstreichung zur Attraktion wird. Gleichzeitig aber banalisiert er die zitierte künstlerische Strategie, indem er Hunderte und Tausende der Surrogate in einer Installation anhäuft. Er parodiert den emblematisch gewordenen Reduktio-nismus der modernen Malerei. Das massenhafte Auftreten der Surrogate befreit vom Absolutheits-anspruch der Suprematisten. Allgemeiner noch untergräbt McCollum damit den Artefakt- und Fetischcharakter museal ausgestellter Kunstwerke, die seiner Überzeugung nach allein dem ästhetischen Ideal der herrschenden Schicht folgen. Von der Ästhetik des Einzigartigen verabschiedet er sich ebenso wie vom Mythos des Künstlers, als er sein Atlelier in eine straff durchorganisierte Fabrika-tionsstätte verwandelt. Statt einzigartiger und exklusiver Gemälde und Skulpturen stellt McCollum im Grenzbereich von Massenproduktion, Handarbeit und Unikat im Überfluß verfügbare Ersatz-Werke her, welche aber die gleichen sozialen Funktionen erfüllen können.
In »Surrogates on Location« (1981/83), einer Serie von Fotografien nach Medienbildern, sind Gemälde Objekte der Begierde, Statussymbole, Wandschmuck, immer aber im Hintergrund und bis zur Unkenntlichkeit verunklärt. Die Gips-Surrogate sind Konkretionen der flüchtigen Wahrnehmung von Gemälden im Alltag: »their real place in the world is to be in the background functioning as a prop, or a token« (1985).