Author:   Kevin Wells  
Posted: 20.01.2002; 12:16:37
Topic: AUSSTELLUNGEN - KÜNSTLER 16
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YUME NO ATO - WAS VOM TRAUM BLIEB... << zurückweiter >>
Kimio TSUCHIYA
Geboren 1955 in Fukui, lebt und arbeitet in Matsudo, Chiba

Obwohl Tsuchiya zunächst an der Hochschule Architektur studierte, wandte er sich Mitte der 80er Jahre der Kunst zu. Besonderen Einfluß übte auf ihn das Werk Richard Longs und anderer Land-Art Künstler aus, die eng mit der Natur arbeiteten. Tsuchiya bemerkte, daß die typische Nachkriegserziehung, wie er sie in Japan erhalten hatte, der Vergangenheit nicht genug Aufmerksamkeit widmete. In der Folge begann Tsuchiya Gebrauchsmaterialien und Fundstücke wie alte Holzbalken, Steinbruchstücke und Altmetall zu sammeln, die er zu neuen plastischen Formen arrangierte. Wichtig ist ihm die Gewißheit, daß diese Gegenstände menschliche Gebrauchsspuren tragen, in vermittelter Form also der (menschlichen) Natur entstammen. Dieses Prinzip, indirekt von der Natur zu nehmen, hilft – so hofft der Künstler – , die Aufmerksamkeit des rationalistisch denkenden Japaners auf die im Namen der Zivilisationsentwicklung
vorgenommene Ausbeutung der Natur zu lenken. Darin vermittelt sich das Interesse Tsuchiyas an der Geschichte der Beziehung von Mensch und Natur und seine Ehrfurcht vor dem Zyklus der Naturabläufe im kosmischen und irdischen Kreislauf.
In neueren Arbeiten, Installationen im Innen- und Außenraum, drückt Kimio Tsuchiya die Themen Tod und Leben, Vergänglichkeit und neues Werden durch die Verwendung von Asche aus, die von abgebrannten alten japanischen Häusern stammt. Aus diesem Material formt er imaginäre Stadt- oder Häusergrundrisse oder entwickelt aus dem flüchtigen Stoff prägnante, streng geometrische Formen.
In einem Interview sagte Tsuchiya: ”Asche ist keine Endsubstanz, sondern eine Stufe zwischen Materie und Nicht-Materie. Bei fortgesetztem Verbrennungsvorgang nähert sich das Material dem nichtstofflichen Zustand. Mit zunehmender Reduktion stellt Asche unser Bewußtsein von Zeitlichkeit (Geschichte und Gedächtnis) radikal in Frage.”