Author:   Kevin Wells  
Posted: 15.01.2002; 18:26:18
Topic: ARCHIV - THOMAS RUFF - THEMEN02
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THOMAS RUFF - FOTOGRAFIEN 1979 - HEUTE << zurück010203weiter >>

Thomas Ruff, Porträt, 1988 (I. Graw),
Chromogener Farbabzug, Dia-Sec Face,
Holzrahmen, 210 x 165 cm



Wahrnehmung: das eigentliche Thema der Fotografie


Ein wichtiges Charakteristikum von Ruffs Fotografie ist die nüchterne und konzentrierte Beobachtung von Wahrnehmungsprozessen, einem nur scheinbar einfachen, selbstverständlichen Thema. In Ruffs fotografischer Reflexion wird nicht nur das Illusionistische und Konzentrierte des Kamerablicks sichtbar, sondern auch das Uneindeutige und Phantasiewillige des Blicks mit „bloßem Auge“.

Mit seinen Arbeiten widmet sich Ruff nicht mehr den traditionellen Kunstaufträgen Schönheit und Wahrheit. In Ruffs Konzentration auf Wahrnehmung spiegelt sich vielmehr eine (kunst-) historische Entzauberung wieder. Sie macht Thomas Ruff zum illusionslosen Zeitgenossen unserer heutigen Situation. Zugleich stellt sie Ruff an das jüngste Ende einer Linie von Künstlern wie Marcel Duchamp, Andy Warhol oder Gerhard Richter, in deren Werk Indifferenz produktive Unvoreingenommenheit bedeutet. Die Werkserien zeigen, wie Thomas Ruff den Wahrheitsanspruch von Fotografie durch die Fotografie desillusioniert – mit den illusionistischen Mitteln der Fotografie.


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