Author:   Kevin Wells  
Posted: 22.01.2001; 21:56:18
Topic: ARCHIV – AUSSTELLUNGEN – POLEN/SCHAERF
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Grzegorz Klaman, "Anatrophy", 1999,
3 Röhren aus Plexiglas, Fotografien,
Foto: Witold Wegrzyn

GRZEGORZ KLAMAN

Grzegorz Klaman gehört zu den führenden Vertretern der kritischen Kunst in Polen und ist zweifellos der Künstler, seit dessen Erscheinen man von der kritischen Kunst als einer bedeutenden Tendenz in Danzig sprechen kann. Klaman hat in den achtziger Jahren mit dem Projekt "Wyspa" (Insel) eine autonome Institution für Künstler geschaffen, die weder der katholischen Kirche noch dem Kommunismus verpflichtet war. "Wyspa" ist die Keimzelle für das heute international beachtete Danziger Kunstzentrum "Laznia".
Die Arbeit Anatrophy besteht aus drei fotografischen Objekten. In lichtgefüllten Plexiglasröhren befinden sich durchsichtige Fotos, auf denen Präparate menschlicher Embryos in Formalin und Abbildungen präparierter Hände - die eine Situation des Haltens oder Behütens suggerieren – zu sehen sind. Die Arbeit setzt im wesentlichen die Auseinandersetzung mit Themen fort, die der Künstler in den Jahren 1993-1995 aufgegriffen hatte, als in seinen Werken authentische, von der Medizinischen Akademie in Danzig zur Verfügung gestellte, anatomische Präparate erschienen. Anatrophy sorgte in Danzig für mehr Aufruhr, obwohl an sich wenig kontrovers, statt des wirklichen Gewebes ein fotografisches Bild benutzt wurde. Die Wahl der Abbildung, die Arbeit mit einem Bild anstelle des Objekts hatte eine wesentlich stärkere kontroverse öffentliche Wirkung. Außerhalb der Kunsthalle hat Klaman Plantage in den Bäumen installiert. Es besteht aus Plexiglasröhren, die mit ausgestopften Vögeln, Eichhörnchen und Lautsprechern bestückt sind. Über CD-Player und Verstärker werden Vogelstimmen in den winterlichen Park geleitet. Klaman macht so darauf aufmerksam, das hier wie in der Gentechnologie Natur durch ihr menschlich erdachtes und konstruiertes Bild ersetzt wird. Das Werk von Klaman konzentriert sich so in mehrdimensionaler Weise auf den Menschen, seine Existenz und deren Ende.
GRZEGORZ KLAMAN, geboren 1959 in Now Targ. Studium an der Staatlichen Kunsthochschule in Danzig an der Fakultät Skulptur. Seit 1985 führt er eine multimediale Werkstatt an der Kunstakademie in Danzig. Gründer und Leiter der Galerie Wyspa, Mitautor des Konzepts Offenes Atelier und des Zentrums für Moderne Kunst "Laznia”. Vorsitzender der Stiftung Wyspa Progress.

EINZELAUSTELLUNGEN
1993 Monumenty, Staatliche Kunstgalerie, Zoppot; 1994 Emblematy, Stadtgalerie Arsenal, Posen ; 1995 Katabasis, Galerie BWA, Slupsk; 1996 Pneuma, Rathaus der Hauptstadt Danzig; 1997 Beckett/ Implantate, Künstlerhaus Bethanien, Berlin; Implanty, Galerie Zacheta, Warschau; 1998 Anatrophy, CSW Laznia, Danzig.