Author:   Kevin Wells  
Posted: 22.01.2001; 21:52:01
Topic: ARCHIV – AUSSTELLUNGEN – POLEN/SCHAERF
Msg #: 180 (Erste Nachricht zum Thema)
Prev/Next: 179/181
Reads: 8993

IN FREIHEIT \ ENDLICH – POLNISCHE KUNST NACH 1989 << zurückweiter >>

Robert Rumas, "Las Vegas", 1994-1999,
4 Madonnenfiguren, transparentes Plastik,
elektrische Installation, Glas, Geldstücke,
Sammlung CSW Laznia, Danzig

ROBERT RUMAS

Das Werk von Robert Rumas gründet in der Biografie des Künstlers, der eine traditionelle polnische Erziehung genossen hat. Es gründet auch in der kritischen Perspektive, aus der er gegenwärtig die Rolle der katholischen Religiosität bei der Bildung nationaler Klischees betrachtet, und der kulturellen Erscheinung dessen, was polnisch, patriotisch und moralisch wertvoll ist. Rumas stellt Fragen nach der damit verbundenen Vorstellung von einem "polnischen Katholiken", wie auch nach den gegenwärtigen Formen der Ideologisierung der Kultur und des öffentlichen Lebens nach diesem Vorbild. In Rumas Arbeit ist die Strategie der Provokation religiösen Denkens irritierend für diejenigen, für die dir traditionellen Ikonen des "Polentums" mit dem polnischen Katholizismus in seiner fundamentalistischen Form verbunden sind. Rumas selbst bezeichnet sich als Katholik; seine Haltung richtet sich also nicht gegen die Religion, sicherlich aber gegen das Devote und ein nur oberflächliches Verständnis der religiösen Symbole. In der Kunst von Robert Rumas finden wir oft Gipsfiguren der Muttergottes und von Jesus Christus, wie sie in Devotionalienläden als Handelsware erhältlich sind. Sie scheinen repräsentativ für Religion als Massenkonsumartikel zu sein. Rumas benutzt sie für seine Werke, wie man ein readymade benutzt. Das Massenerzeugnis, das theoretisch vor seiner Weihe nicht als religiöses Kultobjekt dienen dürfte, ist ein kulturell so tief verankertes Bild, dass in Polen jede Erscheinung dieser Art als geheiligt angesehen wird. Provozierend fügt Rumas hier Elemente aus Popkultur, Patriotismus, Nationalismus und Konsum hinzu. In "Gestures" (Gesten) (1993) werden der Darstellung von Christus und Maria, die in einem mit Wasser gefüllten Aquarium gezeigt werden, Fotografien in der Art von Textilwerbepostern für Unterwäsche gegenübergestellt. In "Las Vegas" (1994-1999) sind die aus durchsichtigem Plastik gegossenen Madonnenfiguren mit Münzen gespickt und durch Neonlampen zu einer immateriellen Erscheinung transformiert.

ROBERT RUMAS, geboren 1966 in Kielce. In den Jahren 1987 – 1991 studierte er an der Staatlichen Hochschule für Bildende Künste in Danzig. Zusammen mit einer Künstlergruppe leitet er die Galerie Wyspa in Danzig (1988 – 1990). Kurator bei der Staatlichen Kunstgalerie in Zoppot (1993 – 1995) und dem Ostsee-Kulturzentrum in Danzig (1996 – 1998). 1998 erhielt er ein Stipendium der Krasner Foundation, New York.

EINZELAUSSTELLUNGEN
1991 Konstrukcje i obrazy, Galerie BWA, Stettin; 1993 Watki, Staatliche Kunstgalerie, Zoppot; Gesty, Galerie Zderzak, Krakau; Gesty, Galerie BWA – Sandomierz; 1998 z.o.o /L. t.d., Staatliche Kunstgalerie «Zacheta», Warschau; 1999 Manewry miejskie, Galerie Zderzak, Krakau.