Author:   Kevin Wells  
Posted: 20.11.2000; 16:33:30
Topic: AUSSTELLUNGEN – THEMEN/FRAGEN 02
Msg #: 156 (Erste Nachricht zum Thema)
Prev/Next: 155/157
Reads: 19494

FILM – IST UND ALS-OB IN DER KUNST
<< zurück010203weiter >>

Andy Warhol, Cagney, 1964
Siebdruck auf Papier auf Leinwand, 76 x 101,5 cm
Sammlung Froehlich, Stuttgart



Matthias Müller, Home Stories, 1990
16mm, auf DVD übertragen, 5:54 Min., Farbe, Ton
Kunsthalle Bielefeld; Courtesy Galerie Volker Diehl, Berlin



Oliver Boberg, Fabrikgelände
Aus: Nacht Orte / Night Sites, 2002, DVD, 30 Min. Loop
Courtesy L.A.Galerie Lothar Albrecht, Frankfurt a.M.



<< nach obenweiter >>



Maskeraden und Medien-Memory

In den Zeiten von Fernsehen und Video könne jeder für 15 Minuten ein Star sein – so propagierte Andy Warhol den Fiktionsraum als Probebühne multipler Identitäten und entlarvte zugleich die Brüchigkeit des Filmstar-Systems. Rollenklischees und Maskeraden, wie sie Cindy Sherman, Mike Kelley & Paul McCarthy oder Rodney Graham ad absurdum führen, verweisen auf die Abgründe hinter den (menschlichen) Fassaden und in den stereotypen Filmgenres Hollywoods.

Experimentalfilmer und Videokünstler wie Christoph Girardet & Matthias Müller bringen durch serielle Bildschnitte die konventionalisierten Muster und durchgängigen Wiederholungsstrukturen in Hollywood-Melodramen und Kriminalfilmen zum Vorschein.

Gerade im Spiel mit Klischees, mit dem absolut Künstlichen des Films sowie mit unseren Erinnerungen und Erwartungen an Filme – jenem „Medien-Memory“, das wir stets mit uns tragen – eröffnen jüngere Positionen dem Betrachter die Möglichkeit, banale, teils alptraumhaft-vertraute Orte als potentielle Handlungsräume für sich zu vereinnahmen (Oliver Boberg). Im Kopf setzt sich ein Film in Gang, unsere Phantasie bespielt gezeichnete Räume als Sets mit Handlung (Achim Hoops).


<< nach oben
weiter >>