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Oskar Schlemmer, Vier Figuren in Raumperspektive,
um 1924/25, Aquarell, Farbkreiden, Deckweiß über Bleistift,
auf Seidenpapier, 27/27,3 x 21,9 cm
Graphische Sammlung Staatsgalerie Stuttgart
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Expanded Cinema
Während Oskar Schlemmer in seinen Aquarellen Figuren in Raumsituationen wie auf Bühnen oder auf einem Filmset anordnet, setzen in den 1920er Jahren die Experimente der klassischen Avantgarde um eine Weiterentwicklung der Malerei im abstrakten, absoluten Film (Walther Ruttmann) ein. Zeitgleich erfolgten Versuche einer surrealen Gestaltung von Filmräumen in narrativen, vom Dadaismus beeinflussten Kurzfilmen (Hans Richter) sowie eine vielfältige, teils visionäre Thematisierung großstädtischer Räume im Film (Fritz Lang).
Eine frühe Inkunabel der künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Illusionspotential von elektrischer Bühne und Film ist der zukunftsweisende Licht-Raum-Modulator, mit dem Lázló Moholy-Nagy präzise inszenierte Lichtspiele umsetzte. Über Marcel Duchamps Analyse der Mechanismen bei der Erzeugung von Raumillusion führt der Weg zur Vorführung und Sezierung des filmischen Apparats in den Videoperformances der 1960er und 1970er Jahre.
Valie Export und Malcolm Le Grice stoßen uns auf die Bedingtheiten von Raumsehen und Raumhören und interagieren im Raum mit den Aufnahme- und Projektionstechniken des Films. Solches Expanded Cinema erprobt Erweiterungen traditioneller Aufführungsräume und führt in den synthetischen Raum der Filmbilder verschiedene Ebenen der medialen Brechung ein (Nam June Paik). Künstler wie Yves Klein nutzen das expansive Medium, um den Schaffensakt selbst als Performance zu dramatisieren und das Atelier zur Bühne filmischer Selbstinszenierung zu machen.
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