DAS TIER IN MIR << zurück01020304weiter >>

Louise Bourgeois, Spider, 1994, Stahl, Wasser und Tinte,
Courtesy Galerie Karsten Greve, Köln]

VON SCHIMPANSEN, SPINNEN UND BUNNIES

Es ist das Außerzivilisatorische, das Franz Marc zu Anfang des letzten Jahrhunderts größere Reinheit der Gefühle und der Eindrücke beim Tier vermuten ließ. Max Ernst und die Surrealisten interpretierten mythologische und psychisch paradoxe Konstellationen um Macht und Erotik als animalische Nähe zum Unter- und Vorbewußten des Menschen. Konfrontiert uns Francis Bacon mit der verletzlichen Leiblichkeit eines Schimpansen als Fast-Menschen, so wird für Louise Bourgeois die Spinne zur Verkörperung eines menschlichen Wesens: der Mutter.

Die kosmologische Metaphorik vorgeschichtlicher, schamanischer Vorstellungen von Hase, Biene und Hirsch durchzieht das Schaffen von Joseph Beuys. Das mit der Kamera „abgeschossene“ Tier auf dem Safari- oder häuslichen Amateurfoto liefert die Vorlagen zu Gerhard Richters Überarbeitungen fotografischer Trophäen. In Katharina Fritschs proportional exakt berechneten Tierskulpturen wirken Mäuse, Pudel oder Ratten keineswegs berechen- und beherrschbar. Sarah Lucas nimmt den Spitznamen „Bunny“ zum Ausgangspunkt einer skulpturalen Materialcollage: eine Büroposse mit bedrohlichem Unterton. Während Elisabeth Hautmann den putzig-tyrannisch am Esstisch bettelnden Hausdackel vorführt, zeigt Piero Steinles Lichtinstallation, was in Tierkörperverwertungsanstalten mit Tieren und Tierteilen geschieht, die nicht auf unserem Tisch landen.