NOMAD:
NOTES FROM THE QUARANTINE, 2004
Istanbul, Daydreaming in Quarantine, 2003
Walking Istanbul, Notes from the Quarantine, 2004
Extrastruggle presents Turkish Light Arts, 2002, Extrastruggle
The first ones, 2000, Hatice Güleryüz
El Filan Sallıyorum, 2000, BabaZula (Ömür KökeŞ, Nermin Er, Merih Öztaylan, Murat Ertel)
Derdimi Anla, 1998, ZeN
Comics Extracts from Bahadır Boysal, Suat Gönülay, Galip Tekin and Kemal Aratan, 2004, Erhan Muratoğlu

Video Compilation
Film / Video auf DVD, Farbe, Ton
Coordinated by NOMAD, Basak Senova and Erhan Muratoğlu
Contribruting Artists: Erhan Muratoğlu, ZeN, Memed Erdener aka Exstramücadele, and Hatice Güleryüz


Notes from the Quarantine [Aufzeichnungen aus der Quarantäne] ist eine Video- und Filmkompilation, die Erhan Muratoğlu und Basak Senova von NOMAD [1] für die Ausstellung Call me ISTANBUL ist mein Name zusammengestellt haben, bestehend aus der Dokumentation und den Arbeiten zwei verschiedener Projekte zur Stadt Istanbul: Istanbul, Daydreaming in Quarantine [Istanbul, Tagträumen in der Quarantäne] (Graz, 2003) und Walking Istanbul, Notes from the Quarantine [Istanbul begehen, Aufzeichnungen aus der Quarantäne] (Holon, Israel, 2003-2004).

Die Kompilation befasst sich mit einer Phase aus der jüngsten Vergangenheit der Türkei, als der Terror, der sich aus dem Kräftespiel zwischen Politik und Wirtschaft speist, seine Spuren in Istanbul, der größten Stadt der Türkei, hinterließ. Gleichzeitig macht das Projekt auf die Tatsache aufmerksam, dass die Auswirkungen bestimmter Entwicklungen ignoriert werden: politische Instabilität, eine vom Internationalen Wirtschaftsfond abhängige Wirtschaft, interner Migrationsdruck sowie eine dauerhafte kulturelle Schizophrenie, die sich aus dem Konflikt zwischen westlicher und östlicher Welt, Säkularismus und fundamentalistischem Islam, der politischen Linken und Rechten sowie Nationalismus und Separatismus speist. Vor dem Hintergrund dieser sich stetig verändernden politischen und kulturellen Bedingungen beschäftigt sich NOMAD mit den visuellen und akustischen Darstellungen und Produktionen einer Generation, die zwischen der politisch stark engagierten und dafür hart bestraften Generation der frühen 1970er Jahre und der völlig apolitischen Generation der 1980er Jahre steht. Die Produktionsbedingungen und die Arbeiten dieser »Zwischengeneration« wurden entweder gar nicht beachtet oder gingen im Strudel der Zeit unter. Auf einer anderen Ebene zeigt ein genauer Blick auf diese dissonante, aber viele Schätze enthaltende Subkultur die unterdrückten, oftmals unter einem Mantel des schwarzen Humors und der Parodie verborgenen Widerstandsmechanismen jener Zeit. Darüber hinaus will Notes from the Quarantine aber auch andere Lesarten dieser in oder nach den 1980er Jahren entwickelten städtischen »Zufallskultur« bieten. Das Projekt besteht aus verschiedenen, miteinander verbundenen Teilen: künstlerische Produktionen, kulturelle Gegenstände, sowie über Comics und Fanzeitschriften vermittelte visuelle und sprachgebundene Informationen.

Istanbul, Daydreaming in Quarantine arbeitet mit den Gefühlen von Druck, Gewalt und Konfrontation, Empfindungen, die gleichzeitig als Bezugspunkte für die Bildsprache der Ausstellung dienen. Im Unterschied dazu konzentriert sich Walking Istanbul, Notes from the Quarantine auf visuelle Aufzeichnungen, Eindrücke und Spuren der Stadt als Ausdruck einer Innenwelt, die in der banalen und ungezähmten Realität der Straßen gefangen ist.

Text: Basak Senova

[1]: NOMAD ist eine unabhängige Gruppe von Designern, Ingenieuren, Architekten, Kuratoren und Autoren, die seit dem Jahr 2002 zusammenarbeiten. Ihr Ziel ist es mit Hilfe von Mitteln und Methoden verschiedener Disziplinen im Bereich der digitalen Kunst zu experimentieren und neue Produktionsmöglichkeiten zu finden. ^