Dieser Film erzählt von unserer Begegnung mit zwei Musikern in einer Taverne in Beyoglu, einem Stadtteil von Istanbul. Dort trifft sich jeden Abend eine Gruppe von Menschen, die erst vor kurzem in die Stadt eingewandert sind. Sie nutzen den Abend für eine intensive und emotionale Ruhepause von den Nöten des Alltags in Istanbul.
Die Betreiber der Taverne gehören zu den Aleviten, einer religiösen Minderheit, die in der Türkei ca. 16 Millionen Menschen zählt. Sie folgen einem Glauben, in dessen Zentrum die Heiligkeit des Einzelnen steht. Schon im 13. Jahrhundert predigte Haci Bektaş (gesprochen Bektasch), türkischer Mystiker, Sufimeister und der Gründer des anatolischen Alevitentums, eine Philosophie der Gleichheit und Rücksicht für alle Mitmenschen.
Es wurde uns erlaubt, die Atmosphäre in der Taverne während mehrerer Aufenthalte in Istanbul über eine Zeitdauer von drei Jahren mit der Kamera einzufangen. So kamen wir in Kontakt mit der traditionellen Aleviten-Musik, deren Wurzeln bis tief in die Geschichte von zentralasiatischen Troubadouren reicht. Außerdem zeigten uns die zwei Musiker im Laufe dieser Zeit ihr Leben außerhalb der Nächte in der Taverne. Sie gestatteten uns Einblicke in die Aleviten-Gemeinschaft am Stadtrand von Istanbul, wo sie leben.
Dieser Film gewährt einen flüchtigen Blick in das Leben der zwei Musiker, ihre unterschiedliche Beziehung zur Musik und ihre individuellen Absichten vor dem Hintergrund der Aleviten-Gemeinschaft. Es ist auch ein Film über eine besondere Freundschaft, die sich nicht auf Intimität, sondern auf gegenseitiges Vertrauen, Rücksicht und die gemeinsame Liebe zur Musik stützt.
Text: Paolo Colombo
Videostill: Mehmet and Mehmet, 2003
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