Revan Barlas
In Kooperation mit
Belmin Söylemez und Haçnet Tologlu:
Artificial kiss, 2004

Zylindrische Video-Installation,
Mini-DV auf DVD, 24:58 Min, Ton, Farbe,
Raumdurchmesser ca. 400 x 200 cm
Revan Barlas, Courtesy ZKM

 

Künstlicher Kuß

Sie geht.
Sie geht und schließt dabei jeden Tag denselben Teufelskreis.
Ein Transvestit überschreitet die Grenzen des Körpers und durchschreitet immer wieder dieselben dunklen Straßen der feindlichen Stadt.
Sie ist weder Mann noch Frau. Sie lebt weder im Westen noch im Osten. Ihre Existenz ist geprägt von Unsicherheit, ebenso wie die Stadt der Dunkelheit.
Sie trägt viele unterschiedliche Namen, ein verzweifeltes Verlangen.
Wandel, Transformation und Betrug an der eigenen Identität sind ihr nicht fremd.
Die Stadt besteht aus vielen Schichten, so wie ihr Körper in Schönheitsoperationen mit Silikon immer neu geformt worden ist. Immer neue Narben.
Eine Pause kann sie sich nicht leisten.
Geh mit ihr. Beobachte und sei Teil ihres Alltags.

In Istanbul leben Tausende Transvestiten/Transsexuelle.
Sie sprechen die Zigeunersprache.

Werden rumgeschubst.
Beschimpft und erniedrigt.
Fühlen sich wie Fremde.

Verführung.
Prostitution ist die einzige Überlebenschance.
Normalerweise arbeiten sie an Hauptverkehrsstraßen. Sie nennen sie »Straßen des Todes«.
Warten. Sich exponieren. Angst haben.

Eine Stadt mit zwei Gesichtern.

Diese Geschichte hat kein Happy End.
Beobachte.
Eine Sackgasse.

Text: Belmin Söylemez