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Visuelle Argumente gegen das PNAC

Author:   Christoph Pingel  
Posted: 12.10.2004; 09:37:38
Topic: Visuelle Argumente gegen das PNAC
Msg #: 171 (Erste Nachricht zum Thema)
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Visuelle Argumente gegen das PNAC
Der britische 2D- und 3D-Animationsspezialist Simon Robson (aka Knife Party) hat einen interessanten Beitrag zur Debatte um das »Project for an American Century« (PNAC) und seinen Einfluß auf die aggressive Außenpolitik der USA abgeliefert: einen Kurzfilm, der zeigt, wie politische Agitation im MTV-Zeitalter aussehen kann.

Sehenswert, auf jeden Fall. Plakatkünstler wie John Heartfield oder Klaus Staeck kommen einem in den Sinn, oder Eisensteins Idee, einen Film zu produzieren, der das »Kommunistische Manifest« visuell und damit, wie Eisenstein in den 20er Jahren meinte, zwingend und unmittelbar darstellen und nachvollziehbar machen sollte. Einige Bildideen in »What Barry Says« sind schlichweg genial, so etwa das Öl, das aus dem mittleren Osten fließt und die Fackel der Freiheitsstatue leuchten läßt.

Allerdings ist die Über-Raschung, die rasche, visuell kräftige Doppelung und Unterfütterung des gesprochenen Textes, auch möglicherweise die größte Schwäche des Films: so sympathisch mir die Aussage ist, so kriegerisch und machtvoll kommt sie selbst daher - man wünscht sich zwischen den Morphs (Schnitte gibt es nur ganz wenige) Bedenkzeit und fühlt sich 'überwältigt'. Das gilt vermutlich umso mehr für diejenigen, die nicht eines der 'überwältigenden' Strategiepapiere des PNAC bereits zur Kenntnis genommen haben.

Wahrscheinlich hatte Robson im Sinn, die militante und stromlinienförmig auf militärische US-Interessen zugeschnittene Bild- und Symbolsprache etwa von FOX News zu überbieten und quasi mit gleichen Waffen zurückzuschlagen. Verkürzung, Verknappung, drei Farben, ein Film wie ein einziger Slogan, so mag seine Vorgabe gelautet haben. Plakate aber - wie Heartfields »Millionen stehen hinter mir« - stehen still und geben Gelegenheit zum Nach- und Mitdenken, während Robsons Film mitreißen will und manchmal den Wunsch hervorruft, auf die Pausetaste zu drücken. Es wäre interessant, zu sehen, was ein Meister des »gedankenoffenen« Film-Essays wie Harun Farocki aus dem Thema gemacht hätte.

Dennoch: Hut ab vor dieser »dichten« Arbeit. Es hat ja niemand gesagt, daß man die Pausetaste des Quicktime-Players nicht verwenden dürfe.

:::: von Christoph Pingel am 12.10.04; 9:44:01 Uhr :::: ::::