Author: Michael Hofstetter  
Posted: 14.12.2002; 15:15:28
Topic: Question 4
Msg #: 625 (in response to 422)
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Kunst zielt im besten Falle auf Heimatlosigkeit. In Heimatlosikeit kann sie sich aber nicht arktikulieren diese kann sie nur evozieren. Ihr Herd sind ihre eigenen zeitlichen und örtlichen Bedingungen über die sie im besten Fall hinausweist. Das Spezifische wird zum Exemplarischen Fall das Besondere zum Allgemeinen. Jede Äußerung hat einen spezifischen Ort und Rahmen wie auch diese Aüßerungen hier auf dieser Webseite. Die Wahl des Ortes ist durch Konvention gegebenen oder durch Strategie hergestellt. Es wäre reichlich kurzsichtig von schuldigen und unschuldigen Orten zu sprechen, wie es auch keine unverbrauchten Orte mehr gibt. Die Geschichte der Kunst ist die sukzessive Besetzung von noch nicht oder scheinbar nicht kodierten Orten. Nach Salon, Museum, Galerie, Atelier, Wohnzimmer, Küche und Internet gibt es keinen unschuldigen Ort mehr, der nicht durch eine Konvention nicht verbraucht ist. Schon allein die Geste des Rückzuges an herrschaftsfreie Räume ist dialektisch verknüpft in diesem endeckt werden. Daß man umgekehrt sich an etablierten Institutionen abgearbeitet hat, um durch Aufdeckung, deren Praxis eine eigene Unschuld des Werkes zu suggerieren, hat sich in der Wiederholung, wie Dreher richtig sah, auch entlarvt. Jede Masche korrumpiert sich selbst. Dennoch war der Ansatz nicht deshalb schon falsch, weil ihn einige dazu verwendet haben ihre eigene Karriere damit zu bestreiten. Die Kritik muß meines Erachtens nur umfassender werden. Nicht nur die Bedingungen die Institutionen, die Praxis müssen zur kritischen Masse des Werkes werden sondern das Werk selbst muß sich in einer zweiten Scannung nämlich als das Bloßstellende, als das Kritisierende, als das Aufzeigende zur Disposition werden. Die Richtung der Referenz muß zweibahnig sein. Nur ein sich selbst disponierendes Werk kann glaubhaft die eigenen Bedingungen zu Disposition stellen.

Aber fangen wir doch mal ganz von vorne an. Warum ist diese Seite auf der Plattform vom ZKM. Warum benutzt sie das Renomee dieser Institution? Warum wird hier eine Diskussion geführt die Minidifferenzen Probleme einer kritischen Kunst anspricht, während gleichzeitig eine Ausstellung "Von ZERO bis 2002 –Zeitgenössische Kunst aus den Sammlungen Siegfried Weishaupt, Froehlich, FER und Grässlin neu präsentiert" in dieser Institution läuft, die die Praxis der symbolischen Aufwertung von Sammlerkunst durch Mussen ohne jede Problematisierung zelebriert. Ab diesem Moment müßte sich doch diese Diskussion hier sich auf diese Praxis beziehen und ganz konkret die Plattform das ZKM problematisieren und anarchisch witzig oder sonstwie eingreifen. Hier erst wird diese Diskussion für mich glaubwürdig. Stattdessen wird eine Paralleldiskussion geführt, die sehr gerne den symbolischen Mehrwert der Institution die auch aufgrund solcher Ausstellungen herrührt mitnimmt um einen größeren Wirkungskreis zu haben. Also das was für Künstler gilt, das ihre Kritik der Institutionen strategisch geführt zu einem größeren Rennomee führt gilt auch für die anderen beteiligten Personen, wie Kritiker und Kuratoren. Michael Hofstetter (MichaelHofstetter@t-online.de)

 



Last update: Sunday, December 15, 2002 at 3:43:05 PM.
 

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