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Barockarchitektur

1. EINLEITUNG:

Stilrichtung der europäischen Kunst von etwa 1600 - 1750. (zwischen Renaissance und Manierismus) Meist unterteilt in Früh-, Hoch-, und Spätbarock, wobei die letzte Phase mit Einschränkung auch als Rokoko bezeichnet wird. Die Bedeutung des Wortes Barock wird auf zwei verschieden Weisen erklärt: - italienisch barocco : ursprünglich "schief", "regelwidrig", "dem guten Geschmack nicht entsprechend". - portugiesisch barocco : „unregelmäßige Perle“ Der Barockbegriff wurde zunächst eher negativ eingesetzt. Im 18.Jahrhundert empfand man die Abweichungen von den klassischen Regeln der Architektur als schwülstig, überladen und überquellend.

2. GESCHICHTE UND ZEITGEIST:

Die Epoche des Barocks wird durch wirtschaftliche, soziale, politische, vor allem aber wissenschaftlichen Umwälzungen eingeleitet. Nach dem westfälischen Frieden der den 30jährigen Krieg beendet, zeigt sich Deutschland unfähig sich als starke Zentralmacht zu etablieren. Das Land zerfällt in mehr als 300 Territorialstaaten, der Absolutismus beginnt.

Mit der Entwicklung des Humanismus, welcher Grundlage des freien Willens war, begann die Menschheit das absolute System des Mittelalters zu hinterfragen, und durch ein politisch aktives zu ersetzen. Seit klar war, daß die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist, wurde ersichtlich, daß die Bedeutung der Existenz der Menschheit willkürlich und nicht, wie bisher angenommen, Teil einer göttlichen Bestimmung ist. Die Zeit der Renaissance führte zu einem Machtverlust der katholischen Kirche. Große Teile Europas wurden protestantisch. Die Kirche hatte ihr Bildungsmonopol verloren und der Sakralbau seine allgemein maßgebende Position für die Architektur. (Die katholische Kirche reagiert mit der Gegenreformation).

In den Städten breitet sich der Handel aus, Geldwirtschaft setzt sich gegen Naturalienwirschaft durch. Durch die starke Verminderung der Bevölkerung im 30jährigen Krieg, erlahmte das wirtschaftliche Leben und durch die schlechten sanitären Bedingungen, konnten sich Seuchen schnell ausbreiten.

Durch die Umwälzungen kommt im Volk ein Gefühl der Unsicherheit auf (Eitelkeit, Vergänglichkeit, Nichtigkeit). Ruhte der typische Renaissance-Mensch in sich und im Diesseits, so prägten ein starkes Ich-Gefühl und die Beschäftigung mit dem Jenseits den Menschen im Barock. Die barocke Vergänglichkeitsthematik als reales Abbild der Zeitumstände sollte durch die Utopie eines "goldenen" Zeitalters verdrängt werden. Barock entsprach also vielmehr einem ganzen Lebensgefühl, auf der einen Seite stand die pure Lebenslust, auf der anderen Seite eine Todesangst. Das geometrisch geordnete Universum der Renaissance zerfiel, und der freie Gedanke spiegelt sich langsam in der Schaffung eigenwilliger, dynamischer Architekturen wider –,,Unendlicher Raum hat unendlich viele Möglichkeiten" (Giordano Bruno)

3. ARCHITEKTUR

Die einsetzende Gegenreformation der katholischen Kirche prägte die Baukunst im Barock. Kirchliche und weltliche Macht sahen sich absolut und durch Gottesgnaden legitimiert. Beide Autoritäten sollten durch prunkvolle Bauten repräsentiert werden. Die Fürsten hielten sich nicht in Prunksucht und Verherrlichung der eigenen Person zurück. Das Religiöse wurde mehr und mehr zur Floskel. Ihrem übersteigerten Selbstwertgefühl zufolge verewigten sich die Barockfürsten mit nie dagewesenen Schloßbauten, die selbst die Sakralbauten übertrafen. Selbst die Stadt wurde geometrisch mitgeplant. Neben schachbrettartigen Anordnungen (Mannheim) gab es strahlenförmige Grundrisse (Karsruhe). Stets gleich war jedoch das Schloß als Kopf der Stadt im Idealfall im Zentrum angeordnet und lag immer auf der Sichtachse. Diese Grundsätze bewirkten auch, das man die Baumassen auf ihre perspektivische Wirkung hin konzipierte (z.B. Kirchen in Häuserfronten hineinkonzipiert, oder Häuser mit gleichen Fassaden maskierte), und Häuserform nach Zweck regelte. {Oft wurden die Bauten sehr schnell errichtet, z.B. Sanssouci in 2 Jahre, um möglichst schnell ein imposantes Gebäude zu haben, darunter litt oft die Qualität (Holzwände, Vergoldet statt echtem Gold, … )}

Die ruhige und gerade Architektur der Renaissance wird schwungvoller, dynamischer und plastischer. Hinzu kommen die barocken Sprenggiebel, in denen die geschlossene Rahmung gewaltsam aufgebrochen wird, als auch der Giebel, dessen Seitenteile an den Ecken hervorspringen. Die bügelförmige Verdachung der Wellengiebel bildet sich im Laufe der stilistischen Entwicklung zu schwungvollen Kurven um. Die Säulen der Renaissance verlieren ihre klassische Ruhe und werden durch spiralförmige Windungen in Bewegungen versetzt. Diese Art von Entwicklung können wir auch an den Portalen, dem Gebälk und den Pfeilern beobachten.

Für die Barockarchitekten war die Fassade nur ein Teil des Bauwerks, die ein Element eines Gesamtzusammenhangs war. Das Mittelstück der Fassade wurde im Hinblick auf das, was über oder unter ihr lag, angelegt. Somit stand die Vertikalbetonung der Mitte in starkem Gegensatz zu den waagerecht gelagerten Stockwerken.

Die Architekten versuchten die klaren Konturen zu verwischen, Wände aufzugliedern und zu unterbrechen, zu schmücken und in bewegte Formen zu versetzen. Verschiedenste Teile der Fassade wurden vor- und rückgekurvt, Fenster und Türen mit Bekrönungen versehen. Die Barockgestaltung war vielgliedrig, aber in ihrer Wirkung stets monumental. Die Vielfalt der architektonischen Möglichkeiten war jedoch keine chaotische Anhäufung von Schmuck, sondern folgte einem durchdachtem Konzept, das sich an der Idee des Gesamtkunstwerks orientierte.

Die Barockarchitekten sahen die Baukörper als plastische Einheit. Diese Auffassung wirkte sich in der Grundrissgestaltung der Bauwerke aus. Der Umriss bekam eine reiche, malerisch bewegte Wirkung, d. h., dass sie nicht wie die Renaissance einfache, geometrische Formen wie das Rechteck und das Quadrat bevorzugten, sondern sie benutzten eher die Ellipse, das Oval und komplizierte Kurven, da sie Bewegung und Spannung erzeugen wollten. Barock Bauwerke haben sowohl im Grundriß als auch in den Ansichten überwiegend geschwungene Formen. Insbesondere die Innenausstattung zeigt häufig eine geradezu überschwengliche Vielfalt an Formen und Farben, dem Spiel des Lichtes kommt eine besondere Bedeutung zu. Fenster sind zum Beispiel nicht mehr rechteckig sondern vielförmig gestaltet. Wände sind reich verziert, profiliert und abgesetzt. Das Zentrum des Baus wird meist hervorgehoben und enthält oft die seitlichen Elemente in übersteigerter Form, z.B. Türme, so dass die Seiten dadurch ein geringes Gewicht beim Betrachter bekommen. Der barocke Baustil wird im allgemeinen als Baustil des Absolutismus bezeichnet.

Die Lichtführung spielt im Bereich der barocken Architektur eine große Rolle. Die Barockarchitekten benutzten nicht nur eine Lichtquelle, sondern sie verwendeten den Lichteinfall verschiedener Materialien. Diese unterschiedliche Materialwirkung nutzten die Barockmeister für den Außen- sowie für den Innenbau, um den Effekt der Bewegung und der Spannung zu erreichen. So wie auf der Bühne die dramatischen Wirkungen durch wechselnde Lichtwirkungen gesteigert werden können, so wurden Lichteffekte in der Barockarchitektur verwendet um Spiegelungen und Kontraste zu erreichen. Diese Lichteinfälle wurden z. B. durch Kuppeln und Fenster erzeugt.

Die Wandmalerei gewinnt eine bis dahin nicht gekannte und seitdem nie wieder erreichte Bedeutung. In Kirchen und Schlössern werden Decken, Kuppeln und teilweise auch Wände mit ganzen Programmen heilsgeschichtlichen bzw. mythologischen Inhalts überzogen. Mit illusionistischen Mitteln wird der Eindruck erweckt, als gingen die Räume nahtlos in die Himmelsregion über (Himmelsarchitektur). Als beliebtes Motiv der Illusionsarchitektur taucht häufig die Treppe auf, die sich der Bogenform des Gewölbes anpasst und sich im leichten Schwung in die Höhe zieht. Sie vermittelt zwischen den Realitätsebenen (Darstellung des sichtbaren Universums und Transzendenz) und fungiert gleichzeitig als Bühne (Theatralik). Desweiteren hatten Spiegel eine besondere Bedeutung: sie dienten der Prachtentfaltung und Glorifizierung absolutistischer Herrschaft. Außerdem dienten sie der theatralischen Rauminszenierung.

Typisch für Fürstenschlösser waren die umliegenden Parks. Der Gartenbau sollte zivilisiert werden. Die Barockgärten sind von einem Wegenetz durchzogen. Die Wege führen durch stark zurückgeschnittene, geformte Pflanzen. Alleen und auf den Achsen liegende Bauten, Brunnen und Wasserspiele sowie ebenfalls symmetrisch arrangierte Skulpturen bestimmen das Bild.

Barock1: Barock2: Barock3: Barock4:

Berühmte Bauwerke des Barocks in Deutschland sind:
· Die Theaterkirche St. Kajetan zu München,
erbaut 1663-1674 von den Italienern Agostino Barelli und Enrico Roncalli.
· Die Frauenkirche in Dresden,
erbaut 1726- 1743 von Georg Bähr.
· Die Benediktiner Kirche in Ottobeuren,
erbaut 1737- 1766 von Johan Michael Fischer.
· Die Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen,
erbaut 1743- 1772 von Balthasar Neumann.



QUELLEN:

Wilfried Koch
Baustilkunde
1991, Mosaik-Verlag

Jan Gympe
Geschichte der Architektur - von der Antike bis heute
1996, Könemann, Köln


Ehrenfried Kluckert
Vom Heiligen Hain zur Postmoderne
1996, Konrad Theiss Verlag, Stuttgart


http://www.borromini.at/d/index.html
http://www.udoklinger.de/Gesch/Barock.html
http://www.zum.de/Faecher/D/Saar/gym/barocenc.htm
http://www.faust.fr.bw.schule.de/uproj/barock/architektur.htm
http://www.kath.de/spezial/kirchen/caecilia.htm
http://www.lfs-koeln.de/kulturelles/barock/barock_architektur.htm
http://www.mburger.handshake.de/schule/kun/barock.html
http://www.hausarbeiten.de


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